Dancing Jax - 01 - Auftakt
mit einem grimmigen Schrei ins Meer und glitt in die eisigen Fluten.
Als er Sandra erreichte, war sie vor Panik außer sich. Sie trat und schlug um sich, sodass Conor sich eine gehörige Ohrfeige einfing, während er näher an sie heranschwamm und sie anbrüllte, damit sie sich endlich beruhigte.
»Ich bin die Herzdame, ich bin Jill, die Herzdame!«, kreischte sie schrill.
Conor packte sie schließlich und zerrte sie langsam zurück zum Ufer. Endlich wankten sie in der feuchten, winterlichen Kälte zitternd den Strand entlang. Ihre Kleidung klebte ihnen an den schlotternden Körpern.
»So … so … k … kalt«, stotterte Sandra, während sie immer wieder hastig nach Luft schnappte.
Conor legte ihr seine Jacke um die Schultern.
»M … meinen Dank, dir!« Sie keuchte und schmiegte sich eng in das Kleidungsstück.
»Lass uns heimgehen«, schlug er vor und reichte ihr ihre Schuhe, während er selbst in seine Sneaker schlüpfte. So sehr gefroren wie jetzt hatte er noch nie, aber sie war richtiggehend blau vor Kälte. »Wenn wir rennen, wärmt uns das bestimmt ein wenig.«
Sandra blickte noch einmal zum Himmel. »Mylord ist nicht da«, stellte sie enttäuscht fest. »Er ist fort, um sich ohne mich zu vergnügen.«
»Komm jetzt!«, drängte Conor.
Sandra hob ihr Buch auf. »In diesen gesegneten Seiten wirst du solchen Frieden und Freude finden!«
»Ich lese nicht«, erwiderte er ungeduldig. »Mich interessieren noch nicht mal mehr Malbücher.«
Die Anspielung verstand sie nicht. »Du hast versprochen, es zu lesen«, erinnerte sie ihn.
»Nein, hab ich nicht.«
»Beim Antlitz der Nacht, ich habe es gehört!«
»Ich sagte, ich überleg es mir, du durchgedrehte Nudel! Können wir endlich los, bevor meine Stimme noch höher wird? Ich will spielen wie Beckham und nicht so klingen wie er. Es ist saukalt.«
Zu seiner Verärgerung lachte sie und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Jetzt weiß ich, wer du bist. Er, der Feuer und Wasser bezwingt, um Jungfrauen zu retten, er, den die Tiere des Himmels und der Erde lieben. Du bist der Kreuzbube.«
»Von mir aus bin ich Spongebob Schwammkopf, wenn wir dann endlich loskönnen!«, schnauzte Conor, hüpfte von einem Fuß auf den anderen und rubbelte sich über die Arme.
»Du magst mich führen, edler Ritter«, sagte Sandra und zwinkerte ihm lächelnd zu.
In diesem Moment war Conor zu durchgefroren und zu wütend, um ihre Flirtversuche überhaupt zu bemerken, geschweige denn darauf zu reagieren. Nun hatte er schon zum zweiten Mal jemandem das Leben gerettet. Aber wenigstens dankte ihm die irre Sandra. Emma hatte es nicht einmal erwähnt.
Ein Stück weit hatten sie den gleichen Heimweg. So schnell sie konnten, eilten sie davon, um das träge gewordene Blut in ihren Adern wieder in Wallung zu bringen. Als ihre Wege sich trennten, gab Sandra ihm seine Jacke zurück und knickste in ihrem nassen Kleid.
Conor fand, dass sie absolut lächerlich aussah, und er hoffte, dass keiner seiner Kumpels je von diesem Abend erfahren würde.
»Du gehst direkt heim, okay?«, stellte er sicher. »Keine Abstecher mehr zum Strand oder so?«
Sie sah ihn an, als würde sie allein die Vorstellung schockieren. »Ich bin die Tochter eines der Unterkönige«, sagte sie in gebieterischem Ton. »Meint Ihr etwa, ich weiß nicht, was sich gehört?«
»Oh Mann, lass den Schwachsinn, ja?« Er hatte ihre verrückten Spielchen gehörig satt.
»Gute Nacht, tapferer Ritter. Bis zum Morgen!«
Kopfschüttelnd drehte der Junge sich um und joggte davon.
Als er zu Hause ankam, rannte er an der offen stehenden Wohnzimmertür vorbei, ließ den Lärm aus dem Fernseher hinter sich und ging direkt nach oben, um heiß zu duschen. Die grässliche Kälte war bis tief in seine Knochen gedrungen und es dauerte eine ganze Weile, bis er sich wieder wie er selbst fühlte.
Danach, gut eingepackt in einen Fleecepulli und eine Jogginghose, ließ er sich auf sein Bett fallen und starrte die Decke an. Diese Dixon hatte komplett den Verstand verloren. Dabei hätte er gerade ihr so etwas nicht zugetraut. Sie hatte immer so hochnäsig und langweilig gewirkt. Und warum hatte sie immer wieder von dem ollen Buch angefangen?
Conor setzte sich auf und fragte sich, wo er seine Ausgabe hingeworfen hatte, nachdem er am Sonntag vom Flohmarkt gekommen war. Nach einigen Minuten fand er das Buch schließlich unter einem Haufen schmutziger Klamotten. Neugierig sah er es an. Er machte es sich auf dem Bett gemütlich, schlug die erste Seite
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