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Dampfnudelblues

Dampfnudelblues

Titel: Dampfnudelblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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kann, muss ich das Ganze ein bisschen verlagern.
    »Ich ermittle in einem Mordfall. Bin eher zufällig hier.«
    Er nickt.
    Die Angie starrt immer noch unbeirrbarerweise in das Erdloch.
    »Wie geht es dir, Angie?«, frag ich, weil ich sie ein wenig ablenken will.
    Sie starrt weiter und nimmt mich gar nicht wahr.
    »Das kannst du vergessen, Franz. Sie ist abgefüllt bis obenhin mit Beruhigungsmitteln. Die merkt noch nicht mal, wo sie hier ist.«
    Dann nimmt er ihr die Blumen aus der Hand und wirft sie ins Grab. Er hakt sie unter und wendet sich ab zum Gehen.
    »Seid ihr beide denn wieder ein Paar?«, frag ich noch so hinterher.
    »Was spielt das noch für eine Rolle?«, fragt der Bruno und schmeißt die Kippe weg.
     
    Jetzt bin ich zugegebenermaßen schon ziemlich erschüttert. Denn obwohl wir doch schon jahrelang keinen Kontakt mehr hatten, haut dich so was natürlich um. Ich mein, wenn ein so junger Mensch stirbt, ist das ja sowieso schon richtig scheiße. Wenn es dann aber noch das Kind von ehemaligen Freunden ist, dann geht’s dir freilich doppelt so nah. Und darum bin ich halt nicht grad in bester Partystimmung, wie ich den Karl dann treff.
    »Was ziehst denn du so eine Lätschn?«, fragt der Karl direkt, wie wir uns in der Kantine niedersetzen.
    Ich erklär ihm schnell die Situation und dann zieht der Karl eben auch eine Lätschn.
    Das Essen ist furchtbar, ein Dampfkost-Gulasch mit Dampfkost-Kartoffelbrei und Dampfkost-Junges-Gemüse. So dampfen wir eine Zeit lang schweigend vor uns hin, wir zwei.
    »Du, Franz«, fängt der Karl dann ganz vorsichtig an. Er hat was auf dem Herzen, ich merk es genau. Und weil es schließlich neben den Toten auch noch die Lebenden gibt, mach ich ein freundliches Gesicht und sag: »Raus damit!«
    »Du, die Frau Höpfl von neulich«, sagt er und seine Hautfarbe wird deutlich rosa. Ich helf ihm jetzt nicht weiter. Schließlich will er das Weib aufreißen, da sollte er wenigstens einen einzigen vollständigen Satz zustande bringen. Ich stochere derweil im Nachtisch herum. Dampfkost-Fruchtcocktail. Schließlich ess ich alles auf. Nicht, dass es mir so schmecken tät. Nein, nur um dem Karl die Gelegenheit zu geben, endlich auf den Punkt zu kommen. Ich trinke sogar die ekelhafte Fruchtsoße, nur, damit er Zeit gewinnt.
    »Ja, leck mich doch am Arsch!«, schrei ich ihn dann irgendwann an. »Sag einmal, was soll denn das werden, wenn’s fertig ist? Bist du wirklich nicht in der Lage, einen einzigen Satz zu beenden?«
    Die Kollegen rundherum drehen die Köpfe und schauen alle gespannt zu unserem Tisch rüber. Der Karl wird röter, als zuvor wohl je ein Mensch geworden ist. Ich merke, er möcht sich gern in Luft auflösen.
    »Spinnst du jetzt?«, fragt er ganz leise und wischt sich mit der Serviette über den Mund. Das heißt, eigentlich wischt er gar nicht richtig. Vielmehr versteckt er sich dahinter. Hinter der Serviette, mein ich.
    »Jetzt sei doch nicht so verdammt verklemmt, Karl! Du willst die Höpfl aufreißen. Na und? Wo ist dein Problem?«
    Er zuckt mit den Schultern.
    »Aber deswegen musst du doch nicht so schreien?«, sagt er noch viel leiser als zuvor.
    »Deswegen schrei ich auch nicht«, schrei ich. »Ich schrei, weil du dich anstellst wie ein kleiner Schulbub.« Ich steh auf und bring mein Tablett zurück. Er folgt mir auf den Fersen. Den Kopf tief gesenkt. Der Auftritt ist ihm peinlich.
    »Karl Stopfer«, sag ich. »Nomen est Omen, dass ich nicht lache!«
    Jetzt ist er aber beleidigt, der Karl. Geht ohne Gruß zurück zur Dienststelle und lässt mich hier allein zurück.
    Weichei, denk ich mir so.
    Ich muss die nächsten Tage bei ihm anrufen und mich entschuldigen. Aber seien wir mal ehrlich, so macht der doch nie einen Stich, wenn du mich fragst.
     
    Am Abend ist Weltuntergangsstimmung bei uns daheim. Die Sushi wird von ihren Eltern abgeholt und der Papa ist darüber todunglücklich. Die Panida packt die Babysachen zusammen und derweil trägt der Papa noch mal das kleine Bündel durch den Garten. Bis an den Schupfen hinter geht er aber nicht. Die wachsamen Augen vom Leopold folgen ihm auf Schritt und Tritt. Ich stell mich genau neben ihn.
    »Die Sushi mag gern Sauna«, sag ich so. »Und Dampfbad. Und Schokoladeneis mit Sahne.«
    Der Leopold schaut mich an.
    »Und wer genau ist die Sushi?«, fragt er.
    »Ja, dein Kind halt.«
    »Mein Kind heißt Uschi.«
    »Du, Papa«, schrei ich hinüber zu ihm. »Komm doch einmal her mit der   … na, wie heißt sie gleich

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