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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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Hügel wieder hinunterschritt, spürte er die Kälte der von der Nacht beschatteten Erde durch seine Stiefel aufsteigen, und das Flackern seines kleinen Lagerfeuers war ihm wie das Blinzeln aus Freundesauge.
    Er war froh, daß er etwas gegessen hatte, bevor sich diese Notwendigkeit ergeben hatte; denn später würde er nicht mehr essen wollen. Als er sich dem Feuerschein näherte, fing seine Nase den beunruhigenden Geruch brennenden Haares auf. Er rannte die letzten Meter bis zum Lager, und der Weinschlauch sprang in seinem Arm auf und ab wie ein lebendiges Wesen. Doch das kleine Lager bot ein Bild tiefen Friedens.
    Macchiata lag, alle viere von sich gestreckt, auf der zweiten Rolle mit Bettzeug. Ihre Pfoten hingen zu beiden Seiten herunter, so daß es aussah, als ritte sie auf einem Baumstamm. Ihr Blick war unverwandt auf ihren Schützling Karl gerichtet. Der Wallach stand still am Feuer und sog die Wärme auf.
    »Festelligambe«, rief Damiano entrüstet. »Mach daß du da wegkommst. Du verbrennst dir den Schwanz!«
    Er ließ den Schlauch neben Macchiata zur Erde fallen und lief um das Feuer herum. Der Wallach war schon dabei, seinen angesengten Schwanz staunend zu betrachten.
    Damiano griff ihm in die schwarze Mähne und zog seinen Kopf herum. Ein Ohr in jeder Hand festhaltend, sah er dem Pferd in die Augen.
    »Du bist ein äußerst unpferdemäßiges Pferd«, erklärte er.
    Der Wallach zuckte mit seinem gekürzten Schweif, von dessen Pracht nicht viel geblieben war.
    »Was soll ich denn machen, wenn du Feuer fängst? Im ganzen Brunnen ist nicht genug Wasser, um ein Pferd zu löschen.«
    Festelligambe hob den Kopf und berührte mit seinen weichen Lippen Damianos Nase. Vielleicht wollte er sich entschuldigen. Damiano fand den Anblick der großen gelben Zähne nicht übermäßig angenehm und wandte sich ab.
    Er hatte keinerlei Medizin in seinem Bündel, und der frühe Winter war zum Kräutersammeln nicht die rechte Jahreszeit. Aber Karls Finger mußten abgenommen werden, und Damiano wußte, daß sein Vater in Notfällen, wenn nichts anderes verfügbar gewesen war, auf heiße Packungen und Seifenlauge zurückgegriffen hatte. Er füllte also seinen einzigen Tiegel mit Wasser und setzte ihn auf das Feuer. Dann riß er eines seiner beiden Leinenunterhemden in Streifen und legte diese in das heiße Wasser ein. Aus der Tiefe seines Bündels zog er ein Päckchen aus zusammengefaltetem Stoff hervor und schlug es auseinander, um ihm ein kleines Messer zu entnehmen.
    Es war weder besonders lang, noch besonders scharf, da es mehr zur Verwendung bei der Zauberei als bei der Chirurgie gedacht war, und seine Klinge bestand aus Silber. Der Griff war aus Kristall und mit Darstellungen des Mondes in allen seinen Phasen ziseliert. Der Vollmond selbst zierte wie ein kleiner Knauf die Spitze des Hefts.
    Eine Zeitlang kniete Damiano still neben Karl auf der Decke, das Messer in der Hand, und sammelte sich. Er hatte eine solche Operation nie zuvor ohne ein wirksames Schlafmittel für den Patienten, ohne Kompressen, reines Leinen und ein paar Helfer vorgenommen, die den Patienten festhalten konnten, falls das Betäubungsmittel nicht wirkte. Diesmal würde er mit äußerster Konzentration und Sicherheit arbeiten müssen.
    Mit der rechten Hand – jener Hand, die das Messer nicht berührte – griff er nach einem Büschel dürren Grases und riß es aus der Erde. Die gelben Grashalme verstreute er über Jan Karls Gliedmaßen und murmelte dabei einen Bindezauberspruch. Feinen, aber unzerreißbaren Fesseln gleich legten sich die Halme um die Glieder des Patienten, aber Damiano merkte im selben Moment, daß sein Blick sich trübte und seine Füße unter ihm einschliefen.
    So einen Bindezauber mußte man teuer bezahlen.
    Als nächstes weihte er das Messer und seine Hände der bevorstehenden Aufgabe. Die silberne Klinge erhitzte sich, und er drehte das Messer in den Fingern, bis sie wieder abkühlte.
    Er hob die brandige Hand Jan Karls und klemmte sie zwischen seine Knie. Der schlafende Patient rührte sich nicht. Mit der blitzenden Klinge, die nicht länger war als ein Buchenblatt, durchtrennte Damiano die gesunde Haut unterhalb der schwärenden Wunde, die einst Karls kleiner Finger gewesen war. Er zog einen Schnitt rund um das Knöchelgelenk.
    Ein bestimmter Zauber, um die Blutung zu stillen. Ein zweiter, um eine kleine Brise anzuregen, denn dies war keine wohlriechende Angelegenheit. Gott gebe, daß der Schläfer nicht erwachte. Die Sehne und

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