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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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starrten sie herüber, und Damiano wußte nicht, ob sie ihn sehen konnten oder auf andere Weise wußten, daß er da war.
    Als beinahe alle vorüber waren, machte ein verwitterter alter Bock vor dem Wallach halt, untersuchte Pferd, Hund und Reiter aufmerksam und pinkelte dann in seinen eigenen Bart. Macchiata knurrte angesichts dieser Beleidigung. Der Ziegenbock senkte kampflustig die Hörner.
    »Laß dich da nicht hineinziehen«, zischte Damiano hilflos von oben.
    In diesem Moment kam der Hirte angelaufen und trieb den Bock mit knallender Peitsche die Straße hinauf.
    »Nun«, meinte Damiano, als sie wieder allein waren, »es hätten ja Soldaten sein können.«
    Bis zur Mitte des Nachmittags hatte Damiano die Straßengabelung passiert, wo leer und verlassen die steinerne Hütte stand, hatte die Zwillingshügel hinter sich, die das tote Dorf Sous Pont Saint Martin verbargen, und den Fußpfad, wo man die Gebeine und das Fell einer geschlachteten Kuh vergraben hatte. Alle die tragischen Episoden seiner Vergangenheit lagen also hinter ihm.
    Am Himmel trieben Zauberwolken aus Eis, die das Sonnenlicht brachen. Ihm war warm unter seinem Pelz, und er war schläfrig.
    »Fangen wir noch einmal von vorn an, meine Kleine«, murmelte er zu Macchiata gewandt. »Nichts mehr vom Teufel. Irgendwo habe ich den falschen Weg eingeschlagen – ich weiß nicht genau, wo, und ich habe niemanden, den ich fragen kann, aber das macht nichts. Vielleicht kann Saara es mir sagen, hm? Sie ist viel herumgekommen und hat auf ihrem Weg vom hohen Norden herunter nach Italien gewiß einiges von der Welt gesehen.«
    Er wartete auf eine Antwort, weil Macchiata auf seine Fragen immer Antwort gab, auch wenn es rhetorische Fragen waren. Nach ein paar Sekunden Schweigen sah er sich um, dann neigte er sich zur Seite, um unter den Bauch des Pferdes zu spähen.
    »Macchiata?«
    Wann hatte er die Hündin das letztemal vernommen? Seufzend glitt Damiano zu Boden.
    Links von der Straße erhoben sich Hügel, runder als die Gipfel, die von der Straßenkreuzung aus sichtbar waren, mit vereinzelten schwarz-grünen Nadelbaumgruppen gesprenkelt. Zu seiner Rechten fiel das Gelände zu einer Mulde ab, und stehendes Wasser war zu blankem Eis gefroren. Blinzelnd spähte er die glitzernde weiße Straße hinter sich entlang.
    Ein winziger rotbrauner Punkt bewegte sich in der Ferne auf und nieder. Er wurde größer und erkennbar, und Damiano atmete auf. Einen Arm auf den Rücken seines Rappen gestützt, wartete er. Macchiata näherte sich in raschem Lauf. Sie schlingerte dabei wie ein kleines, schwer beladenes Schiff, und die Zunge hing ihr weit aus dem Maul.
    »Warum hast du mir nicht gesagt, daß du nicht mitkommst?« fragte Damiano.
    Macchiata sah nur zu ihm auf, zog ihre Zunge ein, und dann gaben alle vier Beine auf einmal nach. Als sie in den gefrorenen Schnee auf der Straße fiel, schlugen ihre Zähne hörbar aufeinander. Der kleine Schwanz lag platt und gerade hinter ihr.
    Sie war so heiß wie eine Wärmflasche, als Damiano sie aufhob.
    »Das ist ja schrecklich, Macchiata. Durch deinen Stolz hätten wir dich beinahe verloren. Jetzt bleib ein Weilchen liegen und rühr dich nicht.«
    Während er sprach, legte er sie quer über den Widerrist des Pferdes, wo sie schlaff wie der Weinschlauch liegenblieb. Damiano sprang hinter ihr auf.
    »Das arme Pferd«, meinte er und schnalzte mit der Zunge, um den Wallach anzutreiben. »Zwei Reiter, zwei Bündel, eine Rolle mit Bettzeug, ein Weinschlauch, mein Stab und dazu noch die Laute. Ein Glück, daß keiner von uns allzu viel wiegt.«
    Die Hündin stöhnte nur.
    »Wunderst du dich nicht«, fragte Damiano, nachdem ein paar Minuten verstrichen waren, »wieso mir Partestrada so sehr am Herzen liegt, daß ich hierhin und dorthin laufe und im Schnee Schlachten schlage?«
    »Nein«, antwortete Macchiata und stellte sich auf dem schwarzen Pferderücken vorsichtig auf die Beine, wobei sie sich mit den Krallen festzuhalten suchte. Damiano hatte gerade noch Zeit, sie um die Mitte zu packen, ehe ein heftiges Zucken des Wallachs sie ins Rutschen brachte. Er setzte sie vor sich nieder und schlang einen Arm um ihre Mitte.
    »Nein, Herr. Partestrada ist unsere Heimat.«
    »Aber man könnte fragen, ob die Stadt das alles wert ist. Sie ist schließlich nicht die größte in der Gegend, und sie hat weder große Dichter noch berühmte Philosophen hervorgebracht – jedenfalls bis jetzt nicht.«
    »Partestrada ist unsere Heimat«, wiederholte die

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