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Dan

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Titel: Dan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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verstanden, weil er auf der anderen Seite des Flurs gewesen war. Aber es war um seine Mom gegangen, so viel stand fest, und das hatte ihn höllisch neugierig gemacht. Hatte seine Mutter wirklich mit einem Drogenring zu tun gehabt? War sie mit einem Dealer zusammen gewesen? Und schwanger davongelaufen?
    Das würde bedeuten, dass …
    Nein, unmöglich. Sie hätte ihn doch nie so angelogen.
Niemals
. Er musste das klären.
    Als Peyton ihn gefunden und begeistert losgekräht hatte, war das Gespräch zwischen den Erwachsenen sofort verstummt. Peyton im Schlepptau, hatte er durch die Tür gelinst, hinter der die beiden standen; Mr Roper hielt eine Aktenmappe in der Hand. Cool wie die Figuren aus dem neuen
Splinter-Cell
-Spiel war Quinn reingeschlendert, hatte ein wenig Small Talk gemacht und ganz nebenbei den Namen auf der Akte gelesen:
Varcek
. Sein zweiter Vorname.
    Schon das allein gab ihm das Recht zu spionieren.
    Die Bürotür stand weit offen. Er ging zum Schreibtisch, auf dem ein Schnellhefter mit vier oder fünf Mappen lag. Auf dem dritten stand
Varcek
.
    Er schnappte sich die Mappe und sauste in sein Zimmer zurück, um mit zitternden Händen die Tür zu verriegeln. Goose fing an zu bellen, doch Quinn befahl ihm, ruhig zu sein. Er ließ sich auf das Bett fallen und schlug die Mappe auf.
    Mit jedem Wort, das er las, wuchsen Groll und Frust in seinem Bauch.
    Alles, was sie ihm je erzählt hatte, war gelogen. Sie war von zu Hause abgehauen und mit einem Typ namens Ramon Jimenez zusammen gewesen. Was bedeutete, dass dieser Typ …
    Er schleuderte die Mappe von sich, und die Blätter verteilten sich über den Boden. Goose war sofort auf den Beinen.
    »Kumpel, die haben uns so was von verarscht.« Quinn sah auf das Papier und schluckte. »Warum hat sie es mir nicht einfach gesagt?«, fragte er den Hund, der ihm seinen Kopf auf die Beine gelegt hatte. »Anscheinend hatte sie überhaupt nicht vor, es mir zu sagen. Und was ist mit Dad? Ob er es gewusst hat? Hat sie ihn auch angelogen? Bis zu seinem Tod?«
    Der Gedanke gab den Ausschlag. Wütend schnappte er sich ein T-Shirt, schlüpfte in seine Adidas-Flipflops und schob sein Handy in die Tasche seiner Schlafanzughose. Er hatte vierzig Dollar und seinen Pass, den seine Mutter aus unerfindlichen Gründen gestern in seinen Rucksack gesteckt hatte.
    Er musste hier raus.
    Tränen des Zorns liefen ihm über das Gesicht, und er bebte am ganzen Körper. Sämtliche Schimpfwörter, die er kannte, schossen ihm durch den Kopf, während er seine paar Habseligkeiten aus der Schublade nahm und in seinen Rucksack stopfte.
    Er könnte von hier verschwinden, ohne dass jemand auch nur einen Mucks hörte. Er hatte Mr und Mrs Roper beobachtet, wie sie die Alarmanlage bedient hatten; sie hatten sich nicht die Mühe gemacht, den Code vor ihm zu verbergen, und er wusste ihn noch.
    Er würde einfach davonlaufen.
    Aber wie? Zu Fuß wäre idiotisch. Er würde nie an dem Wachposten am Tor vorbeikommen. In einem Auto hingegen …
    Goose folgte ihm in die Küche, wo die Ropers ihre Autoschlüssel aufbewahrten, in einem Schränkchen neben dem Bedienfeld der Alarmanlage. Und da sie so unfassbar reich waren, hatte er gleich vier zur Auswahl.
    Okay. Wenn schon, denn schon.
    Er deaktivierte den Alarm und öffnete die Tür, die zur Garage führte. Mit zitternden Händen zog er die Fahrertür des Ferrari auf und ließ Goose über die Konsole springen, genau wie im Pick-up seiner Mutter, nur dass das hier ein astronomisch teurer Testarossa war. Er stellte den Fahrersitz ein, genau wie beim ersten Mal, als Mr Roper ihn hatte fahren lassen, ließ den Motor an und dehnte knackend sein Genick, wie er es bei Rennfahrern gesehen hatte.
    Natürlich würden sie ihn kriegen. Wahrscheinlich schon bevor er überhaupt die Straße erreichte. Vielleicht würde ihn die Polizei anhalten. Dann wäre er vorbestraft – genau wie seine verlogene Mutter.
    Das Garagentor hob sich, er trat auf das Gaspedal, ließ die Kupplung kommen, und der Wagen machte einen Satz nach vorn.
    »Mist!« Er brachte das Auto wieder unter Kontrolle und rollte langsam die Auffahrt entlang. Als sich die breiten Eisentore geöffnet hatten, bog er in die Straße ein, die zum Haupttor führte. Ein Blick in den Spiegel verriet ihm, dass ihm niemand folgte, jedenfalls noch nicht. Garantiert war Roper schon aus dem Bett.
    Er blickte den Wachmann nicht an und bremste auch nicht allzu stark ab, bevor er die Insel verließ. Als sich das Tor öffnete, gab er Gas.

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