Damon Knights Collection 2
Wert von einer Million Dollar?«
John schaltete aus und sagte: »Du bist ein Narr! Mit so etwas kommst du nicht durch!«
Herb stand auf und ging zur Fensterwand, die Aussicht auf einen Streifen glitzernden blauen Ozeans jenseits der blendendweißen Strände bot. »Du weißt doch, was sich jede Frau wünscht? Etwas zu besitzen, das sich zu stehlen lohnt.« Er kicherte, ein Laut ohne Heiterkeit. »Unter anderem, natürlich. Sie möchten ein- oder zweimal grob angefaßt und in die Knie gezwungen werden … Unser neuer Psychologe ist nicht übel, weißt du. Hat uns bisher noch nicht falsch gesteuert. Vielleicht sträubt sich Anne ein bißchen, aber das gibt sich bald.«
»Sie wird einen echten Diebstahl nicht zulassen.« Er fügte lauter, nachdrücklich hinzu. »Und ich werde es auch nicht zulassen.«
»Wir können ihn ja vortäuschen«, sagte Herb. »Alles, was wir nötig haben, Johnny, ist, die Idee einzutrichtern und das übrige vorzutäuschen.«
John starrte Herbs Rücken an. Er wollte es glauben. Er verlangte danach, es zu glauben. Seine Stimme war ruhig, als er sagte: »So hat es nicht angefangen, Herb. Was ist passiert?«
Herb drehte sich um. Sein Gesicht hob sich dunkel von der Helle hinter ihm ab. »Okay, Johnny, so hat es nicht angefangen. Aber die Dinge überstürzten sich, das war alles. Du hattest dir einen Trick ausgedacht, und alles klang großartig, als wir ihn planten, aber er funktionierte nicht lange. Wir haben ihnen das Gefühl des Glückspiels, des Skilaufenlernens, des Autorennens vermittelt, ja alles, was uns nur einfiel, aber es genügte nicht. Wie oft kann man im Leben den ersten Skisprung machen? Für dich war es großartig, oder etwa nicht? Du hast dir ein funkelnagelneues Labor gekauft und die Tür hinter dir zugemacht. Du hast dir Zeit und Ausrüstung gekauft, und wenn etwas schiefging, konntest du es schießen lassen und von vorne anfangen, und kein Mensch kümmerte sich darum. Aber denke einmal daran, wie es für mich war! Ich muß immer etwas Neues bringen, etwas, das Anne einen Schock versetzt und durch sie all diesen netten braven Leuten, die nicht einmal leben, wenn sie nicht eingestöpselt sind. Glaubst du vielleicht, das sei einfach gewesen? Anne war ein grünes Ding. Für sie war alles neu und aufregend, aber, Boy, das ist es nicht mehr. Du solltest mir lieber glauben, daß es nicht mehr so ist. Du weißt doch, was sie mir letzten Monat gesagt hat? Sie habe die Männer satt. Unsere kleine, hitzige Annie! Die Männer satt!«
John trat zu ihm und riß ihn zum Licht herum. »Warum hast du mir das nicht erzählt?«
»Warum, Johnny? Was hättest du getan, das ich nicht schon getan habe? Ich habe mich eifriger nach dem richtigen Kerl umgesehen. Was würdest du denn tun, um ihr eine neue Sensation zu verschaffen? Ich habe mich dafür abgerackert. Von Anfang an hast du mir gesagt, ich solle dich in Ruhe lassen. Okay. Ich habe dich in Ruhe gelassen. Hast du je irgendeines der Memos gelesen, die ich dir geschickt habe? Du hast dein Zeichen darunter gesetzt. Alles, was getan wurde, haben wir beide unterzeichnet. Also komm’ mir nicht mit diesem ›Warum hast du mir das nicht erzählt?‹ Das zieht nicht!« Sein Gesicht war widerlich rot, und an seinem Hals trat eine Ader hervor. John fragte sich, ob er wohl zu hohen Blutdruck habe, ob er bei einem seiner Wutanfälle einen Herzschlag bekäme.
John ließ ihn beim Fenster stehen. Er hatte die Memoranden gelesen. Herb hatte recht; er wünschte sich nur, in Ruhe gelassen zu werden. Es war seine Idee gewesen; nach zwölfjähriger Laboratoriumsarbeit über Prototypen hatte er Herb Javits seinen – Trick – gezeigt. Herb war damals einer der größten Fernsehproduzenten gewesen; jetzt war er der größte Produzent der Welt.
Der Trick war ganz einfach. Eine Person, in deren Gehirn Elektroden angebracht waren, konnte über sie ihre Gefühle vermitteln, die dann ausgestrahlt und von den Helmen empfangen wurden, so daß das Publikum sie mitempfand. Weder Worte noch Gedanken wurden gesendet, sondern nur Elementargefühle – Angst, Liebe, Wut, Haß … Das in Verbindung mit einer Kamera, die zeigte, was die Person sah, mit einer synchronisierten Stimme, und schon war man die Person, die das Erlebnis hatte, allerdings mit dem wichtigen Unterschied – man konnte abschalten, wenn es einem zuviel wurde. Der ›Darsteller‹ konnte das nicht. Ein einfacher Trick. Man brauchte eigentlich Kamera und Tonband gar nicht; viele Teilnehmer schalteten sie
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