Dance of Shadows
Position, und wenn ich mich beschwerte, brachte er mich damit zum Schweigen.
Es war nicht meine Schuld. Ich hätte früher gehen müssen, aber das kann ich jetzt nicht mehr. Josef weiß, wo wir wohnen. Er weiß, dass er
sie haben kann, wenn er will. Sie tanzt noch besser als ich. Wenn ich versage, wird Josef sie holen, damit sie an meiner Stelle tanzt. Das kann ich nicht zulassen.
Ich habe Gerüchte über die Lyrische Elite gehört. Wer sind die? Warum halten sie immer noch still? Ob sie mir helfen können? Wie komme ich an sie heran?
Ich habe das Gefühl, als wäre Josef die ganze Zeit in meiner Nähe. Als ob er in mir drin wäre, mit mir spricht, mir sagt, was ich denken soll, wie ich meine Schritte setzen soll, wann ich atmen soll und wann aufhören. Er arbeitet mit jemand anderem zusammen, der immer und überall wie ein dunkler Schatten hinter ihm steht. Ich weiß nicht, wer es ist. Heute hat Josef mich in sein Büro gebracht. Es war dunkel und es roch so, als hätten dort Kerzen gebrannt. Das Kolophonium. Er weiß nicht, dass ich es weiß. Er weiß nicht, dass ich mich in sein Büro geschlichen und ihn beobachtet habe.
Er sagte: Ich habe gehört, dass die anderen Schüler sich Sorgen um dich machen. Sie sagen, es geht dir nicht gut. Dass du nachts durch die Flure wanderst und Dinge von unserem Treffen vor dich hin flüsterst. Dass du im Schlaf schreist und die anderen aufweckst. Stimmt das?
Ich weiß nicht, sagte ich.
Er schlug mit der Hand auf den Tisch.
Du lügst!, sagte er. Du wirst noch alles zerstören, wofür wir gearbeitet haben!
Ich kann nichts dafür. Ich fühle mich so schwach. Ich will nach Hause! Ich muss mich ausruhen.
Das geht nicht.
Warum nicht?
Ich habe es versprochen.
Wem denn?
Dem Gast. Du sollst ihm deine Hand zum Bund reichen.
Ich soll ihn heiraten? Ich bin doch viel zu jung.
Das ist egal.
Ich will nicht heiraten.
Es handelt sich um eine symbolische Ehe. Wie beim Tanz.
Das verstehe ich nicht.
Musst du auch nicht. Führe einfach deinen Tanz perfekt auf. Der Rest wird von ganz alleine kommen.
Vanessa schnappte nach Luft. Das waren die gleichen Worte, die Josef auch zu ihr gesagt hatte. Sie konnte es beinahe hören, wie er ihr diese Worte während einer Probe ins Ohr flüsterte.
Wer ist der Gast?
Der Gast des Tanzes.
La Danse du Feu.
Einer von den Zuschauern?
So ähnlich.
Sieht er gut aus?
Er sieht sogar sehr gut aus. Aber du kannst ihn nur bekommen, wenn du perfekt tanzt. Er wird dich erfüllen. Er wird alle deine Wünsche wahr werden lassen. Er wird dich von den Nichtigkeiten der Welt befreien.
Ich weiß nicht, was Josef damit meint. Er sagt, so, wie der Gast mich nehmen und mich mit feuriger Hitze erfüllen wird, wird es sich wie Liebe anfühlen. Aber ich war doch noch nie richtig verliebt. Tut das weh? Alles, was Josef mir antut, tut weh, aber das kann ich niemandem sagen.
Die Einzigen, die mich verstehen, sind die Tänzerinnen, die diesen Weg vor mir gegangen sind. Sie besuchen mich spät nachts, wenn ich ganz allein im Probenraum bin. Sie kommen, als wären sie Teil eines Traumes. Sie schweben und sind durchscheinend, sie tanzen mit mir und unterstützen mich, wenn ich zu müde werde. Sie wollen, dass ich ihnen helfe, aber ich weiß nicht, wie ich das kann oder ob ich dafür stark genug bin. Bald werde ich so sein wie sie. Das kann ich spüren.
Und wer wird mir dann helfen? E.? Kann ich ihm vertrauen?
Das Kolophonium in Steffies Hand war verbrannt, bevor sie noch mehr lesen konnte. Und genauso schnell, wie die schräg stehende,verwirrende Schrift an der Wand erschienen war, so schnell war sie verschwunden, und die Wände sahen wieder völlig normal aus.
Vanessa starrte auf den weißen Flecken Wand über dem Bett, auf den ihre Schwester ihren Namen geschrieben hatte. Ihr Tagebuch war also gar kein Buch gewesen, das man hätte einpacken und mit ihren restlichen Sachen nach Hause hätte schicken können. Es war die ganze Zeit über hier gewesen, und niemand hatte etwas gemerkt.
Wenn ich versage, wird Josef sie holen, damit sie an meiner Stelle tanzt.
Margaret hatte gewusst, was vor sich ging, aber sie war an der Schule geblieben, um ihre Schwester zu beschützen. Vanessas Blicke schossen über die angeschlagene Farbe an der Wand, und Margarets Worte gingen ihr im Kopf herum.
»Justin hat sich diese Dinge nicht ausgedacht«, flüsterte Vanessa. »Josef hat mit Margaret geprobt, um mit ihr einen Dämon heraufzubeschwören.«
»Glaubst du, dass es funktioniert
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