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Dan

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Titel: Dan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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wagte nicht, sich zu rühren, musterte aber im Spiegel ihre Gesichter. Die Sonne heizte die Ledersitze auf, es wurde immer heißer in dem kleinen Wagen, auf Ramons Oberlippe bildeten sich bereits Schweißtropfen. Dem Kerl hinter ihm schien die Hitze offenbar nichts auszumachen.
    Als er keine Antwort bekam, stieß ihn der Fremde mit der Waffe an. »Wie geht’s deiner Schwester?«
    Ramon riss die Lider auf und starrte in die kalten grünen Augen, die ihm aus dem Spiegel entgegenblickten. Niemand wusste, dass Lola James seine Schwester war. Nur El Viejo. War der Kerl einer von dessen gedungenen Schlägern?
    »Hat sie, was du wolltest? Hat sie all die Jahre darauf aufgepasst?«
    Er wusste davon? Dann konnte er unmöglich einer von El Viejos Männern sein. Außerdem war er mit Maggie im Bett gewesen, also hatte er höchstwahrscheinlich schon einen der Glückskekse. El Viejos Leute würden zudem nicht lange fackeln, wenn sie ihn fanden.
    »Ich weiß nicht, was du von mir willst, Mann, aber du kriegst es nicht. Verpiss dich endlich aus meinem Wagen, und lass mich in Ruhe.«
    »Worüber habt ihr gesprochen, du und Lourdes? Habt ihr die Beerdigung eures Daddys geplant?«
    »Das findest du wohl witzig, Bruder.«
    »Ich mache grundsätzlich keine Witze«, erklärte der andere. »Außerdem bin ich nicht dein Bruder.«
    Wenn der Typ für Viejo arbeitete, war dies das letzte Gespräch, das er in seinem Leben führen würde. Gab es denn nicht irgendwas, das er zum Tausch anbieten konnte? Er blickte abermals auf das Handschuhfach.
    »Shit.« Er dehnte das Wort und warf sich das Haar aus dem Gesicht. »Im Knast hab ich schlimmere Arschlöcher als dich kennengelernt.« Er griff zu seinem Schlüssel, den er unter dem Sitz zurückgelassen hatte, doch dann drückte ihm der Arm wieder die Luftröhre zu.
    »Willst du dorthin zurück, Ramon?«
    »Fick dich«, brachte er heraus. »
Du
schickst mich nicht dorthin.«
    »Ach nein? Ist mir schon einmal gelungen.«
    Ramon versuchte, sich zu entwinden, doch der Kerl drückte nur noch fester zu. »Wer … bist … du?«, keuchte er.
    »Du hast mich Miguel genannt. Amigo Miguel.«
    Was?
    »Michael Scott war mein offizieller Name.«
    Unmöglich. Absolut unmöglich
. Er sah wieder in den Innenspiegel. Unmöglich. Andere Augen. Anderes Haar. Ein anderer Mann.
    Der verdammte FBI -Fahnder war …
nicht tot?
    »Jetzt erzähl mir doch ganz einfach mal, was genau du eigentlich von Maggie willst und warum du dauernd aufkreuzt und mich mit deiner hässlichen Fratze beleidigst. Was hast du vor, Ramon? Warst du im Haus? Geschäfte machen wie in alten Zeiten?«
    Der Griff lockerte sich etwas, sodass er sprechen konnte, doch selbst schlucken tat höllisch weh.
    »Nein«, krächzte er. Er wagte sich nicht einmal in die Nähe dieses Hauses. Viejos Männer waren überall – hier in Miami, unten auf den Keys. Mann, er war so was von erledigt, das war schon nicht mehr feierlich.
    Aber wenn der Typ keiner von Viejos Killern war – war er wirklich Michael Scott?
    Moment mal. Deshalb war Lourdes nicht hier. Sie hatte ihn nicht um die Glückskekse betrogen – sie hatte ihn verpfiffen. Er hatte gehört, dass sie mit dem FBI zusammenarbeitete, um mit allen Mitteln ihre Firma sauber aussehen zu lassen. Natürlich! Lourdes hatte ihm das eingebrockt.
    Konnte Viejo denn nicht sehen, wer der wahre Verräter in der Familie war?
    Das Geld – oder zumindest die Aussicht, es zu finden – war Ramons einzige Chance, Viejo zu beweisen, dass er nicht derjenige war, der dem FBI die Informationen zugespielt hatte. Dass er den Clan niemals hintergangen hatte.
    »Beweis es«, sagte er grimmig. »Beweise, dass du Miguel bist.«
    Der andere lachte. »Ich muss überhaupt nichts beweisen, schließlich habe ich die Waffe in der Hand. Aber bitte. Teste mich.«
    Er hatte seinem Freund Miguel ein paar Brocken Spanisch beigebracht, hauptsächlich Schimpfwörter und dumme Sprüche. Seine Aussprache war immer zum Totlachen gewesen. Einer dieser Sprüche war zu einem Dauergag zwischen ihnen geworden.
    »
La vida es breve
«, sagte Ramon. Das Leben ist kurz.
    Der andere Mann lächelte. »
Vámonos pa’l carajo y vamos a joder toda la fregada noche!
« Sein Lächeln wurde breiter, und er ließ Ramon wieder mehr Platz zum Atmen. »Ich weiß inzwischen auch, was das bedeutet, du dreckiges Schwein.«
    Verdammt noch mal. Sogar die Aussprache war genauso schlimm wie damals. Michael Scott war der einzige Mensch, der wusste, dass Ramon keine

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