Damon Knights Collection 3
Metall über der Festung; es wanderte langsam weiter, als suchte es etwas, aber sein Blick war unentwegt zu den Sternen gerichtet. Dann füllte sich die Brücke mit Lichtern, und das Summen wuchs zu einem Dröhnen an.
Wir rannten schneller denn je; wir hatten gerade noch Zeit, die Brücke zu verlassen und einen kleinen Hang am anderen Ufer hinaufzuklettern, als sie uns erreichten.
Dort blieb ich stehen. Wir waren wie Tausendfüßler gerannt; jetzt wollte ich endlich meinen Mann wie ein westländischer Krieger stehen. Mein Gefährte wimmerte vor Furcht, aber ich hörte auch Gelächter, und es war das schrille Gelächter der Trolle.
Sie kamen schneller auf uns zu, als irgendein Tier sie tragen konnte, auf glänzenden Dingen, die unablässig dröhnten und dessen Einaugen das gelbliche Licht ausstrahlten, das ich gesehen hatte. Sie machten am Fuße des Hügels halt, auf dem wir standen, und das Brüllen ihrer Reittiere verebbte zu einem Gemurmel. Die Gesichter der Trolle sind nicht wie Menschengesichter, trotzdem konnte ich den Triumph auf jedem Gesicht erkennen, und ich erinnere mich, dabei gedacht zu haben, daß so Menschengesichter in den Augen eines in die Enge getriebenen Tieres aussehen müssen, das sich seinen Verfolgern stellt.
Einer der Trolle stieg ab, und mein Blick wurde von ihm angezogen. Er war größer als jeder Waldteufel, und die Muskeln hoben sich unter seiner Haut ab und zuckten, wenn er sich bewegte. Wäre er ein Tier gewesen, so hätte er das Herz des kühnsten Jägers erbeben lassen, aber er war nicht nur ein Tier. Seine Augen hatten die gelblichgrüne Farbe eines Meerkohlenfeuers und funkelten wilder – waagrecht wie Menschenaugen und voll schrecklicher Weisheit. Seltsam geformte Waffen hingen an seinem Gürtel, und als ich sie betrachtete, drangen mir Erinnerungen, die nicht meine eigenen waren, in den Sinn, und ich glaubte, nackte Männer, Frauen und Kinder zu sehen, die wie von Donnerkeilen zerfetzt wurden.
Mit meiner ganzen Willenskraft riß ich meinen Blick von ihnen los und schaute mich um, damit mir keiner in den Rücken fiele; da schienen die anderen Trolle zu verblassen und weniger wirklich zu werden, so daß ich wußte, daß es nur Geschöpfe seiner Zauberkunst waren, während sich in Wirklichkeit nur sein Geist und mein Geist gegenüberstanden.
Ich hob meinen grünen Stock, als er auf mich zukam. Es war in meinen Augen immer noch ein Schößling, aber er hatte ein gehöriges Gewicht und seine Rinde schimmerte wie Stahl. Dann verschwand im Nu alles, was ich sah. Ich stand wieder in der Höhle des Trolls, wankend und mein echtes Schwert in der schwachen Hand haltend. Der Troll stand immer noch vor mir, älter nun und ohne die schrecklichen Waffen, die an seinem Gürtel gehangen hatten.
Da lachte er laut und tief, und ich war wieder auf dem Hügel. Obwohl ich mich kaum auf den Beinen halten konnte, hieb ich mit meiner Rute auf seinen großen Arm, und sie brach entzwei; als er mich packte, schloß sich die Dunkelheit von neuem über mich, wie auf der Brücke, aber ich schlug ihn mit dem Stumpf, bis ich das Bewußtsein verlor.
Als ich wieder erwachte, war die Höhle des Trolls besser beleuchtet als zuvor, obwohl kein Licht mehr aus dem Teich aufstieg. Statt dessen strahlte ein Silberstab, der nicht länger als ein Menschenfinger war und neben Dokerfins im Schlamm lag, große Helle aus. Ich hatte an diesem Tage schon zuviel gesehen, um noch vor irgend etwas, so sonderbar es auch sein mochte, Furcht zu haben, raffte es deshalb aus dem Schmutz auf und benutzte es, um die Höhle zu erkunden.
Mein Schwert entdeckte ich in Dokerfins’ Hand, es und er trieften vom dunklen Blut des Trolls; der grausame Scheinmensch lag nicht weit davon entfernt, voll klaffender Wunden, aus denen kein Blut mehr quoll. Auf den ersten Blick fand ich es merkwürdig, festzustellen, daß die Schwertspitze nie ins Ziel getroffen hatte, aber schon bald begriff ich alles, was Ihr, Eure Oberhoheit, die Ihr wesentlich weiser seid als ich es je sein werde, nun sicherlich auch tut. Denn als Dokerfins erwachte, stammelte er unzusammenhängend wie im Rausch. Da wußte ich, daß nur sein Körper hier den Kampf ausgefochten hatte, bei dem mein Geist im Geisterland den Sieg über den Troll davongetragen hatte, und daß seine Seele gerade erst allein und verängstigt an ihren richtigen Platz zurückgekehrt war. Das erklärte, warum sein unbewohnter Leib meine Schwertspitze nicht benutzen konnte, denn der Geist des Schwertes
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