Danach
aussehenden Grases. Das war meine Chance. Ich würde die Tür öffnen, hinausspringen und mich auf dem Gras abrollen.
Drei, zwei, eins … Ich holte tief Luft und stieß die Tür auf, bevor ich mich so weit wie möglich nach außen warf. Es fühlte sich an, als würde ich vom Wind nach hinten gerissen, aber ich wusste, dass das nur der Rückstoß war, weil das Auto weiter geradeaus schoss.
»Verflucht nochmal!«, hörte ich Tracy schreien. Dann legte sie eine Vollbremsung hin.
Die Bremsen gaben ein scheußliches Quietschen von sich, und das Auto rutschte schlitternd noch ein paar Meter weiter, bevor es zum Stehen kam. Tracy sprang heraus und kam auf mich zugerannt.
Es dauerte länger als erwartet, bis ich mich endlich aufgerappelt hatte. Ich war zwar nicht verletzt, aber der Sturz hatte mir die Orientierung genommen. Unbeholfen stand ich auf und rannte hastig den Feldweg entlang. Aber Tracy war schnell. Viel schneller als ich. Mit vier oder fünf langen Sätzen war sie direkt hinter mir.
Ich hörte mich schreien, aber die Laute schienen nichts mit meinem Körper zu tun zu haben, schienen von jemand anderem zu stammen. Meine Tasche hielt ich immer noch fest umklammert. Trotz meiner Panik konnte ich noch klar genug denken, um zu wissen, dass ich sie brauchen würde, falls ich es zurück in die Stadt schaffte. Tracy rief mir etwas zu, aber ich schrie selbst so laut, dass ich nicht verstand, was sie sagte. Inzwischen keuchten wir beide, geräuschvoll und beinahe synchron. Schon nach wenigen Minuten war ich mit meiner Kraft am Ende, aber zu meiner Erleichterung ließ sie bereits vorher von mir ab. Ich ging so schnell ich konnte weiter und bemühte mich, tief durchzuatmen und mir zu überlegen, was ich tun sollte.
Jetzt verstand ich auch, was Tracy immer wieder rief: »Was soll das, verdammt nochmal? Was SOLL das?«
»Bitte tu mir nichts. Bitte tu mir nichts«, erwiderte ich stammelnd, wie im Fieberwahn. Tracy hatte mich inzwischen eingeholt und verstellte mir den Weg, aber ich nahm sie erst wahr, als ihre Finger nur noch Zentimeter von meinen Armen entfernt waren. Ich schrie erneut – diesmal war es eher ein panisches Heulen –, und sie zuckte zusammen und machte einen Schritt nach hinten. Reglos stand sie vor mir und weigerte sich, auch nur einen Zentimeter zur Seite zu treten.
»Sarah. Sarah, hör auf damit«, sagte sie ruhig. »Ich werde dir nichts tun. Keine Ahnung, was in deinem Kopf vorgeht. Was auch immer es ist: du irrst dich.«
Ich heulte so heftig wie nie zuvor in meinem Leben. Eine Mischung aus Rotz und Tränen strömte mir übers Gesicht, und ich bekam vor lauter Schluchzen keine Luft mehr.
Tracy blieb auf Abstand und sagte beruhigend: »Ich würde dir niemals etwas antun, Sarah. Beruhige dich, bitte.«
Ich hob den Blick und sah die Furcht in ihrem Gesicht. Ich hatte keine Ahnung, warum sie plötzlich diejenige war, die Angst vor mir hatte. Vielleicht lag es daran, dass sie mich seit unserer Zeit im Keller nicht mehr so gesehen hatte und mein Verhalten Erinnerungen in ihr wachrief.
Sie beobachtete mich misstrauisch. Als ich mich ein wenig beruhigt hatte, schloss sie die Augen und holte tief Luft, um sich auf das vorzubereiten, was sie mir sagen wollte.
»Ich weiß, dass ich im Keller und auch danach viele verrückte Dinge gesagt habe. Machen wir uns nichts vor, wir waren alle verrückt damals.« Sie hielt inne. Es schien ihr wichtig zu sein, genau die richtigen Worte zu finden. »Mir ist durchaus klar, dass meine Gefühle dir gegenüber heute immer noch nicht hundertprozentig rational sind. Vielleicht wird das auch immer so bleiben. Aber du musst wissen, dass ich nicht mehr dieselbe Person bin wie damals im Keller. Ich kann inzwischen nachvollziehen, warum du getan hast, was du getan hast, zumindest mental. Meistens. Damit will ich nicht sagen, dass wir Freundinnen werden können oder so was, aber …«
Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Sie schirmte ihre Augen vor der Sonne ab, um mich besser sehen zu können, während sie auf eine Antwort wartete, die ich ihr nicht geben konnte.
Nach und nach normalisierte sich mein Atem, und ich wischte mir die Nase mit dem Ärmel ab. Dann ließ ich mich neben dem Feldweg auf dem Boden nieder, rieb mir die Augen und dachte über das nach, was Tracy gesagt hatte. Sie blieb zögernd in einigem Abstand stehen und beobachtete mich.
Ich wollte etwas zu ihr sagen, fand aber keine Worte. Ich wollte ihr sagen, dass es mir leid tat, dass auch ich
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