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Damit Dein Leben Freiheit Atmet

Damit Dein Leben Freiheit Atmet

Titel: Damit Dein Leben Freiheit Atmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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innere Klarheit.
    Wenn ich zugebe, daß ich der Reinigung bedarf, gestehe ich mir zugleich ein, daß ich unrein bin. Und ich akzeptiere, daß ich wohl nie das Ideal von Reinheit erlangen werde, das ich auch in mir kenne. Das Ziel der Reinigung ist nicht die absolute Reinheit und die Unversehrtheit, sondern die Lebendigkeit. Zu dieser Lebendigkeit werde ich nur finden, wenn ich bereit bin, mich immer wieder reinigen zu lassen. Wenn ich mich auf einen Reinigungsweg einlasse, werde ich mich zunächst dem Schmutz
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    zuwenden, der mir in die Augen fällt. Doch dann werde ich auf einmal entdecken, daß noch viel versteckter Schmutz hochkommt, der sich von Kindheit an in mir angesammelt hat.
    Es ist so, wie wenn ich ein Zimmer putze. Ich wische erst den Staub weg, der mir in die Augen fällt. Doch wenn ich dann unter das Bett oder hinter den Schrank schaue, sehe ich, wieviel sich da seit Wochen an Schmutz festgesetzt hat.
    Ich erlebe bei mir selbst und bei vielen, die ich begleite, den Wunsch, das ganze Leben mit einer reinen Weste herumlaufen zu können. Ich möchte vor mir selbst, vor Gott und vor den Menschen rein dastehen, ohne Schuld auf mich geladen und ohne gravierende Fehler gemacht zu haben. Doch zugleich merke ich, daß das nicht geht. Ob ich will oder nicht, ich werde auch in Schuld geraten. Ich werde Fehler machen. Und ich bin für andere angreifbar. Menschen, die auf ihre weiße Weste fixiert sind, kreisen oft übertrieben um ihre Schuldlosigkeit und geraten gerade so oft in Schuld. Weil sie den Schmutz ihrer Schuld unter allen Umständen vermeiden wollen, werden sie schuldig. Sie entziehen sich ihrer Verantwortung und überlassen es lieber anderen, daß sie sich ihre Finger schmutzig machen.
    Sie halten sich aus allen brenzligen Situationen heraus. Doch weil sie das Leben verweigern, laden sie Schuld auf sich. Schuld ist vom Wesen her Lebensverweigerung. Wer mit einer absolut reinen Weste dastehen möchte, macht sich schuldig. Er weigert sich, sein Menschsein anzunehmen. Denn zu unserem
    Menschsein gehört es, daß wir immer wieder auch schuldig werden. Jesus allein war ohne Sünde. Wir werden es nie fertigbringen, absolut sündenrein zu sein. Darum geht es auch gar nicht. Es geht vielmehr darum, an die Vergebung der Schuld zu glauben und uns immer wieder von Schuld zu reinigen.
    Eine Weise, sich innerlich zu beschmutzen, besteht darin, sich selbst ständig Vorwürfe zu machen, wenn man sich anders verhalten hat, als man es von sich erwartet hat. Da habe ich einen Mitarbeiter etwas scharf angefahren. Anstatt das Problem
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    anzugehen, mache ich mir Vorwürfe und zerfleische mich mit Schuldgefühlen. Letztlich ist es verletzter Stolz, daß ich nicht beherrscht genug war. Das Wühlen in meinen Schuldge fühlen verunreinigt meine Psyche immer mehr. Es wäre viel besser, das unangemessene Verhalten Gott hinzuhalten, damit er mein Inneres reinige. Und anstatt mir Gedanken zu machen, was der andere über mich denkt, wäre es sinnvoller, entweder auf ihn zuzugehe n und mit ihm über das Vorgefallene zu sprechen und mich bei ihm zu entschuldigen, oder aber für ihn zu beten, daß Gott die Wunde auch bei ihm in eine Perle verwandle.
    Die Reinigungsarbeit an meiner eigenen Psyche ist nicht nur mein Privatvergnügen. Denn ob ich rein bin oder unrein, meine Umgebung wird das mitbekommen. Von mir geht entweder eine reinigende Atmosphäre aus oder aber eine verschmutzende. Die heutige Naturwissenschaft hat nachgewiesen, daß vom Menschen eine Ausstrahlung ausgeht, die das ganze Umfeld beeinflußt. Liebe und Klarheit wirken heilend auf die Umwelt, Haß, unterdrückter Zorn und Eifersucht trüben das Feld, das von der menschlichen Psyche erzeugt wird und die Menschen in der Umgebung beeinflußt. Man kann diese Ausstrahlung sicher verschieden erklären, durch Energiefelder oder durch das enge
    „Ineinander-Verzahntsein“ von Geist und Materie, wie es die moderne Naturwissenschaft versteht. Entscheidend ist, daß wir für unsere Ausstrahlung verantwortlich sind. Wir sagen von einem Menschen, daß von ihm etwas Klares und Klärendes ausgeht. Wenn dieser Mensch bei einer Besprechung dabei ist, kommt ein klares Ergebnis heraus. Er wirkt klärend auf das emotionale Durcheinander um ihn herum. Es gibt andere, die die Atmosphäre dagegen eintrüben. Von ihne n geht etwas Unklares aus, weil sie in sich unklar sind. Wer sich auf die Reinigungsarbeit an seiner Psyche einläßt, der leistet einen wichtigen Beitrag zur Klärung

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