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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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aber sie meldete sich nicht. Sie hinterließen daher eine Nachricht auf ihrer Mailbox. TJ hegte sofort schlimmste Befürchtungen. Als Kind zweier Rechtsanwälte war sie davon überzeugt, dass Elly etwas Schreckliches – irgendein Verbrechen – zugestoßen war. Steffie und Vanessa brachten fast die ganze Nacht damit dazu, sie zu beruhigen und sie davon zu überzeugen, dass Elly vielleicht wirklich einfach nach Hause gefahren war. Vanessa war sich jedoch nicht so sicher, ob sie selbst daran glaubte. Sie konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass sich die Geschichte ihrer Schwester bei Elly wiederholte.
    Nach dem Aufstehen zog sich Vanessa eine Strickjacke über und ging auf Zehenspitzen den Flur hinunter zu Steffies Zimmer. Gerade als sie klopfen wollte, wurde die Tür aufgerissen.
    »Vanessa!«, rief Steffie erschrocken. Sie trug ihre Tanztasche und eine Wasserflasche bei sich. Unter ihren Augen sah man dunkle Schatten.
    »Du bist schon wach?«, sagte Vanessa.
    »Ich konnte nicht schlafen   … mit diesem leeren Bett gegenüber«, erklärte Steffie.
    »Hast du etwas gehört?«, fragte Vanessa.
    Steffie schüttelte den Kopf. »Ich habe noch einmal bei Kate geklopft, aber sie wusste nichts Neues. Sie hat Hilda, Josef und ein paar Leute in der Schulverwaltung angerufen, um herauszufinden, ob jemand die Telefonnummer von Ellys Eltern hat. Anscheinend hatte Kate nur Ellys Handynummer. Schließlich hat sie eine der Sekretärinnen erreicht, die ihr die Nummer im Büro rausgesucht hat. Doch bevor Kate Ellys Eltern anrufen konnte, kam Hilda dazu und nahm die Sache selbst in die Hand. Hilda hat Kate versichert, sie werde sich melden, sobald sie wisse, was los sei. Und ich hab es auch noch mal auf Ellys Handy versucht, hatte aber immer nur ihre Mailbox dran. Weißt du noch was Neues?«
    »Nein.«
    Unschlüssig standen sie da und fragten sich, wo Elly bloß steckte.
    »Wo willst du hin?«, fragte Vanessa.
    »Rüber in den Übungsraum. Ich hab gedacht, ein bisschen Ablenkung tut mir vielleicht gut. Willst du mitkommen?«
    »Gerne.«
    Als sie im Übungsraum ankamen, war dort alles dunkel. Sie schalteten das Licht an, und als sie ihre Ballettschläppchen anzogen, huschten ihre Schatten über den gebohnerten Parkettboden. Schweigend gingen sie zur Ballettstange. Vanessa hob den Arm und begann gleichzeitig mit Steffie mit den Aufwärmübungen. Sie legte so viel Kraft und Anstrengung in ihre Bewegungen, dass sie bald zu müde war, über Elly oder Margaret oder ihre Eltern und jenen schicksalhaftenWintertag nachzudenken. Über ihrer Oberlippe bildeten sich Schweißperlen, und sie dachte an Zep und an die Nachricht, die er ihr geschrieben hatte, und wie dieser einfache Zettel die Schmetterlinge in ihrem Bauch zum Flattern gebracht hatte. Sie streckte und beugte die Beine, bis die Muskeln brannten und sie außer Atem geriet. Alles schwand dahin außer der Ballettstange, den Spiegeln und dem gebohnerten Parkettboden unter ihren Füßen.
    Als ihre Mitschüler zum Samstagmorgentraining hereinströmten und sich der Raum mit rosafarbenem und schwarzem Nylon und fröhlichem Geplapper füllte, saßen Vanessa und Steffie in der Ecke und tranken in kleinen Schlucken aus ihren Wasserflaschen. Sie ließen die Tür nicht aus den Augen, als erwarteten sie, dass Elly jeden Moment hereinspaziert käme. Stattdessen betraten Blaine und TJ den Raum und ließen ihre Taschen neben ihnen zu Boden fallen. Nach Blaines Miene zu urteilen, hatte ihm TJ erzählt, was passiert war.
    »Wo wart ihr denn heute Morgen?«, fragte TJ verärgert. »Einen Moment dachte ich schon, ihr wärt auch verschwunden.«
    Vanessa zuckte die Schultern. »Tut mir leid. Wir konnten nicht schlafen, also sind wir hierhergekommen und haben geübt.«
    TJ stöhnte entnervt auf und begann mit ihren Dehnübungen. »Als ob ihr beide es nötig hättet, zu üben.«
    »Habt ihr irgendwas gehört   … «, begann Blaine, doch in diesem Moment flog die Tür auf.
    Josef trat mit federnden Schritten in den Saal. Er war frisch rasiert und hatte das dunkle Haar zurückgekämmt. Als er in die Mitte des Raums trat, klatschte er laut in die Hände, und es wurde still im Studio. Vanessa hätte Hilda fast nicht bemerkt, die hinter ihm hereingehuscht war und nun an der Tür stehen blieb. In ihrem schlichten braunen Kittel hob sie sich dabei kaum von der Wand ab.
    Alle versammelten sich um Josef. »Ich habe euch am Anfang gesagt, dass einige es nicht bis zum Ende des ersten Schuljahres schaffenwerden.«

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