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Damon Knights Collection 10

Damon Knights Collection 10

Titel: Damon Knights Collection 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Punkten, als er an der Ecke stand und auf das Umschalten der Ampel wartete. Sie konnte ihn nicht mehr von der Menge unterscheiden. „Martie“, flüsterte sie. Dann wandte sie sich vom Fenster ab und setzte sich. Einen Moment lang schloß sie die Augen. Sie wollten ihr Baby, dieses Baby, nicht einfach irgendein Kind, das unsterblich werden würde. Sie waren sich zu sehr der Bevölkerungskurve bewußt, die langsam ansteigt, ganz langsam, bis sie plötzlich exponentiell hochschnellt. Nein, nicht irgendein Kind, sondern ihr Kind und kein anderes. Sie würden darauf achten, daß ihm nichts zustieß. Aber sie würden nicht zulassen, daß sie es behielt, und sie wußten, daß sie diesmal nicht gewillt war, es herzugeben. Also mußte sie sterben. Das Kind konnte nicht mit ihrem Wissen vom Tod verdorben werden. Natürlich, wenn es ebenfalls allergisch gegen RNA war, dann gab es ein echtes Problem. Mutter und Kind: Nichts zu machen. Kein Mittel gegen … was immer sie als Todesursache nennen würden. Oder ließ man sie am Leben, gestand ihr noch einen Versuch zu? Sie schüttelte den Kopf. Das nicht. Bis dahin hatten sie Martie für sich gewonnen oder umgebracht. Dieses Kind war das letzte für sie.
    „Was kann ich also tun?“ fragte sie.
    Ihre Finger öffneten und schlossen sich wie im Krampf. Sie machte ganz fest die Augen zu. „Was?“ flüsterte sie verzweifelt. „Was?“
     
    Sie arbeitete unten im Stall an dem roten Sandsteinblock. Er war zu groß für ihr Atelier, deshalb hatte sie sich ihr Arbeitsgerät, die Werkbank, den Tisch und alles andere nach unten bringen lassen. Es war zugig, aber sie trug eine schwere lange Wollhose und einen Umhang, so daß sie nicht fror.
    Sie pfiff während der Arbeit lautlos vor sich hin …
    Julia stand zu hastig auf, mußte sich am Stuhl festhalten. Nicht vergessen, sagte sie sich eisern vor. Arbeit. Sie mußte wieder arbeiten. Sie nahm ihren Skizzenblock auf, legte ihn weg. Roter Sandstein, zehn mal zehn mal acht Fuß. Und roter Quarzit, vier mal drei mal zwei. Sie rief ihren Lieferanten in Long Island an.
    „Komisch, Mrs. Sayre, da ist eben etwas hereingekommen“, sagte er. „Dabei hatte ich seit – oh, sicher seit Jahren keinen Sandstein mehr.“
    „Könnten Sie ihn bis morgen schicken?“
    „Mrs. Sayre, jeder Bildhauer in der Umgebung scheint im Moment zu arbeiten. Ich mußte schon zusätzlich einen Mann einstellen. Dennoch, ich komme mit den Aufträgen nicht nach.“
    „Ich weiß. Auch die Maler, Komponisten und Dichter …“ Sie einigten sich auf den Tag nach ihrer Ankunft daheim.
    Sie ließ zwei Plätze für die Achtzehn-Uhr-Maschine nach New York reservieren, verlangte, daß man ihr gleich die Hotelrechnung fertigmachte, und begann zu packen. Einmal machte sie eine Pause und runzelte verwirrt die Stirn. Jeder ihrer Künstlerfreunde arbeitete wie wild. Entweder hatten sie keine Ahnung, oder die katastrophalen Epidemien, die Reisesperren und all das waren ihnen gleichgültig.
     
    Martie schlenderte langsam dahin, mit gesenktem Kopf. Er dachte immer noch an die Brücke. Mehr als eine Stunde hatte er in das schmutzige Wasser gestarrt, das träge dahinfloß und allerlei Unrat mit sich schwemmte: ein Stück Orange, einen Plastikbeutel, eine Kinderpuppe, der beide Arme und ein Auge fehlten. Die Puppe hatte sich in einem Ast verfangen und ein paar Minuten im Kreis gedreht, bis sie außer Sicht glitt. Ohne jeden Nutzen, unbrauchbar, nicht mehr geliebt. Unvollkommen, weggeworfen.
    Ein starker Wind wehte, riß ihm den Mantel auf, und er fröstelte. Angeklagt, vor seinen Richtern. Martin Sayre, Sie wagen es, Ihre unsterbliche Seele für diese Laune des Augenblicks aufzugeben? Bekennen Sie, gehen Sie zur Flamme, bereitwillig, das Bekenntnis auf den Lippen, nehmen Sie die Flamme hin, auch das ist vergänglich, und das Paradies steht Ihnen offen.
    „Dr. Sayre, Sie sind ein vernünftiger Mann. Sie wis sen, daß wir nichts für Ihre Frau tun können. Wir ges tatten ihr, das Kind hier zur Welt zu bringen. Kein anderes Krankenhaus würde sie aufnehmen, keines der Stadtkrankenhäuser würde es wagen. Wir tun ihr nichts zuleide, Dr. Sayre. Wir wollen nur ihr Bestes …“
    So ähnlich mußte Torquemada argumentiert haben.
    Und anderswo. Er konnte sie nicht auseinanderhalten, all die gleichen Gesichter, verschieden und doch gleich. „Natürlich, das Kind muß von ihr getrennt werden, ganz egal, was geschieht. Die Furcht vor dem Tod ist ein beinahe ebenso gefährliches Übel wie der

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