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Dampfnudelblues

Dampfnudelblues

Titel: Dampfnudelblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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unsere Kunden zukommen zu lassen. Wir bitten um Verständnis, blablabla.
    Blöde Kuh.
    Wir fahren da hin. Also zu dem Reisebüro, mein ich. Esist tatsächlich eine Kuh, die dort am Schreibtisch sitzt und einen Kunden berät. Er will Urlaub auf dem Bauernhof. Mit Kind und Kegel. Sie ist darüber gut informiert. Warum bin ich jetzt nicht überrascht?
    »Und die Kinder können da tatsächlich Pony reiten, so oft, wie sie wollen?«, fragt der zukünftige Bauernhofurlauber.
    »Ganz genau«, muht sie hinter ihrem Bildschirm heraus.
    »Und die Meerschweinchen, sind die   …«
    Jetzt langt’s aber.
    Dienstausweis Marsch.
    »Erlauben Sie mal!«, schreit der Kunde, wie ich ihn vom Stuhl wegschubse.
    »Sie, wir ermitteln hier in einem Mordfall, verstanden? Der Täter ist noch flüchtig. Karl, begleite den Farmer bitte hinaus.«
    Der Karl gehorcht aufs Wort.
    Von der Reisebürokuh erfahr ich dann, dass der Höpfl tatsächlich eine Reise vormerken hat lassen. Für zwei Personen. Auf die Namen Höpfl und Buchheim. Nach San Francisco. Vierzehn Tage lang. Und zwar war die Buchung genau an dem Tag, wo er nach seiner Vermissung wieder aufgetaucht ist.
    Also eines dürfte jetzt klar sein, wenn jemand solche Pläne schmiedet, wird er sich nicht ein paar Stunden später freiwillig vor einen Zug werfen. Auch wenn er noch so unbeliebt ist. Da muss jemand nachgeholfen haben.
    Aber wer?
    Mein haushoher Favorit ist natürlich der Sieglechner Bruno. Besonders, weil er ja schon geständig war, dass er einen Warnschuss abgefeuert hat. Und dann könnten es womöglich doch auch gut seine Fingerabdrücke sein, die der Karl da noch sichergestellt hat. Ja, der Sieglechner. Denmuss ich mir noch einmal richtig zur Brust nehmen. Zuerst aber fahren wir zur Frau Höpfl. Weil Termin ist Termin.
     
    »Schauen Sie, Frau Höpfl, ich hab Ihnen nicht nur den Schlüssel, sondern auch meinen erstklassigen Kollegen Karl Stopfer mitgebracht«, sag ich zu ihr, direkt wie wir vom Auto aussteigen.
    Dem Karl sein Kopf droht zu zerplatzen.
    »Das ist aber nett. Wir kennen uns ja schon«, sagt die Frau Höpfl und reicht uns beiden die Hand.
    Ich übergeb ihr den Schlüssel.
    »Ich werde mich drinnen ein bisschen umschauen«, sagt sie dann. »Können Sie vielleicht noch ein Weilchen da bleiben? So allein ist es mir schon ziemlich unheimlich nach allem, was passiert ist.«
    »Nein«, sag ich. »Auf gar keinen Fall. Ich bin dienstlich gesehen so dermaßen im Stress, ich muss dringend weg.«
    Dann schau ich den Karl an.
    »Aber mein Kollege, der kann noch gut dableiben, weil der ohnehin einen ruhigen Job hat. Spurensicherung«, sag ich so und hau dem Karl aufmunternd auf die Schulter.
    Und dann bin ich weg.
     
    Zwei Stunden später fährt die Frau Höpfl mit dem Auto vor mein Büro und lässt den Karl aussteigen. Der geht schnurstracks zu seinem Streifenwagen und steigt ein.
    »Karl!«, schrei ich durchs Fenster.
    Er schaut her.
    Dann steigt er wieder aus. Er kommt ans Fenster. Er macht alles in Zeitlupe. Auch das Mich-Anschauen.
    »Karl? Ist alles in Ordnung mit dir?«, frag ich dann so.
    »Franz«, sagt der Karl und lächelt dämlich. »Schön, dich zu sehen.«
    Was hat der denn eingeschmissen?
    »Geht’s dir nicht gut?«
    »Alles tippi-toppi!«, sagt er noch, dann entschwebt er meinem Dunstkreis. Er setzt sich ins Auto und fährt weg.
    Bevor ich selber aufbreche, geh ich noch kurz ins Büro von der Susi. Sie ist erwartungsgemäß nicht da.
    »Wie lang hat dieses Weib denn eigentlich überhaupt noch Urlaub?«, frag ich die Kollegin und deute auf den leeren Platz.
    »Entschuldige mal, ich wüsste nicht   …«
    »Ein einfaches Datum würde genügen«, sag ich.
    »Diese Woche noch.«
    Na also!
    »Und sie ist sehr glücklich, da wo sie jetzt ist!«, ruft mir das Miststück noch hinterher.
     
    Wie ich am Abend mit dem Ludwig meine Runde dreh, lande ich irgendwie an dem Bahngleis, das den Höpfl zur Strecke gebracht hat. Da kriegt das Wort Bahnstrecke gleich einen ganz anderen Sinn. Der Ludwig mag diesen Weg. Immer wenn ein Zug vorbeirollt, versucht er, hinterherzujagen. Ein paar Meter halt, er ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Auf dem Rückweg überqueren wir eine große Wiese, grade frisch gemäht. Es duftet wunderbar. Am Waldrand bleib ich kurz stehen, weil der Ludwig wichtigen Geschäften nachgeht. Ich lehn mich derweil völlig entspannt an einen Baum und schau in die Gegend. Und dann entdeck ich ihn. Den Hochsitz. Den muss ich mir unbedingt einmal genauer

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