Dampfnudelblues
mehr!«, sagt er.
»Ich muss nur kurz tanken«, sag ich und deute auf die Tankstelle drinnen im Absperrgebiet.
Er lässt mich reinfahren.
Ich tanke.
Beim Bezahlen zieh ich meinen Dienstausweis und flüstere dem Kassierer zu, wir hätten da einen Hinweis bekommen. Mehr kann ich ihm im Moment nicht sagen, nur so viel: Terrorismus. Und deshalb werde ich den Kleinbus jetzt hier an seiner Tankstellenwand bis auf Weiteres stehen lassen müssen. Außerdem vertraue ich auf sein absolutes Stillschweigen.
Er wird leicht blass und nickt ehrfürchtig.
Wir haben jetzt einen erstklassigen Parkplatz.
Ich hab selbstverständlich den Ludwig dabei, weil Samstag sowieso Ludwig-Tag ist. Die Donau ist einen Steinwurf entfernt und so wandern wir zwei eine Zeit lang völlig harmonisch den Fußweg am Wasser entlang. In einem Biergarten machen wir Rast und eine Brotzeit. Die Sonne scheint ganz fabelhaft auf meinen Buckel.
Am späteren Nachmittag suchen wir dann das DEZ wieder auf. Parkplatztechnisch ist es noch keinen Deut besser und die Verkaufshalle gleicht direkt einem Flüchtlingsauffanglager.Menschen über Menschen, wohin das Auge schweift, und die mindestens doppelte Menge an Plastiktüten.
Hier jemanden zu finden, ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Aber so schlimm ist es dann eigentlich gar nicht. Man kann sie nämlich schon meilenweit hören, die weibliche Gesandtschaft aus Niederkaltenkirchen.
C & A Umkleidekabinen.
»Mädels! Aufbruch!«, schrei ich, wie ich dort ankomme. Die Vorhänge öffnen sich beinahe gleichzeitig. Und die Landfrauen schreiten heraus. Sie tragen Badeanzüge in knallbunten Farben.
»Gut, dass du da bist, Franz. Na, wie schau ich drin aus?«, fragen sie alle durcheinander und drehen sich vorm Spiegel, dass es mir gleich ganz schwindelig wird. Aus der überschüssigen Haut, die ich sehe, könnte man gut einen Fesselballon machen.
»Geh, jetzt hört’s doch auf mit dem Schmarrn«, schreit die Oma. »Der Bub wird ja noch ganz schwul!«
»Wunderbar«, sag ich. »Alle schaut’s ihr ganz wunderbar aus, in den knackigen Badeanzügen.«
Sie kichern wie Schulmädchen.
Dann treib ich sie zur Kasse.
Und alle sind selig.
Danach gibt’s noch einen kleinen Kaffee mit einem noch kleineren Cognac und ein paar Stückerl Sahnetorte. Auf dem Weg zum Auto geht’s noch mal aufs Klo, damit wir nicht gleich den nächsten Rastplatz anfahren müssen. Ich steh also grad so zwischen zwei Typen an der Pinkelrinne und lasse ganz entspannt ablaufen, da geht die Tür auf und die Oma kommt rein.
»Das Damenklo ist voll!«, schreit sie. »Die stehen da biszum Gang raus.« Und so verschwindet sie halt in unserm Séparée. Nachdem sich dann alle endlich erfolgreich entleert haben, marschieren wir zum Kleinbus zurück. Während die Damen ihre Fahrposition einnehmen, hab ich ungefähr eine Million Tüten zu verstauen.
Mein Freund, der Kassierer, kommt aus der Tankstelle heraus. Er ist immer noch blass.
»Alle verhaftet!«, ruf ich ihm zu.
Er hebt den Daumen nach oben und wirkt irgendwie stolz.
Auf der Rückfahrt sitzt die Mooshammer Liesl bei mir vorn, weil’s ihr jetzt schlecht ist vor lauter Kuchen. Hinten ist Ruhe, einige schlafen.
»Der Buengo«, sag ich zur Liesl. »Der wohnt jetzt bei dir, gell?«
»Ja, der Buengo. Mei, ist der schwarz, Franz. So was hab ich ja überhaupt noch nie gesehen. Aber er ist halt auch bloß ein Mensch, gell. Ich sag ja immer: leben und leben lassen. Manchmal ist er schon ein bisschen komisch, der Buengo. Er schläft zum Beispiel auf dem Boden, weißt. Obwohl ein erstklassiges Bett drinsteht in seinem Zimmer. Aber es kann halt niemand raus aus seiner Haut, auch wenn sie noch so schwarz ist, gell.«
Ich nicke.
Und dann sind wir auch schon gleich daheim.
Der H & M ist richtig klasse, sagt die Oma. Weil’s da auch was in ihrer Größe gibt. Für dürre kleine Weiber also. Jetzt hat sie ein Flower-Power-Trägerkleid und eine Bermuda mit Hawaii-Druck. Ein T-Shirt mit der amerikanischen Flagge und der Aufschrift ›Forever young‹. Und alles war ganz wunderbar reduziert.
Am Abend ruft der Birkenberger an und sagt, dass er wieder daheim ist. Es hat sowieso keinen Sinn, sagt er, weil die beiden Turteltauben das Zimmer eh nicht mehr verlassen. Sex around the clock, sagt er.
Er wird jetzt die Rechnungen zusammensuchen und sie mir dann schicken. Seine Spesen praktisch.
Ja, wunderbar, sag ich, wenn ich wieder mal dringend einen Privatdetektiv brauche, weiß ich ja, wo ich einen
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