Damit Kindern kein Flügel bricht - Kindliche Verhaltensauffälligkeiten verstehen und ein gutes Familienklima fördern
Mein Mann hat mich beruhigt und gesagt: Ist doch super, dass wir ein Kind bekommen, das schaukeln wir schon und du musst ja nicht mit dem Arbeiten aufhören. Ich hab ihn während der Schwangerschaft mehrmals gefragt: Magst du mich auch noch, wenn ich kein Apfelbäumchen mehr bin? (Ihr Mann nannte sie mitunter so, NSK.) Die Geburt war ziemlich easy, Denis war ein süßes
Baby, doch dann haben alle erwartet, dass ich happy bin. Die neun Monate sind zu kurz, da kann man nicht vorauslernen. Und dieser Schwabbelbauch nach der Geburt war dann zwar ziemlich schnell wieder weg, aber die haben mir alle nicht so richtig Zeit gelassen mit den Muttergefühlen und so...«
Vater: »Ich hatte ja schon einen Sohn aus erster Ehe, hatte es jetzt nicht eilig mit Manuela, aber ich fand das mit der Schwangerschaft okay. Hätte zwar lieber ein Mädchen gehabt, aber spielt ja keine Rolle... Manuela hatte etwas Probleme am Anfang, na ja, sie hatte großen Spaß an ihrer Arbeit, aber das haben wir ja gut hingekriegt... Ich helf jetzt auch mehr mit als bei meiner ersten Frau, die wollte unbedingt ein Kind... Hab damals gedacht, gut, dann kümmerst du dich auch allein um das Kind. Ist jetzt nicht mehr so, man lernt dazu... Ich wickle ihn, na ja, mach halt alles, was man so mit einem Baby machen muss... Versuch meine Frau schon zu entlasten, will ja nicht, dass diese Beziehung auch wieder in die Binsen geht, verstehen Sie... Unser Sexleben findet übrigens kaum mehr statt.«
Ein Elternpaar vom Typ »Narzissen-Paar«:
Mutter: »Die Schwangerschaft war absolut super. Perfekt. Ich war die ganze Zeit super drauf... keine Beschwerden, nichts. Ich hab etwas Schiss gehabt vor der Geburt, wollte auf jeden Fall keinen Kaiserschnitt. War dann doch notwendig... Alex hat bis zum Schluss gesagt: Das schaffst du ohne... war dann nicht so. Aber die zwei (Frau G. hat Zwillinge zur Welt gebracht, NSK) waren überraschend pflegeleicht. Hab gedacht: Jetzt wird’s Horror pur. War aber nicht so, hab viel Unterstützung bekommen, meine Schwiegermutter, meine Schwester... die hat mich riesig beneidet. Sie hatte damals noch keine Kinder, obwohl sie unbedingt welche wollte, jetzt hat sie auch zwei. Ich hab mich oft, wenn es anstrengend und aufreibend war, getröstet: Jetzt hast du gleich beide Kinder,
die du haben wolltest... auch nicht schlecht, in einem Aufwasch... Mein Mann war ziemlich stolz. In unserem Freundeskreis hat keiner Zwillinge, und dann noch ein Pärchen... da träumen doch viele davon...«
Vater: »Ich war, seien wir mal ehrlich, einfach froh, dass sie endlich schwanger war, die hat sich so in was reingesteigert, der Monat bestand nur noch aus den drei, vier wichtigen Tagen und dem Rest. Ich erinnere mich noch an ein Fest, da waren so viele Frauen, sie hat den ganzen Abend nur die eine mit dem Bauch gesehen... Und, unter uns, hat doch prima geklappt. Anna wollte immer zwei Kinder, jetzt haben wir die zwei. Ich hätte gern, dass sie etwas lockerer wäre. Sie will natürlich eine perfekte Mutter sein, immer noch, obwohl sie ja seit drei Jahren wieder 20 Stunden arbeitet. Manchmal nervt mich das, dieser Perfektionsdrang. Ich war auch mal so, aber geht doch nicht mit kleinen Kindern, mit Zwillingen... Ich sag ihr immer, schalt mal einen Gang runter, aber sie mault dann nur: Du hast leicht reden, bist ja den ganzen Tag weg...«
Elternschaft zwischen Traum und Wirklichkeit
Kinder haben nichts gegen tagträumende Eltern, solange sie nicht Dreh- und Angelpunkt dieser Träume werden. Träumende Eltern sind etwas Wunderbares. Martin Luther Kings Traum hat eine ganze Generation von Schwarzen in Bewegung gesetzt. Seine Rede »I have a dream« hat Schleusen geöffnet, hat bei Millionen von Schwarzen passiv ertragene Demütigung in kämpferisches Handeln zu verwandeln vermocht. Ein aktuelles Beispiel für die Macht eines Tagtraumes bildet sich eindrucksvoll in Barack Obama, dem neuen amerikanischen Präsidenten ab. Er versteht es meisterhaft, eine nachhaltig verunsicherte und in ihrem Freiheitsmythos zutiefst verletzte und gedemütigte Weltmacht trotz Wirtschaftskrise wieder mit der Hoffnung auf Aufbruch zu erregen. Oder ein Beispiel älteren Datums ist Ernst Blochs Prinzip Hoffnung . Es hatte, allerdings eher unter jungen deutschen Intellektuellen, eine ähnlich zündende Wirkung wie Kings »I have a dream«. Auch das Prinzip Hoffnung ist ein Tagtraum. Es ist, laut Bloch, »der Vorschein von möglich Wirklichem«. (Bloch 1977, S. 109) Auch Obama hat
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