Dampfnudelblues
vom Hof nehmen und damit durch die Gegend gondeln, grad so, wie’s ihm passt?«
»Grad so, wie’s ihm passt!«
»Wie viele Mitarbeiter haben Sie?«
»Siebenundzwanzig.«
»Ich muss hier jetzt den Fahrer feststellen, verstehen Sie das? Aus siebenundzwanzig möglichen Personen.«
»Das ist Ihr Problem.«
»Nein, das glaub ich nicht«, sag ich und setz mich dann auf seinen Schreibtisch. »Ich werde nämlich jetzt bei allen siebenundzwanzig Betriebsangehörigen die Personalien feststellen. Und dann wird sich der Richter Moratschek darum kümmern. Der tut so was gern. Er wird eine richterliche Einvernahme vornehmen. Und das kann ein bisschendauern, weil der ehrenwerte Herr Richter natürlich auch noch andere Sachen zu tun hat. Aber es sind relativ bequeme Stühle am Gericht. Ob es siebenundzwanzig sind, weiß ich leider nicht. Und wenn der Moratschek immer einen von euch zwischen seine Verhandlungen schiebt, dann sind wir in drei bis vier Tagen mit der Sache durch. So lang ist der Betrieb natürlich geschlossen.«
Dann steh ich auf und greif nach meinem Telefon.
»Zeigen Sie mir das Foto noch einmal!«, ruft jetzt der Säbelzahntiger hinter mir her. Dann bekomme ich Name und Anschrift des Fahrers. Und zwanzig Prozent Rabatt auf eine Gebäudereinigung jeglicher Art.
Die folgende Nacht ist wie im Märchen, weil mein Kanapee wieder mir gehört und meine Brust auch. Ich kann mich wälzen, genau wie ich mag, und muss auf niemanden Rücksicht nehmen. Die Luca-Toni-Träume halten sich in Grenzen, zumindest kommt die Susi nicht mehr darin vor.
Das Aufwachen dagegen ist der personifizierte Horror. Die Oma steht wie ein Racheengel mitten in der Saustalltür und schreit aus Leibeskräften: »Franz, steh auf!«
Ich schau auf den Wecker: fünf Uhr dreiundzwanzig.
»Warum um alles in der Welt soll ich jetzt aufstehen? Heute ist Samstag.«
»Der Busfahrer ist krank!«, schreit sie mir her.
Und dann erfahr ich die traurige Wahrheit. Und zwar hat die Oma heut eine Ausflug geplant. Mit ihren Landfrauen. Das machen sie so ab und zu, und das ist auch schön so. Sollen diese alten Mädels doch noch was anschauen, bevor’s dann dahingeht.
Heute zum Beispiel geht’s mit einem Kleinbus ins Donaueinkaufszentrum nach Regensburg. Besonders freutsich die Oma darüber, weil es heute Rabatte gibt. In allen Geschäften. Weil irgendein Jubiläum ansteht, frag mich nicht. Dann hat sie aber aufgehört, sich zu freuen. Weil sie erfahren hat, dass der Busfahrer krank ist. Ischias. Bewegungsunfähig quasi. Und da ist ihr plötzlich eingefallen, dass ja der Franz drüben in seinem Saustall liegt. Und weil der ja sowieso nix Besseres zu tun hat, kann der doch prima die alten Schrapnellen durch Bayern kutschieren.
Eine Weigerung hat gar keinen Sinn. Sie weiß haargenau, dass ich ihr so einen Wunsch niemals abschlagen tät. Außerdem nutzt sie natürlich meine morgendliche Unzurechnungsfähigkeit aus. Und bis ich schau, hock ich mit der ganzen Weiberschar im Kleinbus. Im Heckfenster hängt ein Schild: Landfrauen on tour.
Na bravo!
Die Oma hockt vorn auf dem Beifahrersitz und trägt ein Käppi am Kopf. Den Kragen hat sie ständig zu den Rückbänken gedreht, um ja nichts zu verpassen. Hinten geht die Post ab wie am Ballermann, das kann man gar nicht erzählen. Auf Höhe Ergoldsbach wird schon die vierte Flasche Sekt geköpft und wir machen die zweite Pinkelpause. Ich bin ziemlich erstaunt, wie gut sich die Oma verständigen kann. Sie lacht sogar über die Witze, die hinterrücks gerissen werden und die sie doch gar nicht hören kann.
Vor dem DEZ stehen wir eineinhalb Stunden im Stau. Die Parkplätze sind voll bis zum Gehtnichtmehr. Das heißt, eigentlich steh nur ich im Stau. Das Weibsvolk hat für so was natürlich keine Zeit. Schon nach wenigen Minuten beschließen sie einträchtig, den Wagen zu verlassen und lieber zu Fuß weiterzugehen. Also steigen sie mitten auf der vierspurigen Fahrbahn aus, nehmen sich an den Händen und wandern watschelnderweise dem Paradies entgegen. Die Ruhe, die jetzt urplötzlich einkehrt, lässt mich einenGehörsturz in Betracht ziehen. Zur Überprüfung schalt ich das Radio auf volle Lautstärke: Highway to Hell! Die können meine Gedanken lesen.
In den Verkehrsnachrichten wird nachdrücklich darauf hingewiesen, dass die Parkplätze am Donaueinkaufszentrum voll sind. Man soll ausweichen.
Ja, wohin denn!
An der Zufahrt zum Parkhaus steht ein Wächter in Orange und schwingt seine Kelle.
»Nichts geht
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