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Dampfnudelblues

Dampfnudelblues

Titel: Dampfnudelblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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Bis dahin ist sie nämlich wieder nüchtern. Kommt also zu mir ins Büro mit Sonnenbrille und dicker Schminke und zieht ihre Anzeige wieder zurück. Mittlerweile schreib ich schon gar keine mehr. Tu nur so, als ob. Weil es mir einfach zu blöd ist.
    Also fahr ich jetzt zu den Beischls. Sie macht mir die Tür auf und hält sich einen Waschlappen ans Auge. Wir gehen rein. Die beiden Brüder liegen kreuz und quer aufder Wohnzimmercouch und schlafen. Auf dem Fußboden und dem Tisch Beck’s-Flaschen, so weit das Auge reicht. In diesem herrlichen Grün, genau wie in der Werbung. In der Werbung, wo unglaublich attraktive Menschen unglaublich fröhlich auf einem unglaublich geilen Schiff die Erde umsegeln. Hier segelt nur die Frau Beischl. Und zwar durchs Wohnzimmer. Haut sich da und dort an und fällt schließlich um. Mitten in das herrliche Grün von den Flaschen.
    Ich pack sie dann ins Auto und fahr sie ins Krankenhaus. Ihre Wunden müssen versorgt werden und danach wird sie ausgenüchtert. Ich setz sie in einen Rollstuhl und roll sie durch den Krankenhauseingang. Sie krallt sich an mir fest.
    »Aber ich muss doch noch   … muss noch   … eine Anzeige. Herr Ebersdorfer, die Anzeige. Unbedingt. Vergessen Sie ja nicht   …« Sie kriegt einen Schnackler.
    Eine mitfühlsame Schwester kommt mir entgegen und nimmt sie mir ab.
    »Ja, wen haben wir denn da? Die Frau Beischl. Haben wir wieder mal einen rechten Durst gehabt, gell?«, sagt sie und schiebt das Weib davon.
     
    Am nächsten Tag in der Früh geh ich zuerst einmal zum Bürgermeister. Einiges muss sich jetzt ändern. Und zwar hurtig.
    »So geht das nicht mehr weiter, Bürgermeister«, sag ich schon beim Reingehen.
    Er weist mit der Hand auf den Stuhl gegenüber. Ich setz mich dann dort hin. Weil ich mich momentan nämlich nicht traue, mich auf seinen Schreibtisch zu setzen. Noch nicht.
    »Worum geht’s?«, sagt der Bürgermeister knapp.
    »Ich war gestern bei den Beischls. Immer wieder dasselbe mit dem Gschwerl.«
    »Und weiter?«
    »Weiter? Ich hab für so einen Müll jetzt einfach keine Zeit. Nur, dass das klar ist!«, sag ich und steh auf. Was ich jetzt zu sagen habe, lässt sich sitzenderweise nicht erledigen.
    »Der Höpfl-Fall muss geklärt werden. Es gibt allein in der Realschule siebenunddreißig Verdächtige. Das ist viel Arbeit. Und da kann ich mich nicht auch noch um ein paar verwahrloste Säufer kümmern.«
    »Aha. Und was erwarten Sie jetzt von mir?«
    »Dass ich, solange der Mord nicht aufgeklärt ist, von solcherlei Sachen verschont bleib. Sollen sich doch die Landshuter Kollegen drum kümmern. Das sind genug Leute. Und ich bin hier allein. Ich kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen.«
    »Ich schau, was ich tun kann«, sagt der Bürgermeister und steht auf. Er bringt mich zur Tür. Leider hat sich keine Gelegenheit geboten, mich auf seinen Schreibtisch zu setzen. Eigentlich würd ich jetzt gern noch was Bedeutendes sagen. Mir fällt aber nichts ein. Drum lass ich es bleiben und geh.
     
    Auf dem Weg in mein Büro schau ich noch schnell zur Susi rein, weil ich wissen will, wann zur großartigen Italienreise durchgestartet wird.
    »Das geht dich einen Scheißdreck an«, sagt die Susi über ihren Akten.
    »Morgen geht’s los«, sagt die Kollegin ihr vis-à-vis.
    »Danke«, sag ich. »Schönen Urlaub!«
    »Danke«, sagt die Kollegin.
    Die Susi sagt nichts.
     
    Grad wie ich in mein Büro komm, läutet das Telefon und die Frau Höpfl ist dran. Sie will mir nur kurz mitteilen, dass sie ein Schreiben vom Nachlassgericht erhalten hat,das sie als Alleinerbin ausweist. Was natürlich die Zahl der Verdächtigen auf achtunddreißig erhöht.
    Und sie will wissen, ob sie jetzt jederzeit Zugang zum Haus ihres Bruders hat.
    »Nein«, sag ich. »Solang die Ermittlungen nicht abgeschlossen sind, hat überhaupt niemand Zugang.«
    »Das versteh ich. Sind Sie denn schon irgendwie weitergekommen?«
    »Ich tu, was ich kann. Es gibt mittlerweile achtunddreißig Verdächtige.«
    »Du liebe Güte!«, sagt sie. »Und ich bin wohl eine davon.«
    »Völlig korrekt.«
    »Würde mir ein Alibi weiterhelfen?«
    »Ganz entscheidend, würd ich sagen.«
    »In der Unglücksnacht hatte ich Dienst, Herr Eberhofer. Ich bin Hebamme und war bei einer Geburt. Von einundzwanzig Uhr dreißig bis etwa vier Uhr morgens. Ungefähr fünfzehn Zeugen. Reicht das?«
    »Vollkommen für meine Begriffe.«
    Womit wir wieder bei siebenunddreißig wären.
    Dann verabschieden wir uns.
     
    Wie ich mittags

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