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Damit Kindern kein Flügel bricht - Kindliche Verhaltensauffälligkeiten verstehen und ein gutes Familienklima fördern

Titel: Damit Kindern kein Flügel bricht - Kindliche Verhaltensauffälligkeiten verstehen und ein gutes Familienklima fördern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kösel
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noch lange nicht den zukünftigen Mathematiker, Sprachwissenschaftler oder Schauspieler in ihrem Nachwuchs. Sie freuen sich nur darüber, dass ein Funke übergesprungen ist. Dass eine offensichtliche Begabung der Eltern die Generationenschranke übersprungen hat und damit eine Kontinuität herstellt zwischen der alten und der neuen Generation. So eine Kontinuität erzeugt in Eltern das wunderbare Gefühl von Transzendenz. Auch wenn sie einmal nicht mehr sein werden: Etwas von ihnen lebt weiter und über sie hinaus.
    Der Kinderwunsch hat heute keine materiellen Implikationen mehr. Kinder sind keine Altersvorsorge mehr. Viele Eltern sind froh, wenn sie ihre Kinder zu lebenstüchtigen jungen Erwachsenen herangezogen haben, die einmal selber für sich sorgen können. Doch der transzendente Gedanke bestimmt heute mehr denn je unbewusst den Kinderwunsch eines Paares. Oft ist dieser Wunsch hinter handfesteren, besser verbalisierbaren Fantasien verpackt: »Wenigstens ein Kind sollte man heute schon haben, sonst stirbt ja die Welt aus.«
    »Wenn ich dann 45 bin und von der Politik genug habe, kommt vielleicht der große Katzenjammer und das Gefühl, nichts wirklich Beständiges geschaffen zu haben.«

    »Wir können doch nicht nur im eigenen Saft schmoren, man hat doch auch eine soziale Seite.« (Ein Paar, das sich den Sprung in die Elternschaft lange überlegt hat.)
    »Ich wollte einfach wissen, was mein Mann und ich so zustande bringen. Das ist doch irgendwie die Krönung, wenn man einander liebt, oder nicht?«
    »Ich bin selber als Einzelkind aufgewachsen … ganz schön fad, wollten wir unserer älteren Tochter nicht antun.«
    »Als Paar ohne Kinder - was ist, wenn der andere einfach geht, weil’s nicht mehr prickelt? Mit Kindern hat man eine Verantwortung.«
    »Ist doch einfach langweilig, ein Leben ohne Kinder, da fehlt was.«
    »Ich hab die Pille vergessen … ist halt so passiert, gedacht haben wir uns nichts dabei, hatte ja keine Zeit zum Nachdenken, bin sofort schwanger geworden.«
    Es ist unverkennbar - an guten Gründen für die Elternschaft mangelt es meist nicht. Erwachsene Männer und Frauen wollen sozial sein, Verantwortung übernehmen, ihren Betrag leisten zum Weiterbestand dieser Welt. Doch sind das auch in diesen ersten und noch von Vorsicht und Zurückhaltung gefärbten Kontakten mit Patienteneltern die Gründe, die wirklich vom Grunde erzählen? Vom Urgrund menschlichen Handelns und Wollens?
    Beim Kinderwunsch entpuppt sich nach einer gewissen Zeit der Begegnung mit den Eltern, dass der wahre Grund für den Kinderwunsch verloren gegangen ist, dass es dabei um viel Tiefgründigeres geht als die soziale Verantwortung, die vergessene Pille, das gesellschaftlich verankerte Bild eines erfolgreichen Mannes, zu welchem Frau und Kinder gehören, will er nicht als kalter Karrierist und teamunfähiger Technokrat gelten und die engagierte Berufsfrau nicht als unweiblich.
    Die Institution Familie hält das Sterben auf. Angefangen bei einfachen Wünschen, die im bisherigen Leben von
Mann und Frau keine Verwirklichung erfahren haben, und beendet im Wunsch nach etwas, was die Grenze des Einzelnen transzendiert, seine Hülle sterben lässt, doch die ein Leben lang gesammelten Inhalte weitergibt - in ein neues Leben hinein. Wir bestaunen diese Weitergabe im Kleinen in unseren Kindern und ihren Talenten, die sich durchgesetzt haben, und im Großen in der Malerei, in der Literatur, in der Architektur, der bildhauernden Kunst, der Musik. Die zuletzt genannte Absicht ist eine Absicht vom Grunde her. Sie ist verantwortlich für all das, was wir Kultur nennen und als unser kollektives Vermögen hüten.
    Mit den einfachen Elternwünschen, die keine Kinder mehr in der Erklärung aufführen, ist es etwas komplizierter. Sie heißen etwa:
    »Ich wollte Abitur machen.«
    »Ich wäre gern Pianistin geworden.«
    »Ich hätte mir gewünscht, dass mein Vater stolz auf mich ist.«
    »Ich wollte immer selbstständig sein.«
    »Ich war so ein ängstliches Kind, wie gerne hätte ich mehr Selbstbewusstsein gehabt.«
    »Ich wäre gern so hübsch gewesen wie meine Tochter.«
    »Ich hatte einen Freund, nach dem haben sich die Mädchen umgedreht, der hatte an jedem Finger eine.«
    »Ich war immer die Dumme.«
    »Bei uns zu Hause hat sich alles um meine Schwester gedreht.«
    »Als Kind wollte ich ein Mädchen sein, da war man auf der sicheren Seite beim Vater, die hat er nie geschlagen.«
    »Ich wär gern eine richtige Prinzessin gewesen, so

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