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Damon Knights Collection 2

Damon Knights Collection 2

Titel: Damon Knights Collection 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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nie ein, sondern ergänzten die Gefühlssendung mit ihrer eigenen Phantasie.
    Die Helme wurden nicht verkauft, sondern, nach einer kurzen, mühelosen Anprobe, nur vermietet. Die Jahresmiete betrug fünfzig Dollar, und es gab über siebenunddreißig Millionen Teilnehmer. Herb hatte sein eigenes Netz geschaffen, als die Nachfrage nach mehr Sendezeit ihn aus dem normalen Fernsehen verdrängte. Aus einer einstündigen Show in der Woche wurde eine Stunde jeden Abend, und jetzt waren es täglich acht Stunden Direktübertragung und weitere acht Stunden Aufzeichnungen.
    Was als EIN TAG IM LEBEN DER ANNE BEAUMONT begonnen hatte, war nun ein Leben im Leben der Anne Beaumont, und das Publikum war unersättlich.
     
    Anne kam mit ihrem Gefolge herein, das sie Tag für Tag umlagerte – Friseure, Masseure, Schneider, Scriptmen … Sie sah müde aus. Sie schickte die Schar mit einem Wink hinaus, als sie John und Herb erblickte. »Hallo, John«, sagte sie. »Herb.«
    »Anne Baby, du siehst fabelhaft aus!« sagte Herb. Er nahm sie in die Arme und küßte sie fest. Sie hielt still, die Hände an den Hüften.
    Sie war groß, sehr schlank, hatte weizenblondes Haar und graue Augen. Ihre Backenknochen waren breit und hoch, ihr Mund hart und fast ein wenig zu breit. Gegen ihre rotgoldene Sonnenbräune wirkten ihre Zähne weißer, als John sie in Erinnerung hatte. Obwohl sie zu straff und stark war, um je als hübsch zu gelten, wirkte sie als eine sehr schöne Frau. Nachdem Herb sie losgelassen hatte, wandte sie sich zu John, zögerte einen Augenblick, streckte dann ihre schlanke, sonnengebräunte Hand aus. Sie lag kühl und trocken in seiner Hand.
    »Wie ist es dir ergangen, John? Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen.«
    Er war heilfroh, daß sie ihn nicht küßte oder Darling nannte. Sie lächelte nur leise und zog ihre Hand sanft aus seiner zurück. Er ging zur Bar, als sie sich Herb zuwandte.
    »Ich mache Schluß, Herb.« Ihre Stimme klang allzu ruhig. Sie nahm einen Whisky Sour von John entgegen, ohne Herb aus den Augen zu lassen.
    »Was ist denn los, Honey? Ich habe dir gerade zugeschaut, Baby. Du warst heute fabelhaft, wie immer. Du hast es immer noch, Kid. Es kommt an, wie immer.«
    »Was ist mit diesem Diebstahl? Du mußt völlig übergeschnappt sein …«
    »Tja, das. Hör zu, Anne Baby, ich schwöre dir, daß ich nichts davon weiß. Laughton muß dir das aufgehalst haben. Du weißt doch, daß wir übereingekommen sind, daß du in der restlichen Woche eine schöne Zeit haben sollst, erinnerst du dich? Das kommt auch gut an, Baby. Wenn du eine schöne Zeit hast und dich entspannst, haben siebenunddreißig Millionen Leute ein herrliches Leben und entspannen sich. Das ist gut. Sie können nicht dauernd aufgeputscht werden. Sie lieben die Abwechslung.« Wortlos hielt John ihm ein Glas hin, Scotch mit Wasser. Herb nahm es, ohne hinzusehen.
    Anne beobachtete ihn kühl. Plötzlich lachte sie. Es war ein zynischer, bitterer Laut. »Du bist kein verdammter Narr, Herb. Versuche also nicht, dich wie einer zu benehmen.« Sie nippte nochmals an ihrem Getränk und starrte ihn über ihren Brillenrand an. »Ich warne dich, wenn irgend jemand auftaucht, um mich zu berauben, dann behandele ich ihn wie einen richtigen Dieb. Ich habe gestern nach der Sendung einen Revolver gekauft, und ich habe schon mit zehn Jahren schießen gelernt. Ich kann es immer noch. Ich werde ihn töten, Herb, wer immer es ist.«
    »Baby«, fing Herb an, aber sie unterbrach ihn.
    »Und das ist meine letzte Woche. Am Samstag mache ich Schluß.«
    »Das kannst du nicht tun, Anne«, sagte Herb. John musterte ihn scharf, um ein Anzeichen von Schwäche zu entdecken; er fand keins. Herb strahlte Zuversicht aus. »Anne, sieh dir doch dieses Zimmer an, deine Kleider, alles … Du bist die reichste Frau der Welt, hast die schönste Zeit deines Lebens, kannst überall hin, alles tun …«
    »Während die ganze Welt mir dabei zuschaut …«
    »Na und? Du läßt es doch deswegen nicht bleiben, oder?«
    Herb begann mit seinen raschen, ruckartigen Schritten auf und ab zu gehen. »Das wußtest du, als du den Vertrag unterschrieben hast. Du bist ein ungewöhnliches Mädchen, Anne, schön, gefühlvoll, intelligent. Denk an all die Frauen, die nur dich haben. Was sollen sie tun, wenn du sie im Stich läßt? Sterben? Kann sein, weißt du das? Zum erstenmal in ihrem Leben sind sie imstande, das Gefühl zu haben zu leben. Du gibst ihnen das, was ihnen noch nie jemand gegeben hat, was

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