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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Wellen nun über die Schleppe ihres Kleides rollten, das sie vergangenen Juli bei einer Hochzeit getragen hatte – sie war eine der Brautjungfern gewesen. Ein anderes langes Kleid hatte sie nicht.
    Conor blickte auf ihre nackten Arme. Sie waren von einer Gänsehaut überzogen und Sandra zitterte.
    »Dir ist doch kalt«, stellte er fest. »Du holst dir hier draußen noch den Tod!«
    »Ich tanze für den Lord Ismus!«, sagte sie plötzlich. »Ich habe kein Minchet, um mich einzureiben. Aber wenn ich anmutig genug singe und tanze, bemerkt er mich vielleicht und trägt mich hinauf ins Sternenlicht, zur Großen Feier.«
    »Mit der Aufführung schaffst du es höchstens ins Krankenhaus, und zwar mit einer Lungenentzündung«, warnte Conor sie.
    Sandra wandte den Blick zum Himmel, ihre Miene war erwartungsvoll und voller Verlangen. »Ich muss tanzen! Die Herzdame muss von allen Edelfräulein am Hofe am grazilsten tanzen!«
    »Komm endlich aus dem Wasser!«, forderte Conor sie auf.
    Sandra reagierte nicht, sondern watete stattdessen noch tiefer ins Meer, bis es ihr bis zu den Oberschenkeln reichte.
    »Ich werd dich ganz bestimmt nicht holen kommen!«
    Das Wasser ließ sie taumeln und schwanken, mal nach links, mal nach rechts. Dann drehte sie sich im Kreis, schneller und schneller, und wedelte mit den Armen umher wie eine betrunkene Ballerina.
    »Das flatterhafte Herz eines jeden Mannes muss ich einfangen! Wie purpurne Schmetterlinge muss ich sie mit meinen Händen haschen. Ich muss Eintritt erlangen. Die Höflinge müssen mich bewundern.«
    Nun wurde Conors Sorge zu Angst. Das Meer schwappte Sandra schon gegen die Hüfte. Was war nur in sie gefahren? Angeblich war sie doch so intelligent, oder nicht? Vielleicht hatte die Tracht Prügel, die Emma ihr versetzt hatte, doch größeren Schaden hinterlassen.
    »Scheiße!«, zischte er. Dann schlüpfte er ungelenk aus seiner Jacke und den Turnschuhen. »Wir enden noch beide mit Lungenentzündung im Krankenhaus!«
    Der Junge ging einen Schritt ins Meer und stieß ein erschrecktes Keuchen aus – das Wasser war bitterkalt. Wie hielt sie das nur aus?
    Als Sandra ihn sah, streckte sie abwehrend die Arme aus und ging noch tiefer in die Fluten.
    »Nicht!«, brüllte er.
    »Ich muss tanzen! Ich muss die Aufmerksamkeit des Ismus gewinnen!«
    »Scheiß auf den Kerl!«, presste Conor durch seine klappernden Zähne.
    Kreischend nahm Sandra Reißaus. Inzwischen klatschten die Wellen schon über ihren Rücken hinweg. Nicht mehr lange, und sie würden über ihrem Kopf zusammenschlagen.
    Conor hielt inne. Mit jedem Schritt, den er auf sie zutrat, wich sie weiter ins Meer zurück.
    »Na schön!«, schrie er. »Ich komme nicht näher!«
    Vor dem Hintergrund der dunklen weiten Nordsee wirkte ihr kalkweißes Gesicht noch krasser. Ihre verträumten, glasigen Augen suchten voller Hoffnung den Nachthimmel ab.
    Hilflos blickte Conor sich um. Die Promenade war verlassen. Die bunten Lichterketten, die sie über die ganze Länge zierten, zeigten deutlich, dass niemand in der Nähe war. Was sollte er tun? Wie konnte er sie erreichen? Schließlich fiel sein Blick auf die Schuhe, die sie zurückgelassen hatte. Daneben lag ein Buch.
    »Dancing Jacks!«, rief er. Augenblicklich schenkte das Mädchen ihm ihre Aufmerksamkeit.
    »Du kennst den Heiligen Text?«
    »Ich hab mir auch eins gekauft.«
    Sie jauchzte vor Freude. »Ist es nicht ganz und gar zauberhaft?«
    »Weiß nicht. Hab’s noch nicht gelesen.«
    »Das musst du unbedingt!«
    »Warum zum Teufel? Du kommst ja auch nicht da raus.«
    »Aber es wird dich retten!«
    »Hey, ich bin hier nicht derjenige, der gerettet werden muss!«
    »Du weilst im finsteren Verlies der Unwissenheit. Lies es und tritt ins Licht – vereine dich mit den Höflingen des Prinzen der Dämmerung. Dies hier ist nur der einsame graue Ort des Schlafes. Du musst erwachen und dein wahres Leben leben!«
    »Komm raus und ich denk drüber nach.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    Sandra trat einen Schritt vor, doch sie rutschte auf einem lockeren Stein aus und verschwand mit einem Mal im Wasser.
    Conor sah, wie ihr weißes Gesicht in den Wellen unterging. Konnte sie überhaupt schwimmen? Er hatte keine Ahnung. Kurz darauf tauchte ihr Kopf wieder auf- allerdings noch weiter vom Strand entfernt als zuvor. Wild schlug sie um sich. Sie war zu weit draußen und hatte keinen Boden mehr unter den Füßen.
    »Verdammt! Ich hab’s doch gewusst!«, fluchte er. Genervt und wütend warf Conor sich

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