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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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wo zuvor ordentlich aufgereiht ihre rosafarbenen Ballettschläppchen gestanden hatten, hatten sich Wollmäuse angesammelt. Zurückgeblieben war nur eine einzelne Haarklammer, in der sich einige von Ellys blonden Haaren verfangen hatten. Vanessa bückte sich und hob sie auf.
    »Zuerst dachte ich, jemand wäre in unser Zimmer eingebrochen und hätte unsere Sachen gestohlen«, erklärte Steffie. »Aber dann sah ich, dass von mir überhaupt nichts fehlte.«
    »Meinst du, sie ist fortgegangen?«, fragte TJ. »Ich meine
ausgezogen

    »Ohne uns etwas zu sagen?«, wunderte sich Steffie. »Warum sollte sie das tun? Sie hätte doch zumindest gewartet, bis wir wieder zurück sind. Oder sie hätte uns eine Nachricht hinterlassen, wenn sie so dermaßen dringend wegmusste.«
    »Aber was hätte denn so dringend sein können?«, fragte Vanessa. Die Umstände von Ellys Verschwinden kamen ihr zu vertraut vor, als dass es sich um einen Zufall handeln konnte.
    Steffie stützte sich auf Ellys nacktem Schreibtisch ab und starrte die leeren Regale an. An der Seitenwand klebten immer noch drei glitzernde Herzsticker.
    »Vielleicht ein Todesfall in der Familie?«, meinte TJ.
    »Irgendjemand muss etwas wissen«, sagte Vanessa. »Elly hätte nicht einfach aus ihrem Wohnheimzimmer ausziehen können, ohne jemandem Bescheid zu sagen.«
    »Kate«, platzte Steffie heraus. Und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, traten sie wieder auf den Korridor, und die Zimmertür fiel hinter ihnen zu.
    Das Zimmer ihrer Tutorin lag am Ende des Flurs. An der Tür hing ein schwarzes Brett mit einem Stadtplan von New York, mit Stundenplänenund Listen, auf denen man sich für verschiedene Aktivitäten anmelden konnte. Vanessa klopfte.
    Kate telefonierte, während sie ihnen aufmachte. Im Zimmer brannte ein warmes gelbes Licht, aus ihrem Computer dröhnte laute Musik, und auf dem Schreibtisch stand ein Becher Tee.
    »Hallo«, sagte sie und hielt die Hand über die Sprechmuschel des Telefons. »Was gibt’s?«
    »Was ist mit Elly?«, fragten TJ und Vanessa im Chor.
    »Wie – was ist mit Elly?«, fragte Kate verwirrt zurück.
    »Heißt das, du weißt auch nichts von der Sache?« Vanessa wurde auf einmal ganz flau im Magen. Sie hörte, dass auch TJ neben ihr rascher atmete.
    »Oh nein«, flüsterte TJ, die sofort instinktiv wusste, dass irgendetwas nicht stimmte.
    »Was soll ich wissen?« Kate ließ das Telefon sinken.
    Steffie schluckte. »Elly ist fort – und auch ihre ganzen Sachen.«
    Vanessa schloss die Augen und dachte an ihre letzte Unterhaltung mit Elly zurück. Sie wolle auf dem Zimmer bleiben und lesen, hatte sie mit gepresster Stimme gesagt. Es klang so, als hätte sie eigentlich etwas ganz anderes sagen wollen, sich aber nicht dazu durchringen können. Hatte Elly sich da vielleicht von ihr verabschieden wollen? Vanessa machte sich Vorwürfe, und auf einmal war sie in Gedanken wieder am Küchentisch damals zu Hause. Sie roch den zu einem schwarzen Etwas verbrannten Apfelkuchen, den ihr Vater gerade gebacken hatte, als der Anruf gekommen war. Diese Szene war ihr schon Hunderte Male wieder in den Sinn gekommen, aber nun war sie auf einmal mehr als eine bloße Erinnerung – sie war jetzt Realität. Nur ging es diesmal um Elly.
    Als Vanessa aufwachte, schien die Sonne in ihr Zimmer. Der Wecker zeigte sechs Uhr an. Bis zum Vormittagstraining hatte sie noch einpaar Stunden Zeit. Sie drehte sich auf die andere Seite, rekelte sich ausgiebig und versuchte sich an den seltsamen Traum zu erinnern, den sie kurz vor dem Aufwachen gehabt hatte. Zep hatte darin eine tragende Rolle gespielt, dazu irgendeine bedeutsame Nachricht sowie eine weinende Tänzerin. Auf der anderen Seite des Zimmers ergossen sich TJs braune Locken übers Kopfkissen. Als sie sich im Schlaf regte, sah Vanessa zu ihr hinüber, und die Ereignisse des Vorabends brachen wieder über sie herein.
    Als Kate mit in Steffies und Ellys Zimmer gekommen war, hatte sie einfach nur dagestanden und stundenlang – so kam es ihnen zumindest vor – auf das abgezogene Bett und die leeren Wände gestarrt. Schließlich hatte sie fassungslos gesagt: »Ich   … ich muss das sofort mit jemandem besprechen. Mit Josef.«
    »Wir begleiten dich   … «, hatte Vanessa begonnen, aber Kate unterbrach sie.
    »Nein. Es ist schon spät. Ihr solltet jetzt besser schlafen gehen. Ich spreche mit Josef und berichte euch alles, was ich in Erfahrung bringe.«
    Nachdem Kate gegangen war, riefen ihre Freunde auf Ellys Handy an,

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