Damit Dein Leben Freiheit Atmet
Erfahrung, allem gegenüber mit einem tiefen Wohlwollen zu begegnen, sich mit allem verbunden zu fühlen und alles mit der Liebe zu durchdringen, die man in seinem Herzen als Geschenk Gottes erfährt.
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Die Reinheit des Herzens zu besitzen bedeutet für Cassian des weiteren ein immerwährendes Denken an Gott. Die Reinheit des Herzens führt zur Reinheit des Verstandes. Doch die Reinheit des Verstandes kann immer wieder verunreinigt werden. Die Reinheit des Herzens gibt der Reinheit des Verstandes Festigkeit und Dauer. Das Herz als die Wurzel aller Seelenkräfte muß rein sein, wenn die Reinheit dauern soll. Der Geist kann nur an Gott denken, wenn er von Liebe erfüllt ist. So ist auch die Reinheit des Verstandes letztlich Ausdruck der reinen Liebe, zu der uns die Reinheit des Herzens befähigen möchte. Die Reinheit des Herzens führt bei Cassian zum Vergessen aller früheren Sünden.
Der Mensch zerfleischt sich nicht mehr mit Schuldgefühlen wegen seiner Sünden. Er ist innerlich rein geworden, offen für das unablässige Gebet. Die Reinheit des Herzens führt zur Liebe, zum inneren und unablässigen Gebet und zur Einigung mit Gott.
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Die Bewegungen der Katharer und
Puritaner
Im 12. Jahrhundert entstanden in Südfrankreich Zentren von Christen, die sich bewußt »Katharer«, die »Reinen«, nannten.
Sie beriefen sich auf Origenes. Doch sie entwarfen einen Dualismus, der Origenes fremd war. Gott, dem Reinen, stand die Gegenmacht des Bösen gegenüber. Die Katharer kritisierten die Amtskirche mit ihrem übergroßen Pomp. Das unwürdige Leben vieler Kleriker bewies für sie die Ungültigkeit ihrer Lehre. Die Katharer gliederten sich in zwei Gruppen, in die »perfecti«, die guten Christen, die sich einer harten Askese unterwarfen und auf jede sexuelle Betätigung verzichteten, und die »credentes«, die
»Glaubenden«, die noch in der Welt lebten. Letztere bewunderten die »guten Christen« und hatten teil an ihrem Ideal, auch wenn sie es selbst nicht verwirklichten. Frauen waren bei den Katharern gleichberechtigt und galten als ebenso geisterfüllt wie die Männer. Diese Haltung war für viele Frauen faszinierend. Sie zogen genauso wie die Männer zu zweit durch das Land und predigten.
Die Kirche hat die Katharer hart verfolgt und letztlich ausgerottet. Doch die gewaltsame Ausrottung zeigt, daß die Katharer ein Stachel waren, der die Kirche ständig an die Verunreinigung ihrer Lehre und Praxis durch Machtansprüche und weltliche Begierden erinnerte. Franziskus und Do minikus haben Anliegen der Katharer aufgegriffen und sie in ihre Ordensregel einfließen lassen. Die Katharer blieben letztlich eine dauernde Herausforderung an die Kirche. Manche ihrer Anliegen wurden vo n mystischen Bewegungen, wie den Beginen und der spanischen Mystik aufgegriffen. Die Großkirche dagegen hat das Anliegen der Katharer nach Reinheit der Lebensführung psychologisch gesehen letztlich
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»abgespalten«. Das führte zur Verketzerung der Katharer. Ihr Name wurde zu »Ketzer« umgedeutet. Und es führte zur übertriebenen Betonung des Teufels und letztlich zur entsetzlichsten Verirrung des christlichen Abendlandes: zum Hexenwahn und zur Hexenverbrennung. Die Kirche hat
schließlich selbst vollzogen, was sie den Katharern vorwarf: Sie hat einem strikten Dualismus gehuldigt: Das Dunkle hat sie in die Hexen hineinprojiziert und es auszurotten versucht. Damit hat sie unendliches Leid verursacht. Statt die Katharer zu bekämpfen, gilt es, wie Franziskus und Dominikus, ihr Anliegen in die kirchliche Praxis zu integrieren. Die Katharer zeigen, daß die Sehnsucht nach Reinheit im Menschen nicht ausgerottet werden kann und darf. Ihr muß die christliche Lehre und Praxis eine angemessene Antwort geben.
Haben sich die Katharer selbst mit diesem Namen bezeichnet, so wurden die Puritaner im 16. Jahrhundert von ihren Gegnern mit diesem Namen belegt. Aber was im 12. Jahrhundert in der katholischen Kirche geschah, das wiederholte sich in ähnlicher Weise in der protestantischen Kirche Englands. Die Puritaner predigten den Gläubigen eine Religion des Wortes. Der Sonntag diente nur noch der Meditation des göttlichen Wortes. Alle künstlerischen Äußerungen, alle traditionellen Bräuche und auch sportliche Veranstaltungen wurden verboten. Doch wie alle Reinheitsbewegungen führte auch der Puritanismus zur Spaltung. Im englischen Bürgerkrieg kämpften die Puritaner unter Führung Cromwells gegen die royalistische Partei. Nach
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