Damiano
Jovialität des Teufels unerschüttert.
»Hast du mich gerufen, um mir Beleidigungen ins Gesicht zu schleudern, Delstrego? Wenn ja, so sei gewarnt! Noch bist du nicht so mächtig – «
»Nein, Herr.« Damiano fuhr sich mit einer Hand durch das dunkle Haar. »Ich – ich habe dich gerufen, weil ich den Pakt, den du mir in der letzten Woche angeboten hast, nun doch mit dir schließen möchte.«
Das Lächeln des Satans war grollend und widerwillig. Im flackernden Licht des Stabes sah es wahrhaftig – satanisch aus.
»Aber du warst doch überzeugt davon, daß es einen besseren Weg gäbe, kleiner Hexer.«
Damiano nickte. »Ja. Davon bin ich noch immer überzeugt. Aber nicht für mich. Alles, was ich getan habe, hat zu Blutvergießen geführt.«
Sehr leise entgegnete der Teufel: »Du bist einer der meinen.«
Damiano starrte auf seine Stiefel hinunter und nickte.
»Der Pakt«, drängte er.
Der Satan ließ sich träge auf einen Stuhl sinken, der vorher nicht dagewesen war. Der Stuhl sah ganz aus wie der, den Damiano im Wachhäuschen an der Straßenkreuzung unterhalb von Aosta im Feuer hatte brennen sehen. Mit wissendem Blick fixierte der Teufel Damiano.
»Warum?« fragte er. »Jetzt, da du die Wahrheit weißt, kann ich dir die Freiheit selbst geben.«
»Ich will den Pakt. Ich möchte die Zukunft meiner Heimatstadt und meine eigene für Frieden geben.«
»Entsage den Fesseln des Anfangs und du kannst haben, was du willst.«
Damiano prustete geringschätzig und setzte sich ebenfalls; allerdings nicht auf einen Stuhl, sondern auf die Erde.
»Warum sollte ich meinem Schöpfer absagen, Herr? Er hat nichts Böses getan.«
Der Satan riß verblüfft die Augen auf.
»Er hat die Erde mit Schmerz und Verzweiflung überzogen, Damiano. Seine Grausamkeit ist so unglaublich, daß selbst seine Diener ihn im stillen verfluchen. Du hast in diesen letzten Wochen Gelegenheit genug gehabt, mit seinem Werk Bekanntschaft zu machen. Öffne endlich deine armseligen kurzsichtigen Augen.«
Damiano holte tief Atem und rieb, während er den Satan fest im Auge behielt, seine Stirn am Holz seines Stabes.
»Ich habe grausame und zornige Menschen gesehen und Menschen, die Fehler machen. Ich habe meine eigene mißratene Natur gesehen. Und ich habe unglaublich viel schlechtes Wetter erlebt.
Aber die Welt, die Er gemacht hat, Satan, verzweifelt nicht. Sie ist schön. Nein, ich bekenne, daß ich böse bin und daß meine Bestimmung die Hölle ist. Aber das heißt nicht, daß ich die Hölle oder alles, was böse ist, lieben muß. Ich tue es nicht.
Ich liebe die grüne Erde, Herr, und den Schöpfer, der sie hervorgebracht hat. Ich liebe auch deinen sanften Bruder Raphael und die Stadt Partestrada in Piemont. Was ist nun mit dem Pakt, den du angeboten hast?«
Die Augen des Teufels flackerten unstet.
»Sei kein Narr, Dami. Du kannst Besseres erreichen.«
»Das dachte ich auch einmal. Der Pakt!«
Der Satan faltete die wohlgeformten roten Hände in seinem Schoß. Unter seinem Stuhl bemerkte Damiano gestaute Rauchschwaden, und der beißende Geruch nach schwelendem Feuer verdrängte den Duft der Fichtennadeln.
»Die Lage hat sich geändert«, erklärte der Satan. »Du selber hast sie geändert, junger Mann, durch deine – Abenteuer. Nun ist ein anderer Ansatz notwendig geworden.«
»Erkläre dich«, versetzte Damiano und trommelte dabei mit den Fingern auf seinem Stab.
»Du bist größer geworden, Damiano. Du bist erheblich gewachsen. Und du bist ein störender Einfluß mit deinen ungewöhnlichen Ideen und deinen schrulligen Moralvorstellungen. Menschen wie du sind dazu geschaffen, Scherereien zu machen.«
Der Teufel grinste verkniffen.
»Und in den kommenden Jahren wirst du allen möglichen Parteien Scherereien bereiten – deinem Dorf, dem Land Piemont, dem Grünen Grafen persönlich –, denn du wirst dich unweigerlich im Widerspruch zu Amadeus sehen, ganz gleich, was der Mann tut.
Wenn du heute noch haben möchtest, was du letzte Woche für dein Dorf – verzeih, ich meine, deine Stadt – erreichen wolltest, nämlich Frieden und Stagnation, dann mußt du einen höheren Preis bezahlen.«
Damiano zog die dunklen Augenbrauen zusammen, daß sich über seiner Nasenwurzel eine steile Falte bildete.
»Du sagtest, die Stadt würde verlöschen und vergessen werden. Und ich desgleichen. Kannst du noch etwas Schlimmeres bieten, Satan?«
Das Lächeln des Satans war gequält.
»Ich? Damiano, ich versuche, dir beim Bau der Zukunft zu helfen.
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