Damit Kindern kein Flügel bricht - Kindliche Verhaltensauffälligkeiten verstehen und ein gutes Familienklima fördern

Wolke
auf sein Bild der idealen Partnerin gefallen. Der Schatten verzieht sich gleich wieder. Doch wenn die Phase der euphorischen Verliebtheit abklingt und der Partner mit seinen Unzulänglichkeiten und ganz alltäglichen Mängeln hinter dem idealen Bild hervortreten will, wird er schnell wieder hinter das Bild geschoben.
    Narzissen-Paare sind lange Zeit Meister der Verleugnung. Und wenn die Mängel beim Partner nicht mehr zu übersehen sind (es gibt hier nicht mehr davon als bei anderen Paaren), droht der Beziehungsabbruch - oder eine erste Chance, die Bildergalerie durch handfestere Paarvorstellungen zu ersetzen. Aber dafür muss man sich ein Herz fassen und zur Sprache finden über die eigenen Mangelerfahrungen. Denn diese sind dafür verantwortlich, dass sie in Ideen vom besseren und wertvollen Leben kompensiert worden sind. In der Biografie solcher Menschen finden wir oft Erfahrungen von frühem Leid und, in Abwandlung von Alice Millers einstigem Bestseller, »Dramen begabter Kinder«. Das erlittene Drama kreist um den eigenen Selbstwert, der oft dem kleinen Kind nicht genügend vermittelt werden konnte und das Kind nun dazu führt, seine Anstrengungen, wertvoll und bedeutend zu werden, zu verdoppeln und zu vervielfachen. Solche Kinder entwickeln früh und nachdrücklicher als andere, die emotional besser gehalten worden sind in den Elternarmen, besonders wache Sinne, besonderen Ehrgeiz. Sie lernen früher sprechen, laufen und gewöhnen sich daran, auf der Überholspur durch die Lebensstraßen zu fahren.

Vom Liebespaar zum Elternpaar
    Das Liebespaar ist nun auch ein Elternpaar geworden. Am unkompliziertesten ist der Übergang dem Paar Solide gefallen. Das Paar Adam und Eva zögert vielleicht etwas beim Gedanken, ihrem sinnlich erfahrenen Geschlechtskörper ein kleines Körperchen hinzuzufügen. Oft bleiben diese Paare auch ohne Kinder. Ganz bewusst und instinktiv, weil sie ihre ihnen so wichtige Sensualität nicht verlieren wollen in Nächten, die vom Geschrei des Neugeborenen und nicht von ihrer Lust gefüllt werden. Das Narzissen-Paar steht vor einer ersten Hürde: Empfängnisbereitschaft und Zeugung funktionieren nicht immer »nach Plan«. Da jedoch gerade dieses Paar eine kristallklare Idee von umfassendem Erfolg in sich trägt, gehören auch Kinder dazu. Bei diesen Paaren stellt sich die Schwangerschaft der Frau oft nicht so schnell ein. Manchmal muss nachgeholfen werden mit künstlicher Befruchtung. Doch weil diese grundsätzlich dem Ideal eines fruchtbaren Paares entgegensteht, kommt es oft erst dann zur Schwangerschaft, wenn dieses Paar die erste narzisstische Kränkung überwunden hat und sich ein erfülltes Leben auch ohne Kinder vorstellen kann. Dann geht es manchmal erstaunlich schnell mit der erfolgreichen Zeugung.
    Alle drei Paare und ihre Mischformen können gute Eltern werden. Lassen wir auch hier drei frischgebackene Elternpaare zu Wort kommen. Es sind, mit Ausnahme des dritten Paares, wieder andere Eltern, die hier zitiert werden.

    Ein Elternpaar vom Typ »Paar Solide«:
    Mutter: »Wir wollten zwar erst in zwei, drei Jahren Kinder, mein Mann war noch mitten im Studium, doch dann war ich plötzlich schwanger. Wir haben uns dann gesagt: Okay, dann kommt es halt früher... und haben uns nach einer schlaflosen Nacht dann gefreut. Mein Mann war ganz liebevoll zu mir in der Schwangerschaft, wollte mir alles abnehmen... he, ich bin nicht krank! Die Geburt hat sich ziemlich hingezogen, die Ärztin hat gesagt, das ist normal bei einer Erstgebärenden, und wie wir dann Lucia gesehen haben, war es... ach, das war einfach unbeschreiblich. Mein Mann hat fast geweint, wie er sie das erste Mal auf dem Arm hatte. War schön, die zwei so zu sehen...«
    Vater: »Ich komm selber aus einer Familie mit vier Kindern. Ging dann zwar etwas schnell mit dem Nachwuchs... wie machen wir das finanziell, ich mitten im Studium, meine Frau wollte gerade mit einer Ausbildung anfangen. Sie war hübsch mit dem Bauch. Bei der Geburt war ich so was von fertig... Ich fand’s klasse, wie Lucia gleich getrunken hat... Es war alles gar nicht so schwierig. Schon nach einigen Wochen konnte ich mir schon gar nicht mehr vorstellen, wie es ohne Lucia gewesen ist... hat halt gepasst...«
     
    Ein Elternpaar vom Typ »Adam und Eva«:
    Mutter: »Ich schäme mich jetzt fast ein wenig... wissen Sie, was ich als Erstes gedacht habe, als der Schwangerschaftstest positiv war: Jetzt wirste dick wie deine Mutter... Doch ich war auch neugierig.