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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Haken und wollte weglaufen, doch hinter ihm hatten sich die Männer mit den schwarzen Gesichtern aufgebaut. Einer der beiden packte ihn grob am Kragen und riss ihn herum.
    »Vor vielen Jahrzehnten«, fing der Ismus an, »so lange ist es her … da gab es einen großmäuligen Österreicher mit einem grandiosen Plan und einem dämlichen Schnurrbart. Auch er hat Bücher verbrannt. Aber keins der Bücher, die auf sein Konto gingen, war so wichtig wie das, das du gestern vernichtet hast, Junge.« Seine frettchenhaften Züge waren eine grimmige Maske aus unverhohlener Wut. Er warf dem kleinen Kerl vor sich einen trägen Blick zu.
    »So viel Zeit und Mühe waren in dieses lächerliche und hochtrabende Vorhaben investiert worden«, fuhr der hagere Mann fort und beugte sich zu dem Jungen hinab, um ihm direkt ins Gesicht zu sehen – fauliger, feuchter Atem blies Paul entgegen. »Man könnte vermutlich behaupten, dass wir in gewisser Weise um die Aufmerksamkeit unseres Herrn konkurriert haben, damals in diesen weit entfernten Tagen. Und dennoch wurde mein weitaus subtilerer, ungleich durchschlagenderer Plan zurückgestellt, um seinem ermüdend schrillen Feldzug den Vortritt zu lassen. Doch was für eine Enttäuschung waren er und seine Unternehmung für den Prinzen der Dämmerung. Mir war klar, dass es nicht funktionieren würde. Kriege sind unnütz – man kann nicht alle Welt mit Gewalt erobern und unterwerfen. Und überhaupt – wo bleibt dabei auf lange Sicht der Unterhaltungsfaktor? Ein Stift ist mächtiger und absolute Kontrolle so wesentlich befriedigender.«
    »Sie sind ja völlig plemplem!«, schrie Paul und schaute sich Hilfe suchend um. Sein Magen zog sich vor Angst und Panik krampfhaft zusammen. Bestürzt stellte er fest, dass er von der Hauptstraße abgekommen war und nun in einer kleinen Nebengasse steckte. Weit und breit war niemand zu sehen. Er wehrte sich, doch der Griff des schwarzgesichtigen Mannes war eisern.
    »Lasst mich los! Für wen haltet ihr euch eigentlich?«
    »Oh, du weißt doch, wer ich bin.« Der Ismus gluckste. »Du hast die ganze letzte Nacht und den Tag heute damit verbracht, dir über mich den Kopf zu zerbrechen. Ich muss schon sagen, ich fühle mich direkt geschmeichelt.«
    »Sie sind nicht er!«, rief Paul. »Sie sind nicht Austerly Fellows! Das ist unmöglich!«
    »Ich bin der Heilige Magus«, weihte der Mann ihn ein und ein schiefes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. »Und wer mit Streichhölzern spielt, muss die unausweichliche Strafe akzeptieren. Du hast doch nicht allen Ernstes geglaubt, du könntest einfach so einen der Heiligen Texte verbrennen, eins meiner gesegneten Werke, ohne dass ich es mitbekomme? Die Dancing Jacks sind meine Saat, meine Sporen, Junge. In ihre Erschaffung habe ich all mein Wissen, all mein Herzblut gesteckt. Neun Jahre lang habe ich dafür gearbeitet und nach diesen neun Jahren habe ich endlich das Ziel meiner Studien erreicht, Studien vieler uralter Überzeugungen und Weisheiten in Vergessenheit geratener Völker. Jedes meiner Bücher ist ein Kern, in dem ein schlummernder Samen ruht, und sie alle sind ein Teil von mir.«
    Als Paul erneut um Hilfe rief, lachte der Ismus ihn aus. »Keine Rettung, keine Erlösung. Dafür lebst du in der falschen Zeit. Es gibt keine Helden mehr. Diese moderne Welt ist zu solch wundervollem Kompost verfault. So herrlich tief gefallen ist sie, so reif und bereit dafür, alles hinzunehmen, ohne es zu hinterfragen. Es wimmelt nur so von Papphelden – leere, habsüchtige Speichellecker mit perfekten Zähnen und italienischen Anzügen, die um Anerkennung buhlen. Substanz und Werte sind verloren gegangen, es zählen nur noch Oberflächlichkeiten. So freigiebig teilt man Beifall und Prestige an Unwürdige aus – für Nichtigkeiten –, während man wahren Verdienst und Wert ins Lächerliche zieht und verhöhnt. Welch fruchtbarer Boden für meine Dancing Jacks, um Wurzeln zu schlagen und zu gedeihen!«
    Er hielt inne und erfreute sich an der Furcht in der Miene des Jungen. »Lass mich dir verraten, was passieren wird«, sprach er dann weiter. »Zuerst machen wir gemeinsam eine kleine Spritztour. Dann, wenn du bequem sitzt, lese ich dir vor. Klingt das nicht toll? Drei Kapitel sollten genügen. Und dann, nur um sicherzugehen, dass du auch … völlig hingerissen bist, bekommst du ein Häppchen Minchet. Du wirst es lieben, mein Freund – versprochen!«
    »Sie sind doch völlig verrückt – Sie alle!«, brüllte Paul.
    Der Ismus

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