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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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seinem Samtwams besagte, daß der Mann das Schwert mindestens so häufig trug wie das Wams.
    Sein Blick wanderte von Damianos schmutzigen Stiefeln zu der grob gewebten Hose und von da weiter zum wollenen Hemd, bei dem an Hals und Ärmeln das weiße Leinen hervorsah. Mit blitzendem Spott in den schwarzen Augen vermerkte er alles, was er sah, und als er den Blick zu Damianos Gesicht hob, brach er in offenes Gelächter aus.
    »Der Wolf hat ein sehr kleines Junges«, verkündete er einer unsichtbaren Zuhörerschaft. »Aber vielleicht ist es nur ein weiblicher Welpe.«
    Damiano stützte sich auf seinen Stab, während langsam die Röte wieder aus seinem Gesicht wich.
    »Allen Anzeichen nach bist du Ruggiero«, sagte er. »Ich möchte keine Beleidigungen mit dir tauschen, Herr. Aber ich möchte wohl mit dir sprechen.«
    Mit tänzelnder Bewegung, an der nichts Weibisches war, trat Ruggiero vor. Er umrundete Damiano, um nicht in die Sonne sehen zu müssen.
    Dafür hatte nun Damiano die Sonne in den Augen.
    »Aber nur einer von uns hat etwas zu sagen, Welpe. Scher dich fort vom Hügel meiner Dame.«
    Damiano seufzte tief.
    »Du hast ein Schwert, Herr, und ich habe keines. Das ist ein Argument zu deinen Gunsten. Aber so gern ich auch allen Ärger mit dir vermeiden möchte, kann ich doch nicht fortgehen, ohne die Dame Saara noch einmal gesehen zu haben.«
    Ruggiero hielt inne. Dunkel hob sich seine Gestalt vor der Sonne ab.
    »Ich verstehe, Bürschchen. Und das an sich ist ein Argument, das beinahe so überzeugend ist wie ein Schwert, denn meine Dame ist schöner als die junge Rose, und ihre Rede ist wie das Wasser für einen Verdurstenden. Wenn ich die Männer von Saara fernhalte, so deshalb, weil sonst ihr Garten ein Scherbenhaufen gebrochener Herzen werden würde.
    Aber bei dir, kleiner Wolf, liegt die Sache anders. Nicht mein Wille ist es, daß du dich von hier entfernst; Saara selbst hat es so befohlen. Ist dir das nicht genüg, Bürschchen? Du hast das Gesicht meiner Dame gesehen; wie kannst du dich da jetzt nicht ihrem Wunsch beugen?«
    Damiano hörte, wie das Schwert mit geübter Hand aus der Scheide gezogen wurde.
    Er trat hinter seinen Stab, als könnte dieser ihn verbergen.
    »Ich würde mich in der Tat gern ihrem Wunsch beugen, Herr. Jedem Wunsch außer diesem. Wenn sie dir gesagt hat, wer ich bin, dann muß sie dir auch berichtet haben, warum ich hier bin.«
    Wie Wasser reflektierte das Schwert das Licht. Das hohe Gras neigte sich von Damianos Stab weg wie vom Wind geblasen.
    »Wie dein Vater, dieser Hund, begehrst du die Kräfte meiner Dame, Bursche«, sagte Ruggiero.
    »Mir liegt nichts an ihren Kräften, Herr. Ich wünsche allein ihre Hilfe. Ich brauche sie, um meine Heimatstadt vor der Zerstörung zu bewahren«, erwiderte Damiano und hob seinen Stab vom Boden.
    So wie vielleicht der Franziskaner in seinem groben Gewand das Kreuz vor einem muselmanischen Kalifen heben würde, so hob Damiano seinen schwarzen Stab vor Ruggiero. Und Ruggiero lachte.
    »Einen hübschen Namen für den Ehrgeiz hast du dir ausgedacht, Tölpel, das will ich zugeben.
    Aber genug jetzt! Geh!« Ruggiero tat so, als wolle er mit dem Schwert Damianos Herz durchbohren. »Sonst spicke ich dich mit Löchern, die erst so winzig sind wie die Bisse von Wanzen und mit dem Anwachsen meines Zorns immer größer werden. So, siehst du?«
    Die Stahlklinge sauste durch die Luft und wurde von Damianos Stab abgelenkt. Ein feines Bimmeln wie das eines Glöckchens schallte durch die Luft. Ruggiero umfaßte sein Handgelenk, und das Schwert schnellte wieder vor.
    Funken sprühten, als Stahl und Silber zusammentrafen, und wieder ging der Stoß ins Leere. Ruggiero knurrte wütend.
    Damianos Augen, die ihm nie sehr nützlich waren, wurden weich, sein Blick verschwommen, als er seine innere Aufmerksamkeit auf Ruggiero richtete. Er wich vor dem Angriff des Schwerts nach rechts aus.
    »Ich habe nicht die Absicht, mich von dir mit Löchern spicken zu lassen, Herr Ruggiero«, sagte Damiano bekümmert. »Auch wenn sie noch so klein sind.«
    Nicht seine Beweglichkeit allein bewahrte ihn jedoch vor Verletzungen; bei jedem Schwertstoß nämlich warf sein Stab sich der Waffe des Gegners entgegen und fing die Wucht des Hiebes mit seinem eigenen Holz und Metall ab. Noch drei weitere Male entging Damiano den hinterhältigen Angriffen, bis schließlich Ruggiero mit keuchendem Atem zurücktrat.
    »Du bringst mich noch so weit, daß ich dich töte, Bursche«, zischte

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