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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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dir meinen Namen sage, Gaspare, kann ich vielleicht nie wieder für dich auf der Laute spielen.«
    »Ha! Das dachte ich mir. Weil Ihr mit Zauber spielt.«
    »Nein, mit Zauberei hat das nichts zu tun. Das ist einfach menschliche Natur. Siehst du, im allgemeinen spiele ich nicht so – so lebendig und schwungvoll auf der Laute. Aber heute habe ich mich selbst vergessen. Wenn ich dir meinen Namen sage, wird mich das erinnern.«
    Der Junge brach in Gelächter aus, und der scharlachrote Umhang glitt zu Boden. Damiano spürte, wie ein albernes Lächeln sich auf seinen Zügen ausbreitete. Er senkte den Blick zu seinen angezogenen Knien.
    »Nenn mich einfach Festelligambe«, murmelte er.
    »Festelligambe! Ist das Euer Spitzname, Musikant? Er ist wenig elegant.«
    Damiano schüttelte den Kopf.
    »Das ist der Spitzname meines Pferdes. Und es ist wirklich ein schönes Pferd. Ich gab ihm den Namen nach einem Unwetter, als es versuchte, auf mein Lager zu kriechen, und ich das Gefühl hatte, auf einem Haufen spindeldürrer Stöcke zu schlafen.
    Und da wir gerade von Festelligambe sprechen – dominus deus. Ich habe ihn bei den Ochsen auf dem Feld zurückgelassen. Heute morgen schon. Besser, ich gehe jetzt.« Damiano stand auf und machte sich daran, sich sein Gepäck wieder aufzuladen. Gaspare half ihm dabei. »Ich bin es nicht gewöhnt, ein Pferd zu haben«, fügte Damiano hinzu. »Ich hätte den Burschen nie so lange allein lassen dürfen.«
    »Nein. Ihr könnt von Glück sagen, wenn es noch da ist«, stimmte der Knabe zu. »Ich hoffe, Ihr habt es wenigstens gut angebunden.«
    Damiano schüttelte zerstreut den Kopf, während er sich umsah, um sicherzugehen, daß er nichts vergessen hatte.
    »Nein, ich habe keinen Strick, und außerdem tu ich mich mit dem Losmachen leichter…«
    Er drehte sich um und sah Gaspare ins Gesicht, als wollte er sich die schmalen, sommersprossigen Züge genau einprägen.
    »Jesus sei mit dir«, sagte er. »Jesus und die Heilige Jungfrau. Ich hoffe, wir sehen uns wieder.«
    Gaspare machte ein so finsteres Gesicht, als wäre der Abschied selbst eine Beleidigung.
    »Wohin wollt Ihr, Herr Musikant? Braucht Ihr nicht vielleicht einen Tänzer und einen Mann, der den Hut herumreicht?«
    Damiano blinzelte erstaunt. »Ich will zu den Seen der Lombardei, Gaspare«, antwortete er, »wo die Hexe Saara wohnt. Wo genau sie ihr Haus hat, weiß ich allerdings nicht. Ich werde keine Zeit haben, auf meiner Reise die Laute zu schlagen. Höchstens abends am Feuer, und dann ist niemand da, der mich hören kann.«
    Das Gesicht des Straßenjungen verfinsterte sich noch mehr.
    »Warum? Ihr könntet Euch mit der Laute einen Namen machen.«
    Damiano trat einen Schritt beiseite, um Gaspares Enttäuschung nicht sehen zu müssen.
    »Ich tue es, um meine Vaterstadt zu retten«, erklärte er leise. »Wenn ich das schaffen könnte, indem ich auf der Laute spiele, wäre es viel einfacher, aber…« Er zuckte mit den Schultern und wandte sich von dem Jungen ab und ließ die Straßenecke in San Gabriele hinter sich.
    Macchiata, die zu seinen Füßen trottete, brach zum erstenmal seit dem Mittag ihr Schweigen.
    »Der kommt leicht in Hitze«, bemerkte sie. »Ich dachte schon, er würde dich schlagen. Dann hätte ich ihn natürlich gebissen.«
    Sie seufzte und trabte weiter.
    »Du mußt verstehen, meine Kleine, daß er arm ist. Und arm sein ist eine unausgesetzte Enttäuschung.
    Aber obwohl er arm ist, Macchiata, ist unser Gaspare niemals geizig. Er ist großzügig und gerecht, und ein Liebhaber der schönen Künste außerdem – was bei ihm in der Familie zu liegen scheint.«
    Auf der Höhe des Pfades, der sich vom Dorf aus nach Süden neigte, blieb Damiano stehen, um den Anblick der friedlichen Felder zu genießen, deren Farben schon zu verblassen begannen. Als Mensch seiner Zeit empfand er größere Schönheit im bestellten Land als im wild wuchernden Gras, zog die Obstpflanzung dem Wald vor. Aber er hatte auf seinen Wanderungen auch weit mehr Wildnis als bebautes Land gesehen, und er wußte, wieviel harte Arbeit es war, die Erde mit der Hacke umzustechen.
    Vielleicht würde er dort, wo er den Wallach zurückgelassen hatte, sein Lager aufschlagen; im Schatten der Pappeln am Feldrain. Das Wetter versprach schön zu werden – obwohl man in den Alpen ja den Versprechungen des Wetters nie glauben konnte. Jetzt mußte sich nur noch zeigen, ob Festelligambe sein Versprechen, keine Dummheiten zu machen, gehalten hatte.
    Damiano spähte voraus,

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