Dancing Jax - 01 - Auftakt
nicht sicher.«
Verdattert und besorgt blickten Carol und Martin ihn an.
»Du willst ein Buch verbrennen?«, fragte seine Mutter perplex.
»Im Haus kann es nicht bleiben. Es ist zu gefährlich«, antwortete er. »Es ist böse, Mum. Es verändert die Menschen.«
Behutsam trat Martin einen Schritt näher. »Paul«, setzte er an. »Ich weiß, dass du dich heute schlimm erschreckt hast. Lass uns doch reingehen und darüber reden, einverstanden? Du musst das hier nicht machen.«
»Doch, muss ich«, antwortete der Junge ernst. »Bevor uns dieses Ding auch noch kriegt! Es muss verbrannt werden! Es ist böse!« Er holte aus, um das Buch in die Flammen zu werfen.
»Aber ich hab’s gelesen, Paul«, sagte Martin. »Darin ist nichts, was gefährlich wäre – nichts, was deine Freunde so zum Überschnappen bringen könnte. Es ist nur ein altmodisches und dabei im Übrigen ziemlich langweiliges Kinderbuch.«
Der Junge zögerte. »Du hast es gelesen?«, fragte er verunsichert.
»Zumindest bis ich die Langeweile nicht mehr ertragen habe.«
»Im Ernst?«
»Jedi-Ehrenwort.«
»Bist du dabei vor- und zurückgewippt?«
»Äh …? Also so rockig fand ich es dann doch nicht.«
Paul ging um den Grill herum, sodass er zwischen ihm und den beiden Erwachsenen stand.
»Und du heißt immer noch Martin?«, hakte er nach.
Jetzt hatte Carol genug. »Es reicht«, sagte sie streng. »Was ist denn nur in dich gefahren? Mit Feuer spielt man nicht. Jetzt komm rein, sofort.«
Der Junge ignorierte sie. »Ist dein Name immer noch Martin?«, wiederholte er.
Martin nickte langsam. »Das weißt du doch.« Nun machte er sich wirklich Sorgen um Paul.
»Dann sag, dass der Ismus ein Arsch mit Ohren ist!«
»Was?«
»Der Ismus ist ein Arsch mit Ohren – sag es!«
Martin war der Ansicht, dass es wohl das Beste sei, Paul den Gefallen zu tun. »Okay – der Ismus ist ein Arsch mit Ohren.«
Erleichtert atmete Paul aus. Das reichte ihm als Beweis. Er blickte das zugeklebte Buch in seiner Hand an und warf es voller Abscheu und Ekel ins lodernde Feuer.
»Aber du hättest es doch nicht verbrennen müssen!«, schrie seine Mutter. »Du hättest es der Wohlfahrt spenden können.«
Paul schüttelte den Kopf und beobachtete, wie der Schutzeinband langsam schwarz wurde und zu rauchen begann. Der Tesafilm schmorte und schmolz schließlich. Schnell drehte Paul den Kopf weg, bevor das Buch noch einmal aufklappen konnte. »Es ist die einzige Lösung, die auch wirklich sicher ist«, zitierte er Sigourney Weaver aus Aliens – Die Rückkehr.
Carol und Martin wussten nicht, was sie darauf sagen sollten. Paul hatte sich noch nie so benommen.
Plötzlich krachte und zischte es in den Flammen, als die Seiten Feuer fingen. Die Flammen veränderten ihre Farbe, loderten in Smaragdgrün und Tiefrot, dann schoss eine glühende Säule in den Himmel hinauf.
Alle drei machten einen Satz zurück. Mit einem gewaltigen Dröhnen explodierten purpurne Funken und der gesamte Garten wurde von einem grellen Leuchten erfüllt, das sie blendete. Paul schlug die Hände vors Gesicht, doch kurz bevor er die Augen schloss, meinte er, etwas gesehen zu haben – etwas, was in dieser Flammensäule nach oben strömte. Es war so hell, dass es sich für einige Momente wie ein gespenstisches Bild in seine Netzhaut brannte. Entsetzt fiel er zu Boden.
Und dann erlosch das Bild. Eine kühlende Brise wehte in den Garten. Das Feuer war aus und öliger schwarzer Rauch ringelte sich aus dem Grill. Übrig blieb nur Asche.
Carol und Martin wischten sich über die Gesichter. Dann beugte sich Carol über ihren Sohn und suchte ihn routiniert nach Verbrennungen ab.
»Habt ihr das gesehen?«, schrie Paul, befreite sich aus ihren Armen und rannte zum Grill. Er wühlte mit der Grillzange in der Asche herum, schauderte und warf sie dann weg.
»Es gesehen?«, fragte Carol und ihre Besorgnis wandelte sich in Wut. »Du hättest uns umbringen können! Du bist doch kein Dummkopf, also warum hast du das gemacht?«
Ihr Sohn schaute sie verständnislos an. »Was gemacht?«
»Die Feuerwerkskörper«, antwortete Martin. »Warum hast du Silvesterkracher da reingetan? Großer Gott, Paul! Sie hätten uns verletzen können.«
»Du weißt genau, wie viele schlimme Verbrennungen wir jedes Silvester im Krankenhaus zu sehen bekommen – alles nur wegen dummer, rücksichtsloser Idioten wie dir!«, brüllte Carol. »Ich kann nicht fassen, dass du das gemacht hast! Ich glaub es nicht! Woher hattest du die
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