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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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den Band heraus, ihn ihr zu zeigen. »Das Wunder von Petrarcas Dichtung.«
    Mit einem unterdrückten Aufschrei des Erstaunens nahm Carla das Buch und drückte flüchtig seine Hand.
    »Ach, Damiano, dafür danke ich Gott. Als ich sah, wie der Mann seinen Bogen spannte, schrie ich laut, denn ich hatte dich an deinen Farben erkannt. Ich betete darum, daß er dich verfehlen möge, aber ich fürchtete, wir würden jeden Augenblick an deiner im Schnee liegenden Leiche vorüberfahren.«
    »Gewiß danke ich mein Leben deinen Gebeten«, sagte er aufrichtig.
    Dann schwieg er glücklich.
    Nach einer Weile seufzte Carla. »Deine Seele und meine verstehen einander, Damiano. Ich wollte, du wärst mein Bruder und nicht Paolo.«
    Dies Gefühl, wenn es auch Zuneigung offenbarte, war nicht das, was sich Damiano von Carla wünschte. Er hüllte sich weiterhin in Schweigen, während er überlegte, was er sagen wollte. Natürlich würde er ihr offenbaren, daß er sie liebte, aber wie sollte er sich ausdrücken?
    Sollte er sagen, Carla, Liebste, ich ziehe in die Provence, wo meine Musik zu deinen Ehren dich berühmt machen wird. Warte auf mich. Oder sollte er lieber sagen, Carla, Allerliebste, ich gehe nach Nürnberg, wo meine alchimistischen Arbeiten zu deinen Ehren dir Ruhm bringen werden. Warte auf mich. Ganz gewiß konnte er nicht sagen, Carla, liebste Freundin meiner Kindheit, geh mit mir in die Provence oder nach Deutschland und leide Hunger mit mir.
    Doch Carla war es, die das Wort ergriff.
    »Mein Bruder ist nicht zufrieden mit mir, Damiano. Du allein auf der Welt besitzt die Seele, die begreifen kann, warum ich mich entschieden habe, in das Kloster La Dolorosa von Bard einzutreten.«
    Damiano starrte verständnislos auf das Taufbecken aus rosafarbenem Marmor, das wie eine Lilie geformt war.
    »Warum du was? Sag das noch einmal.«
    Die Hände im Schoß gefaltet, beugte Carla sich vor.
    »Ich habe mich entschieden – ich bin auch schon angenommen worden – in das Kloster unserer Schmerzensreichen Mutter in Bard einzutreten. An meinem Geburtstag im nächsten Monat. Paolo würde mich daran hindern, wenn er könnte, da er mich mit einem Vetter in Donnaz verheiraten wollte, aber dem Gesetz nach kann er sich nicht gegen meine Verlobung mit Gott stellen.«
    Ihm dröhnten die Ohren. Das Taufbecken, das Lesepult, der springende Fisch aus Marmor hoben sich überscharf aus der Düsternis.
    »Carla? Du gehst ins Kloster? Du willst Nonne werden?«
    Sie nickte langsam und mit Inbrunst.
    »Ich werde eine der Schwestern der Heiligen Clara. Ich will meine Werke und Gebete den Armen und den Leidenden weihen.« Etwas in Damianos Gesicht erschreckte sie. »Du – du freust dich nicht für mich, Dami?«
    »Ich werde dich nie wiedersehen!« rief er laut klagend.
    Carla hob einen Finger dicht zu seinem Mund und blickte hastig nach rechts und links.
    »Pscht, Damiano. Mein Bruder betritt selten eine Kirche, aber… Wenn er uns hier fände, würde er sich wie ein Bär auf dich stürzen – er ist so wütend.«
    Unfähig, sich zurückzuhalten, nahm er ihre Hand und küßte sie.
    »Carla, cara, meine Liebste, meine Beatrice. Verlaß mich nicht. Versteck dich nicht auf ewig hinter steinernen Mauern. Sonst muß ich sterben.«
    Carla war außer sich vor Überraschung.
    »Was sagst du da, Damiano? Werde ich wahnsinnig?«
    »Bitte!« flehte er sie an. »Als die Soldaten in die Stadt einmarschierten, dachte ich nur an dich, und als ich erfuhr, daß du fort warst, fürchtete ich um dich. Ich wanderte durch Schnee und Kälte und wurde von Dieben überfallen. Ich verbrachte eine Nacht des lebendigen Todes im zerfetzten Kadaver einer toten Kuh, und dann sündigte ich, tötete Menschen, alles nur um dich zu retten…
    Mutter Gottes, Carla, verlaß mich nicht. Laß mich dir statt dessen dienen. Mit allem, was ich habe. Mit allem, was ich bin. Alle Tage meines Lebens… Ich werde dich nicht anrühren, wenn das dein Wille ist. Ich hoffe allerdings aus tiefster Seele, daß solches nicht dein Wille ist. Bitte, es muß doch Gottes Wille sein, daß ich dich begehre, denn aus mir selbst heraus könnte ich niemals etwas so glühend begehren.«
    Mit einem Schluchzen brach er ab.
    Carla saß reglos erstarrt. Damiano schämte sich plötzlich und ließ ihre Hand los. Langsam begann sie, den Kopf zu schütteln.
    »Damiano! Woher kamen diese Worte? In der ganzen Zeit, die wir uns kennen, haben unsere Gespräche von Gott und den Wissenschaften gehandelt. Du hast mir die Philosophen

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