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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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würde zu dir kommen, wo es doch so viel einfacher und auch angemessener ist, dich zu mir zu holen?«
    In Damianos Ohren dröhnte ein ständiges Rauschen, und sein Hirn war wie betäubt. Er wagte nicht, den Mund zu öffnen, weil er keine Ahnung hatte, was für Geräusche ihm über die Lippen kommen würden. Dennoch riskierte er einen Blick in die Runde.
    Die Aussicht reichte in endlose Weiten, Damianos Sehvermögen allerdings nicht; er sah jedoch genug, um überzeugt zu sein, daß er sich in einem geschlossenen Raum irgendeiner Art befand. Vier kalkweiße, ebene Wände waren mit Behängen geschmückt, die ganz in Rot bestickt waren. Auf einem gefliesten Boden von ungeheurer Größe stand ein Tisch so groß wie eine Domkirche und auf ihm eine Schale mit dunklen Trauben. Vier Fenster blickten in vier verschiedene Richtungen, zeigten jeweils wolkenverhangene Landschaften blauen Meeres, grüner Wiesen und Felder, eisverkrusteter Felsen und eintöniger Sandwüsten. Obwohl diese Landschaften völlig widersprüchlich und für den Menschen unbewohnbar waren, verspürte Damiano, während er durch die Fenster hinausblickte, eine heftige Sehnsucht, eine von ihnen aufzusuchen, durch die süße, freie Luft zu fliegen – zu fliegen? Warum fliegen? Damiano war nie in seinem Leben geflogen. In Freiheit, wahrer Freiheit, keinem verantwortlich, nicht einmal –
    »Das ist mein Audienzsaal. Ein angenehmer Ort, nicht wahr? Allein hier zu sitzen und die Luft zu atmen weckt in jedem die besten Eigenschaften. Und er ist zu allen Orten und Zeiten günstig gelegen. Auch ich habe viele Stunden hier zugebracht und auf mein Reich hinausgeschaut.«
    Damiano nickte zerstreut. Er empfand, das Verlockende sei mehr außerhalb der Fenster als im Saal selbst, wo es nach ausgebranntem Feuer roch. Er überlegte, ob es vielleicht dem Satan selbst ebenso ging, und ob dies der Grund war, weshalb er Stunden damit zubrachte, auf Orte hinauszuschauen, wo er nicht war. Außerdem –wenn diese Ausblicke wie andere waren, die Damiano gesehen hatte, so waren sie Betrug, denn wenn man sich einmal unter Mühen zu ihnen begeben hatte, so stellte man unweigerlich fest, daß man auf Boden stand, der dem heimischen an Aussehen und Beschaffenheit ganz ähnlich war, daß man noch immer das Wölkchen seines eigenen Atems ein- und wieder ausatmete. Damiano konnte verstehen, wenn Satan diese Frustration verspürte, wenn er zu seinen Fenstern hinausblickte, denn der Atem desgewaltigen Geistes war besonders schal. Ja, einen flüchtigen Moment lang meinte er, den Teufel sogar sehr gut zu verstehen, aber sogleich war dieser Augenblick verflogen.
    Der Satan räusperte sich.
    »Wenn ich mich nicht irre, batest du um eine Audienz, Dami.«
    Beim Klang seines Namens begann Damiano heftig zu frösteln. Delstrego wäre nicht so schlimm zu hören gewesen, wenn auch jeder Hinweis, daß der Teufel einen bei Namen kannte, unangenehm war. Hätte der Satan ihn bei seinem Vornamen gerufen, so wäre auch das verständlich gewesen, da fast jeder in Partestrada ihn Damiano nannte. Aber von diesen wulstigen Lippen, mit dieser Aschenschaufel-Stimme Dami gerufen zu werden, wie Carla und Raphael ihn nannten – das war noch schlimmer als der vorherige Tadel des Teufels im Namen Pater Antonios.
    Dennoch stützte er seinen Stab auf den Boden und stand wieder auf.
    »Das ist wahr«, antwortete er, und seine Stimme klang unerwartet fest. »Vorausgesetzt, du bist Satan.«
    Die hellen Brauen zuckten in vertrauter Reaktion in die Höhe.
    »Ich bin es«, flüsterte die aschfahle Stimme. »Ich bin Luzifer, Herrscher über die Erde und die Menschheit. Ich hörte dich, und da ich mich bemühe, allen meinen Untertanen zugänglich zu sein, half ich dir, zu mir zu kommen.«
    Damiano starrte ihn immer noch mit Verwirrung an, und endlich schoß tiefe Röte in das riesige Gesicht. Es war wie bei Sonnenuntergang in den Bergen.
    »Aus dir spricht Kühnheit! Du benimmst dich, als glaubtest du mir nicht, daß ich der bin, der ich sage!«
    Finger krallten sich um Damiano und drohten, alles zu verdunkeln.
    Damiano erinnerte sich, daß Pater Antonio einmal gesagt hatte, kein Mensch sei über Zweifel an seinen Worten so erbost wie der Gewohnheitslügner, der ausnahmsweise die Wahrheit gesagt hat. Obwohl er in einer Angst, die fast Verzweiflung war, vor dem Damon stand, tröstete ihn diese Erinnerung.
    »Ich glaube dir, Geist. Ich glaube dir, weil du so viel Ähnlichkeit mit dem Erzengel Raphael hast, dessen Gesicht ich

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