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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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Ballerina der Fünfzigerjahre?«, fragte Vanessa. »Die dieses überirdisch hohe
grand jeté
in
Romeo und Julia
gesprungen ist?«
    Steffie nickte. »Das ist Annas Großmutter.«
    Vanessa verspürte ein schmerzhaftes Ziehen in der Brust. Zusammen mit ihrer Schwester hatte sie sich immer wieder Mimi Frankos Darbietung angesehen, bis sie jede ihrer Bewegungen auswendig kannten. Ihre zauberhafte Erscheinung hatte Vanessa wie magisch in den Bann gezogen, so hoch waren ihre Sprünge und so spielerisch leicht ihre Schrittfolgen gewesen.
    »Scheinbar steht ihr Anna in nichts nach«, fuhr Steffie fort. »Sie ist bei Weitem die beste Tänzerin der Schule. Zumindest seit ihre Busenfreundin Chloë Martin nicht mehr da ist. Zusammen waren die beiden einfach unglaublich gut, sagen alle, wobei Chloë wohl sogarnoch perfekter tanzte als Anna. Hätte sie nicht die Schule abgebrochen, dann wäre die Hauptrolle im
Feuervogel
mit ihr besetzt worden. Aber jetzt, wo sie nicht mehr da ist, sind alle fest davon überzeugt, dass Anna an ihre Stelle tritt.«
    Widerstrebend musste Vanessa zugeben, dass die Rolle Anna wie auf den Leib geschneidert war. Sie beobachtete, wie sich Anna hinüberbeugte und Zep etwas ins Ohr flüsterte. Er lächelte sie an, und gemeinsam standen sie auf. Dabei bewegten sie sich im selben Rhythmus, und Annas weiße Ballerinas klackten beim Gehen auf den Fliesen, bis die beiden durch die Doppeltür verschwanden.
    Seufzend lehnte sich Vanessa zurück und versuchte der Unterhaltung zu folgen, ihre Gedanken kehrten jedoch immer wieder zu Zep zurück.
    »Woher kommt er eigentlich?«, sprach sie plötzlich laut aus, was ihr durch den Kopf ging.
    »Anscheinend aus Paris«, erwiderte Elly knapp. »Er war mal ein berühmter Tänzer. Hast du noch nie von ihm gehört?«
    Vanessa sah sie erstaunt an. Vielleicht hatten sie ihn ja deshalb für die Rolle des Prinzen Iwan ausgewählt. »Aber er ist doch noch so jung?«
    Stirnrunzelnd, was bei ihrem Kleinmädchengesicht seltsam aussah, wandte Elly ein: »Er sieht jünger aus, als er ist.«
    »Oh.« Vanessa versuchte ihre Überraschung zu verbergen. »Aber warum ist er dann hier an der Schule?«
    »Ich weiß nicht.« Umständlich spießte Elly mit ihrer Gabel ein Salatblatt auf. »Vermutlich war es nicht so schlimm, was er getan hat. Sonst hätten sie ihn hier wohl nicht engagiert.«
    Vanessa hörte auf zu kauen. »Was hat er denn getan?«
    Blaine sah Vanessa verwirrt an. »Hast du nicht zugehört? Wir haben gerade darüber geredet, dass er in einen Skandal verwickelt war. Deswegen hat man ihn aus dem Pariser Opernballett rausgeworfen.«
    »Ein Skandal?«
    »So genau weiß ich es auch nicht«, erwiderte Elly achselzuckend. »Ich glaube, es passierte irgendein Unfall mit einem Mädchen.«
    »Ein Ballettunfall oder diese
andere
Art von Unfall?«, fragte TJ mit spöttischem Grinsen.
    Elly sah sie entrüstet an. »Ein Ballettunfall. Obwohl er angeblich auch jede Menge Affären hat.«
    Vanessa verschluckte sich fast an einer Kirschtomate. »Was?«, keuchte sie auf.
    »Ich hab gehört, er hat drei Kinder von drei verschiedenen Frauen.« TJ wischte sich mit ihrer Serviette den Mund ab. »Angeblich wohnen sie alle irgendwo in Europa.«
    »Zep hat drei Kinder?«, platzte Vanessa heraus.
    TJ grinste und knabberte an einer Spiralnudel herum; sie war die Einzige von ihnen, die sich traute, Kohlenhydrate anzurühren. »Ach, Süße. Du hast gedacht, wir reden über Zep?«
    Vanessa schluckte, als sie ihren Irrtum bemerkte. »Josef«, murmelte sie. »Ihr habt also über ihn gesprochen   … «
    Der schrille Ton einer Trillerpfeife unterbrach sie. Hilda trat in den Raum. Ihre dralle Figur steckte in einem sackartigen Kittel. »Zapfenstreich!«, verkündete sie laut.
    Der Lärm von Stühlerücken, Geschirrklappern und schwingenden Türflügeln erfüllte den Raum.
    Erleichtert über die allgemeine Ablenkung klaubte Vanessa ihre Sachen zusammen und folgte ihren Freunden nach draußen. Während die anderen in Richtung Wohnheim gingen, schnappte Vanessa sich Steffie. »Manhattan erwartet uns schon!«
    »Mit Lärm und Lichterglanz«, erwiderte Steffie lachend. »Nur auf einen Sprung.«
    Gemeinsam stahlen sie sich davon, um einen Blick auf die abendliche Stadt zu erhaschen.
    »Josef war also in einen Skandal verwickelt?«, fragte Vanessa, als sie über die Straße zur Lincoln Plaza eilten.
    »So heißt es. Ich hatte bis jetzt auch noch nichts davon gehört.«
    Sie fanden ein freies Plätzchen auf der

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