Damit Kindern kein Flügel bricht - Kindliche Verhaltensauffälligkeiten verstehen und ein gutes Familienklima fördern
stabilisieren. Auch diese Brücken kennen Risse. Doch es ist das besondere Vermögen solcher Paare, den anderen nicht in Unkenntnis darüber zu lassen, wie bedeutsam die gemeinsam errichtete Brücke bleibt - und wie tragfähig für eine gemeinsame Reise durchs Leben. Es sind Paare, in deren Gegenwart man sich wohlfühlen und entspannen kann, weil sie einander mit Achtung begegnen. Die gegenseitige Achtung ist das Fundament dieser Beziehung. Geht diese Achtung einmal verloren oder ist sie bedroht, so wirkt der Wunsch nach Verständigung heftiger und machtvoller als die verletzte Eitelkeit oder persönliche Narzissmen.
Das Paar Adam und Eva
Dieses Paar begegnet und erkennt sich im geschlechtlichen Unterschied. »Da wurden ihrer beiden Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren...« (Mose 3,7) Die Partner begrüßen, ja suchen geradezu das Fremde im anderen. Zuerst einmal auf der sichtbaren körperlichen Ebene. Penis und Vagina erzählen zwei garantiert verschiedene Geschichten mit zwei garantiert verschiedenen Möglichkeiten, nämlich derjenigen der Penetration und der Öffnung. Eine Geschichte von Schwert und Scheide, Yin und Yang, weiche Nacht und harter Tag.
Es sind die Unterschiede, die hier mächtig locken. Dieser Fischer wirft seine Netze nicht aus für die Fische, das wäre ihm viel zu langweilig und monoton. Er hofft auf einen anderen, weit verlockenderen Fang, nämlich den der Seejungfrau auf grazilen Beinen. Der gemeinsame Gang ist hier nicht so wichtig. Der Gang eines Mannes, der Gang einer Frau muss beim Paar Adam und Eva anschaulich und sinnlich
erfahrbar werden als der attraktive Unterschied. Die Sexualität spielt bei diesem Paar, fast unnötig zu sagen, eine große Rolle.
Warum ist diesen Paaren der Geschlechtskörper so wichtig? »Körper« möchte ich übrigens in einem umfassenden Sinne verstehen: als Gestalt, als Inhalt. Der Geschlechtskörper hilft ihnen bei der eigenen Ortung auf der hohen See des Lebens. Manchmal hat er sich biografisch aus einer zu engen Umschlingung vom eigenen Geschlecht herausgeschält. Eine Beobachtung, die ich oft bei engen Mutter-Töchter-Beziehungen beziehungsweise Umarmungen machen kann: Frauen, die einmal festgehalten statt fest gehalten worden sind von ihren Müttern, suchen oft das Weite. Und Weite scheint ihnen in der Gestalt eines Mannes zu winken. Der Mann kann ihrem Streben nach Unabhängigkeit nicht so gefährlich werden wie die Mutter, dafür ist er einfach zu anders. Sein Penis kann zwar auch eindringen, aber gerade der macht alles klar: Es ist nicht die Mutter. Der Penis ist Garant für solche Frauen, dass die Herrschaft der Mutter ein Ende gefunden hat.
Bei den Adams dieser Welt wird der Geschlechtskörper aus anderen Gründen wichtig: Er kommt aus einem tiefen Wunsch nach Aufwertung der eigenen Männlichkeit. Der Mann beim Paar Solide würde sein Selbstverständnis vielleicht so formulieren: Ich bin Mensch und Mann. Adam sagt es in der anderen Reihenfolge: Ich bin Mann und Mensch. Er versteht es, eine Aura von Männlichkeit um sich zu erzeugen. Und die Frauen spüren in Gegenwart solcher Männer dankbar, was sie sind: Frauen. Der Wunsch nach Bestätigung der eigenen Männlichkeit kann biografisch aus einem Vater-Sohn-Verhältnis abgeleitet werden, dem Spuren der Entwertung oder Konkurrenz angehaftet haben, oder aus einer zärtlich und erotisch getönten Beziehung zwischen Mutter und Sohn, die jedoch frei von Übergriffen psychischer oder körperlicher
Art war. Eine solche würde eher eine Abkehr vom Weiblich-Mütterlichen bedeuten und eine Hinwendung zum weniger ängstigenden und bedrohlichen eigenen Geschlecht, also eine homosexuell orientierte Partnerwahl begünstigen.
Adam und Eva waren nackt, wie sie einander gewahr wurden - und sie schämten sich. Ihre Nachfolger schämen sich nicht wegen ihrer Nacktheit. Sie treiben gerne ein buntes, facettenreiches Spiel mit der Nacktheit, kleiden sie in fantasievolle, kostbare Stoffe, hüllen ihre Körper in Tausendundeine-Nacht-Gewänder, verwandeln und schmücken ihre Körper. Sie spielen mit ihrem Geschlechtskörper, die Frauen besonders gerne mit ihren Haaren, ihren mal strengen, mal weichen Frisuren. Zutaten, Accessoires, Düfte, auch bei Adam, verstärken den Eindruck der Körperlichkeit. Die Optik wird immer mitbedacht und verweist auf die Botschaft von Adam und Eva: Ich bin eine Frau, du bist ein Mann. Lass mich dich entdecken, lass mich dich überraschen.
Es ist nicht überraschend,
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