Dan
Rückweg war der Verkehr gnädig zu ihr. Dan wartete vor dem Bürogebäude. Während er auf den Wagen zukam, wappnete sie sich gegen eine Standpauke.
Das hättest du nicht tun dürfen. Ich habe dir gesagt, du sollst hierbleiben. Was hast du dir dabei gedacht?
»Gute Arbeit«, sagte er, als er einstieg und sich anschnallte. »Wie fährt er sich?«
Sie brachte ein Lächeln zustande. »Traumhaft.« Sie trat die Kupplung durch und legte sanft den ersten Gang ein. »Ich dachte, du wärst stinksauer, dass ich ihm gefolgt bin.«
»War ich auch. Dann hab ich mir Sorgen gemacht, weil du nicht ans Telefon gegangen bist. Aber ich hätte genauso gehandelt.«
Sie schwenkte in den Verkehr ein und warf ihm von der Seite einen Blick zu. »Und die Bodyguards für Brandy?«
»Lucy schickt noch heute ein Team auf die Keys.«
Sie nahm ihre Hand vom Schaltknüppel und legte sie auf seinen Arm. »Danke. Was ist mit Lola?«
»Sie ist verschwunden.«
»Verschwunden? Was meinst du damit?«
»Sie hat ihr Büro gestern Nachmittag verlassen und ist heute Morgen nicht gekommen.«
»Bestimmt ist sie zu Hause. Ramon ist gerade in ihre Wohnung gegangen.«
»Finden wir’s heraus. Ihrer Sekretärin zufolge ist sie selbst an Sonntagen meist in der Firma; und an Wochentagen kommt sie immer.«
Während er von dem Gespräch berichtete, nahm Maggie den Weg zurück zur Brickell Avenue, bis sie den Apartmentblock erreichten.
»Da steht sein Auto«, sagte sie und deutete darauf; dann wandte sie sich dem Eingang zu. »Und sieh mal. Da ist er ja.«
Ramon war so weit weg, dass sie seine Miene nicht lesen konnte, während er in dem überdachten Eingang stand und sich eine Zigarette anzündete. Ehe sie noch einmal atmen konnte, hatte Dan bereits seinen Gurt gelöst und die Hand am Türöffner.
»Was hast du vor? Willst du ihm am helllichten Tag auf offener Straße an den Kragen gehen?«
»Das kann ich ein bisschen dezenter. Fahr einfach zehn Minuten herum und komm dann zurück.«
»Ich finde bestimmt einen Parkplatz.«
Er sah die Reihe der parkenden Autos entlang. »Das bezweifle ich.« Noch ehe sie vollends zum Halt gekommen war, war er schon aus dem Wagen gesprungen, und sie fuhr weiter. Sie hatte damit gerechnet, dass er auf das Haus zuging, in Ramons Richtung, doch stattdessen überquerte er die Straße und steuerte ohne Umweg auf Ramons Wagen zu.
Diesmal sah er nicht sexy aus. Er sah aus wie jemand, der zu töten imstande war.
Ohne den Blick von ihm zu nehmen, trat sie auf das Gaspedal. Erst dann sah sie wieder auf die Straße – und stieg auf die Bremse, um wenige Zentimeter vor Ramon zum Stehen zu kommen.
Sie hielt den Atem an, weil sie fest damit rechnete, dass er sie erkannte, doch er schnippte nur seine Kippe auf ihre Motorhaube und schlenderte zu seinem Auto zurück.
13
Ay, meirda!
Am liebsten hätte Ramon der blöden Kuh in dem Sportwagen seine Kippe ins Gesicht geschnippt. Doch im Moment war er mit seinen Gedanken ohnehin woanders.
Wo steckte seine verdammte Schwester?
Zuerst wollte sie ihn ausbooten, indem sie jemand anderen schickte, um Maggie auseinanderzunehmen. Dann erschien sie nicht zu ihrem Treffen in ihrem Büro. Und jetzt war sie nicht einmal zu Hause.
Wenigstens hatte auch er ihr noch nicht alles erzählt, was er wusste. Sie war eine hinterhältige
puta
, auch wenn sie sich einen neuen Namen zugelegt, sich das Gesicht hatte operieren lassen und die Geschäfte ihres Vaters neu aufgezogen hatte. Und solange er auf El Viejos Abschussliste stand, brauchte er sie. Deshalb hatte er ihr von den Glückskeks-Zetteln erzählt. Doch es war von Anfang an klar gewesen, dass sie nicht ehrlich zu ihm war. Und jetzt war sie auch noch verschwunden.
Er riss seine Autotür auf und ließ sich auf den Sitz fallen.
Ein Arm schoss nach vorn und drückte ihm die Kehle zu, sodass ihm die Augen aus den Höhlen quollen.
»Du solltest deinen Wagen wirklich verriegeln.«
Ramon blickte keuchend in den Rückspiegel, und konnte seinem Angreifer direkt ins Gesicht blicken. Heilige Muttergottes, das war der Arsch, der ihn aus der Bar befördert hatte. Maggies Wachhund.
Der Kerl lockerte seinen Würgegriff, dafür spürte er jetzt den kalten Lauf einer Waffe.
»Was zum Henker willst du?« Ramons Blick wanderte zum Handschuhfach. Ob der Typ hineingesehen hatte? Ob er das einzig Wertvolle gefunden hatte, was er besaß?
Der Mann presste seine Waffe fester an Ramons Hals. »Hast du gestern Abend auf den Keys mal wieder Ärger gemacht?«
Ramon
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