Dancing Jax - 01 - Auftakt
Lücken dazwischen auf die Schreibtische im Innern. Insgesamt gab es drei Angestellte, diejenige, die er suchte, entdeckte er sofort. Mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck öffnete er die Tür und ging hinein.
Trudy Bishop tippte gelassen auf ihrer Tastatur herum. Sie surfte im Internet, während sie auf einen Anruf wegen eines Anwesens im nahe gelegenen Dorf Trimley St Mary wartete. Als ein Schatten auf ihren Schreibtisch fiel, schloss sie schnell das Fenster mit dem ABBA-Fan-Forum und blickte auf. Vor ihr stand ein Junge.
»Hallo?«, sagte sie und sah an ihm vorbei, um nach den Eltern Ausschau zu halten.
Der Junge holte tief Luft, als müsse er erst den nötigen Mut sammeln, bevor er sprach. »Ich bin Paul«, stellte er sich dann vor.
»Trudy«, entgegnete sie mit einem geübten, aber fragenden Lächeln. Sie war eine kleine, untersetzte Frau mit Brille. Ihr Schreibtisch war nicht der ordentlichste und in ihrer Schublade bewahrte sie ein halb aufgefuttertes Päckchen Monster-Munch-Cracker und einen Vanillecreme-Donut auf.
»Was kann ich für dich tun?«, fragte sie.
Paul blickte sie durchdringend an. »Ich hab dir eine Mail geschickt«, flüsterte er vielsagend wie ein Geheimagent und zwinkerte ihr zu.
Trudy entgleisten kurz die Gesichtszüge, als ihr die Dating-Website einfiel, wo sie sich neulich registriert hatte, und an die merkwürdigen Nachrichten, die sie von einem der Mitglieder erhalten hatte. Aber dieses Kind konnte unmöglich einer dieser Typen sein, oder? Andererseits konnte man im Internet ja nie so genau wissen.
»Jedenfalls bist du nicht der Steinbock mit dem Geländewagen und der Boa constrictor«, bemerkte sie trocken.
»Hä?«
»Wie kann ich dir helfen?«, fragte sie noch einmal.
Paul blickte sich vorsichtig um. »Gestern Nacht«, flüsterte er. »Die Mail über Austerly Fellows und eure Geisterjagd. Heute Morgen hast du geantwortet und –«
Auf der Stelle änderte sich der Ausdruck in Trudys Gesicht. »Du hast mir das geschickt?«, stieß sie voller Entsetzen und Überraschung aus. Diese Mail stammte von einem Kind? »Ich hab dir doch geschrieben, dass ich nichts mehr von dir hören will. Was bildest du dir ein, hierherzukommen? Was soll das alles?«
»Aber ich muss mit dir über diesen Kerl reden! Du musst mir zuhören. Sonst macht es nämlich keiner und ich bekomme allmählich echt Angst! Es ist wichtig – wirklich wichtig!«
Trudy sah ihm an, dass er die Wahrheit sagte. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass ihre Kollegen sie argwöhnisch beobachteten. Sie winkte ihnen abwehrend zu und schickte sie wieder an die Arbeit.
»Na schön, fünf Minuten«, wisperte sie Paul zu. »Aber nicht hier.« Sie stand auf und der Junge folgte ihr nach draußen.
»Bisschen jung für dich, was, Trudy?«, stichelte einer der anderen Makler. Doch Trudy war zu sehr in ihre Gedanken versunken, um ihn überhaupt zu hören.
»Fünf Minuten, Junge«, wiederholte sie, als sie auf dem Gehsteig standen. »Und das ist schon mehr, als du verdienst, dafür, dass du mich so überfällst. Du hast vielleicht Nerven!«
»Ich wusste einfach nicht, was ich sonst machen sollte. Ich muss wissen, was passiert ist, als ihr in diesem Haus gewesen seid.«
»Warum? Was schert dich das?«
»Weil etwas passiert, irgendwas geht hier ab, genau jetzt – etwas Schlechtes und Durchgeknalltes – und an allem ist dieser Austerly Fellows schuld.«
Trudy schloss für einen Moment die Augen. »Alles, was mit diesem Mann zu tun hat, kann nur schlecht sein«, sagte sie. »Wo du dich da auch reingeritten hast, Kleiner, lass es bleiben. Falls du vorhast, in dieses Haus zu gehen, dann lass es. Wie alt bist du eigentlich, zwölf?«
»Elf.«
»Herrje! Ich habe Unterwäsche, die älter ist als du. Hör zu, bleib weg von diesem Ort, hast du mich verstanden?«
»Keine Bange, selbst wenn ich wüsste, wo das Ding steht, würde ich bestimmt nicht hingehen«, versicherte Paul. »Ich will einfach nur mehr über diesen Fellows-Typen rausfinden. Im Internet steht nicht gerade viel.«
»Je weniger du weißt, desto besser für dich.« Trudy klang bestimmt. »Er war ein gefährlicher Mann, als er noch lebte, und nach seinem Tod ist er noch viel gefährlicher geworden – falls er je gestorben ist. Du weißt, was er war, oder?«
»Wikipedia sagt, er war irgendeine Art Teufelsanbeter.«
»Verstehst du eigentlich, was das heißt? Das ist nicht wie in einem Computerspiel, wo kleine rote Comicdämonen mit Heugabeln in den Händen rumlaufen.
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