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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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Geliebten in die Arme und klagte laut und voller Bitterkeit in einer fremden Sprache. Ihr Gesicht war weiß und ungläubig verzerrt. Ihr Blick war starr ins Leere gerichtet, und auch sie schüttelte den Kopf im Angesicht des Todes.
    Damiano erhob sich schwerfällig. Es war, als wäre sein Mund gefroren; doch es gab auch nichts, was er hätte sagen können. Er schwankte, und Macchiata schob winselnd ihren Kopf zwischen seinen Knien hindurch.
    Langsam blickte Saara auf. Ihr Gesicht war aschfahl und leer. Ihre Augen waren tränenlos. Es verging eine lange Zeit, ehe sie Damiano vor sich stehen sah.
    Der einsame Sperling piepste unverdrossen. Der Wind strich durchs hohe Gras. Damiano bemerkte, daß seine linke Hand blutbefleckt war. Blut hatte auch den schwarzen Stab benetzt.
    Da öffnete Saara den Mund und begann laut zu wehklagen.
    Eisige Kälte schlug Damiano ins Gesicht. Jede Faser schmerzte vor Kälte und schüttelte seinen Körper. Eisige Luft rieb ihm seine Lungen wund, während er seine Hand zum Gesicht hob. Gleich darauf hatte der Wind ihm die Füße vom Boden gerissen, und er rollte durch das Gras, das wie Eis unter seinem Körper knackte. Er schloß, die Augen vor der Kälte und schrie.
    Seine Ohren empfanden Saaras Klagelied als tödlichen Schmerz. Damiano schrie auf, als sein rechtes Trommelfell platzte. Er rappelte sich hoch und rannte stolpernd und torkelnd dem Fichtenwald entgegen.
    Saaras Klagelied langte vor ihm an, und die milde Luft erstarrte in Frost, der jede einzelne grüne Nadel in Eis kleidete. Es knisterte wie Feuer, als Äste plötzlich brachen und krachend zu Boden stürzten. Schnee stob aus dem Nichts und benahm Damiano den Atem. Er stürzte wieder, und gefrorene Schneebrocken und Klumpen erstarrten Bachwassers prasselten auf ihn nieder und wollten ihn lebendig begraben. Irgendwo in der Nähe heulte Macchiata: »Herr!« Er befreite sein Gesicht aus den Schneewehen und rief nach ihr.
    Plötzlich krachte der rauhe schwarze Baumstamm zu seiner Rechten, krachte und splitterte, und eine riesige dunkle Fichte neigte sich, stürzte wie gefällt.
    Unter der Schneelast gefangen, konnte Damiano sich nicht rühren. Doch rein instinktiv wälzte er sich herum und hob seinen Stab dem herabstürzenden Riesen entgegen, wie er ihn Ruggieros Schwert entgegengehalten hatte.
    »Nein!« schrie er laut, während er den Stab, diesen armseligen Schutzschild, über sich schwenkte.
    Die Luft knisterte, und es roch nach brennendem Metall. Damiano standen die Haare zu Berge, und der rauhe Wind fuhr durch seinen Ebenholzstab.
    Der Baum hielt mitten im Sturz inne. Sekundenlang hing der gewaltige Stamm wie von unsichtbaren Fäden gehalten in der Luft, dann fing er Feuer. Grell orangefarbene Flammen erleuchteten die Schatten, und das Prasseln des Brandes dröhnte wie ein mächtiger Chor der Verdammnis.
    Damiano lag halb unter dem Schnee begraben und völlig hilflos, während die Hitze der Flammen den Winter bekriegte, und ihm federleichte Asche auf das Gesicht schwebte. Es begann zu regnen.
    Und dann war der Baum verschwunden.
    Er stand langsam auf, und nichts hinderte ihn. Stumm starrte er auf seine blutige Hand, dann hauchte er, »Domineus Deus, habe ich das bewirkt?« In tiefer Verwunderung schüttelte er wieder den Kopf.
    Doch selbst jetzt war Damiano nicht völlig ermattet. Die Vernichtung des Baumes war ihm ein leichtes gewesen. Es war, als hätte er alle Feuer der Hölle zu seiner Verfügung. Allein die Vorstellung machte ihn frösteln.
    Er sah sich in der Wüstenei um, die kurz zuvor noch ein Garten gewesen war. Die roten Felsen glitzerten unter einer dicken Eisschicht, und die Blumen in ihren kleinen, von Steinen begrenzten Beeten lagen frostbleich und geknickt. Das Bett des gewundenen Bachs gähnte leer, und Schnee drückte die Grashalme zu Boden. Nirgendwo war ein Wesen, Mensch oder Vogel, das Saara hätte sein können.
    Und es war still. Selbst der Sperling hatte sein schrilles Tschirpen eingestellt, erfroren vielleicht oder vor Angst davongeflogen.
    Damiano trat wieder auf die Wiese.
    Der tote Ruggiero lag von Frost und Kälte unberührt im Gras. Und nicht weit von ihm lagen die Trümmer der kleinen Laute. Seufzend ging Damiano näher.
    Beim Gehen stieß er mit der Zehe auf einen Klumpen im Schnee. Beinahe wäre er gestolpert. Nachdem er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, blickte er zu Boden.
    Der Schnee blendete weiß, und der Klumpen war auch weiß, doch er hatte einen rostroten Fleck, wie getrocknetes

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