Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dampfnudelblues

Dampfnudelblues

Titel: Dampfnudelblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
Vom Netzwerk:
sie mir entgegen. »Eine Leich mit überhaupt keinem Menschen. Nein, so möcht ich nicht sterben. So verscharrt man doch noch nicht einmal einen Hund!«
    Dann ist sie auch schon wieder weg. Die Neuigkeit muss schnellstmöglich unter die Menschheit gebracht werden.
    Die Frau Höpfl weint.
    Ich klopfe ans Fenster.
    Sie schüttelt den Kopf, winkt ab und lässt den Motor an. Dann fährt sie davon.

Kapitel 10
    Die nächsten Tage verbring ich in der Realschule vom Höpfl, und die Frage, ob er ein Arschloch war oder nicht erübrigt sich dadurch. Die einheitliche Meinung ist klar. Er war ein Typ, der nach oben gebuckelt und nach unten getreten hat. Und er ließ keine Gelegenheit aus zu treten. Besonders Lehrer und Schüler, die allein unterwegs waren, haben ihr Fett abgekriegt. Die Stimmung bei meinen Befragungen ist gut. Großartig könnte man fast sagen. Die Leute sind allesamt bestens drauf und ich hege den Verdacht, dass direkt ein bisschen Partylaune herrscht. Keiner macht einen Hehl aus der Freude über das Ableben des ungeliebten Zeitgenossen. Einer der Schüler schlägt sogar vor, dem Täter eine Medaille zu verleihen. Unglaublich.
    Insgesamt sind 327   Personen zu befragen. Die Hälfte davon gibt unverhohlen zu, den Höpfl des Öfteren hätte umbringen zu wollen. Die andere Hälfte sagt, es ist ihnen wurst. Von denen, die ernsthafte Mordgedanken hatten, und das sind immerhin sechsundfünfzig, haben einige ein wasserdichtes Alibi. Siebenunddreißig haben keines. Es ist zum Wahnsinnigwerden. Normalerweise hat man ja einen Toten und null Verdächtige. Hier türmen sich jetzt die Verdächtigen bis unters Hausdach. Darunter auch der Simmerl Max. Ich sitze also wieder in dem verwaisten Rektorat, das mir für meine Ermittlungen hier zur Verfügung gestelltworden ist, und der Max schlendert auffallend lässig zur Tür herein.
    »Servus, Franz«, sagt er schlendernderweise.
    »Jetzt pass einmal gut auf, mein Freund. Wir sind hier nicht auf dem Schlachthof, verstanden? Hier wird in einer Mordsache ermittelt und das erfordert den nötigen Respekt. Also, Herr Eberhofer, wenn’s keine Umstände macht. Und jetzt setz dich hin«, sag ich und aus ist es mit der Lässigkeit. Der Max wird rot wie ein Feuerwehrauto und setzt sich dann nieder. Verschränkt die Arme vor der Brust und bockt.
    »Also, der Tod vom Höpfl kommt dir doch sehr gelegen, oder?«, frag ich zuerst.
    Der Max zuckt die Schultern.
    »Red!«
    »Ja, mei. Schon. Wie allen andern Schülern halt auch. Weil er halt ein richtiges Arschloch war, der Höpfl«, sagt der Bocker.
    »Das ist nicht ganz korrekt, mein Lieber. Im Grunde seid ihr siebenunddreißig. Siebenunddreißig, die zugeben, schon den einen oder anderen Mordgedanken gehabt zu haben, was den Höpfl betrifft.«
    »Ja und? Ist das verboten? Die Gedanken sind frei.«
    »Die Gedanken sind frei! Du Spinner. Jetzt ist er aber tot, der Höpfl, und zwar nicht etwa durch Gedankenübertragung. Sondern durch einen Güterzug.«
    »Ja, glaubst du denn wirklich   … glauben Sie wirklich, dass ich den Höpfl unter den Zug geschubst hab?«
    Er wird jetzt lauter.
    »Wo warst du denn in dieser Nacht? In der Nacht von dem Zugunglück? Wo genau warst du da?«
    »Im Wald«, sagt der Max leise und senkt seinen Kopf.
    »Wie im Wald? Was um Himmels willen macht man mitten in der Nacht im Wald? Mit sechzehn Jahren.«
    Der Max zuckt wieder mit den Schultern.
    »Ja, mei. Ich bin halt am Hochsitz gehockt.«
    »Auf dem Hochsitz?«
    »Ja, verdammt! Das mach ich manchmal. Da ist es ruhig und schön. Super zum Chillen.«
    »Zum Chillen also. Ja, klar. Was sonst? Warst du allein dort?«, frag ich noch und steh auf.
    Er nickt.
    »Sind wir jetzt fertig?«, fragt er dann.
    »Du weißt aber schon, dass das kein gutes Alibi ist?«, sag ich zum Schluss noch.
    »Das kann ich dann aber auch nicht ändern«, sagt der Max und geht.
     
    Ein paar Minuten später läutet mein Telefon und ich werde zu einer Familienstreiterei gerufen. Die Familie Beischl wieder mal. Allesamt echte Sozialamtlätschn. Zwei Brüder und eine Frau. Mit einem von ihnen ist sie verheiratet. Treiben tut sie’s aber mit beiden. Sodom und Gomorrha, kann man da nur sagen. Das ganze Dorf weiß Bescheid darüber. Alle paar Wochen wird sie dann verdroschen, die Frau Beischl. Im Suff halt. Alle drei Canal Grande sozusagen. Hinterher ruft sie die Polizei, welche ich dann die Ehre habe zu sein. Und sie macht eine Anzeige.
    Spätestens am übernächsten Tag kommt sie zu mir ins Büro.

Weitere Kostenlose Bücher