Dan
schießen, bis ich sie erwischt habe, hoffentlich bevor sie die Bombe fliegen lassen. Bitte tu, was ich dir sage, Maggie.« Er sah wieder auf das Boot.
Na los, komm näher
.
»Was, wenn du in die Luft fliegst?«
»Dann fährst du mit dem Boot nach San Carlos zurück und fliegst nach Hause.«
»Dan!«
»Geh jetzt, Maggie!« Er zog sie unsanft vom Boden hoch. Ihnen blieben nur noch wenige Sekunden. »Los!« Er gab ihr einen energischen Stoß Richtung Ausgang und hechtete zum Fenster zurück, um das Feuer zu eröffnen.
Die Natur half ihm mit einem weiteren Blitz, der den Himmel gerade so lange erhellte, dass Dan sah, wie ein Arm vorschnellte und sich ein faustgroßer Gegenstand löste und durch die Luft flog. Offenbar hatte er sie in Bedrängnis gebracht, sodass sie früher angriffen als geplant. Vielleicht blieb ihm dadurch mehr Zeit.
Die Granate schlug durch ein Loch in der Bambuswand und landete auf dem Boden. Dan hechtete danach, drehte sich sofort um und schleuderte sie blindlings mit aller Kraft nach draußen.
Eine Explosion erschütterte die Hütte, einem Erdbeben gleich, die wackeligen Stützpfähle ächzten, und Wasserfontänen spritzten auf.
»Du hast sie getroffen!«, schrie Maggie.
Er erreichte das Fenster rechtzeitig, um zu sehen, wie ein Explosionspilz über dem Boot aufstieg und in einem Umkreis von sechs bis sieben Metern Holzsplitter herumflogen. Als sich der Rauch legte, blickte er sich auf dem Wasser nach Lebenszeichen um.
Maggie kam die Leiter hochgeklettert und blieb in der offenen Seite der Hütte stehen. »Das hat niemand überlebt.«
Dan atmete durch. »Auch das Boot nicht.«
21
Nur Max’ verkrampfte Hände verrieten, welche Qualen er litt. Doch Lucy kannte ihn so gut, dass sie förmlich spüren konnte, wie sehr er sich über sich selbst ärgerte, während er in seinem Büro auf und ab ging und sein Handy bearbeitete.
Es war fast sieben Stunden her, dass Quinn verschwunden war, sieben entscheidende, endlos scheinende Stunden, in denen sie vergeblich versucht hatten, Dan und Maggie zu erreichen.
»Wo zum Teufel steckt er nur?« Max fuhr fort, seine Runden durch den Raum zu drehen, und sah zum hundertsten Mal auf sein Telefon, als könnte er einen Anruf verpasst haben, von Dan oder aus dem Hubschrauber, den Lucy auf die Suche geschickt hatte.
Es hatte viel zu lange gedauert, bis der Helikopter endlich im Einsatz war.
Lucy saß auf dem Sofa, auch ihr war elend zumute, aber auch sie behielt ihre Sorgen für sich. Ihr Blackberry in der Hand, schrieb sie eine SMS an Sage, die die Ermittlungsabteilung von Bullet Catcher leitete – allerdings nur noch bis nächsten Monat; dann nämlich würden sie und Johnny Christiano heiraten und nach Italien gehen, um die Aktivitäten von Lucys Firma in Europa zu leiten.
Jack hatte sich gemeldet und ihr wie immer mit jedem Wort ein Lächeln entlockt, auch ihm schrieb sie eine kurze Nachricht. Auch wenn sich die beiden Männer in der Vergangenheit miteinander schwergetan hatten, so machte sich Jack doch Sorgen um Dan und wie er die schlimme Nachricht aufnehmen würde.
Ihre SMS an Jack wurde von einem Anruf unterbrochen: FBI , North Miami Beach. Ihr Freund Thomas Vincenze hatte eine überregionale Fahndung nach Quinn angeordnet. Sie hörte auf zu schreiben und nahm das Telefonat an, einen hoffnungsvollen Blick auf Max gerichtet.
»Was gibt’s Neues, Tom?«
»Leider nichts in der Entführungssache, Lucy. Jeder denkbare Weg aus Miami hinaus wird überprüft, und wir haben unser Spezialteam für Kindesentführungen erweitert; sie arbeiten mit der County-Polizei Hand in Hand. Aber deshalb rufe ich nicht an. Das Beweisstück, das Dan Gallagher gesucht hat, ist wieder bei den Akten.«
Der Zettel aus dem Glückskeks?
»Kannst du es mir zukommen lassen?«
»Kein Problem«, erwiderte er, ohne zu zögern. »Aber ich will es dir außerdem am Telefon durchgeben, denn es entspricht nicht der Aktennotiz, die er sich abgeschrieben hat.«
Was bedeutete, dass die beiden zu einer falschen Stelle in Venezuela gereist waren. Wo sie nicht erreichbar waren … aus welchen Gründen auch immer.
»Schieß los.« Sie notierte Worte und Zahlen, überprüfte sie und reichte Max den Zettel. »Gib das ins GPS ein und schau, was sich am Zielpunkt ändert, wenn das hier der Breitengrad in Minuten und Sekunden ist«, sagte sie leise. Zu Thomas gewandt fuhr sie fort: »Wer hat das zurückgebracht?«
»Ich weiß nicht«, erwiderte er, und sein Tonfall verriet sein Unbehagen.
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