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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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rannten.
    Ohne sich umdrehen zu müssen, wusste Paul ganz genau, was der Polizist sah. Und ihm entging auch nicht der Moment, als bei dem Mann der Groschen fiel.
    »Du kommst wohl besser mit mir mit«, setzte der Officer an. »Mach keine Mätzchen, steig einfach ins Auto.«
    Er wollte Paul an der Schulter festhalten, doch der Junge sprang rechtzeitig vom Randstein und sprintete quer über die Straße. Hupend und mit quietschenden Reifen kam ein Auto zum Stehen, vor das er gelaufen war. Der Fahrer fluchte und schimpfte, doch Paul verschwand bereits um eine Straßenecke. Das Seitenstechen wurde fast unerträglich, trotzdem hielt Paul nicht an.
    Noch nie war er in solchen Schwierigkeiten gewesen. Seine Mutter hatte ihm beigebracht, dass man sich an Gesetze zu halten und sie zu respektieren hatte. Und jetzt rannte er wie ein Verbrecher auf der Flucht vor der Polizei davon. Paul wusste, dass er irgendwie nach Hause kommen musste. Doch er musste sich von den Straßen fernhalten. Er würde durch Gärten und hinter den Häusern vorbeilaufen müssen, über Hecken und Zäune klettern. Aber was dann? Es gab niemanden, dem er trauen konnte. Keinen, mit dem er reden konnte. Würde Martin oder seine Mutter ihm auch nur ein einziges Wort abkaufen oder würden sie denken, dass er das alles nur erfand und ihnen eine absurde Lüge auftischte, um sie von dem »Feuerwerk« gestern abzulenken? Paul tippte auf Letzteres.
    Fast eine Stunde lang schlug er immer wieder Haken und versteckte sich, sodass er seinem Zuhause nur allmählich und stückweise näher kam. Sobald ein Fahrzeug auftauchte, verschwand er hinter einer Wand, einem Busch oder einem Briefkasten.
    Einmal fuhr sogar ein Streifenwagen an ihm vorbei. Als Paul durch den Liguster lugte, sah er, dass es nicht der von vorhin war. Auch die beiden Polizisten, die darin saßen, kannte er nicht. Sollte er aus seinem Versteck springen und versuchen, ihnen alles zu erklären? Oder gehörten sie auch schon zu denen? Letztendlich zog Paul sich lieber weiter zurück und schwieg.
    Als er schließlich seine Straße erreichte, dämmerte es bereits. Vorsichtig spähte er um die Ecke, um die Lage zu checken. Alles schien normal zu sein. Von dem VW-Bus war nichts zu sehen – auch keine Streifenwagen. Außerdem kannten die ja bestimmt nicht seine Adresse – oder? Andererseits, woher wusste der gruselige dürre Mann, dass er das Buch verbrannt hatte? Als Paul erneut an das Wesen aus Feuer dachte, das aus den Seiten geschossen war, überlegte er, ob wohl in jedem der Bücher so ein Monster steckte, das irgendwie in die Seiten eingebettet war, oder waren die Wörter selbst gefährlich?
    Froh, endlich daheim zu sein, eilte Paul auf sein Zuhause zu. Doch dann kam er stolpernd zum Stehen. Der Ismus trat hinter dem Zaun der Nachbarn hervor und verstellte ihm den Weg. Nervös sah Paul sich um. Schon bog der Campingbus in die Straße ein.
    »Wenn Sie mir auch nur zu nahe kommen, brüll ich die ganze Nachbarschaft zusammen!«, warnte der Junge ihn. »Mit dem Schrotthaufen da können Sie nicht entkommen.«
    Der Mann lachte spöttisch. »Oh, der Schrecken und die Tyrannei der Nachbarschaftspatrouille!«, höhnte er. »Ich zittere.«
    »Lassen Sie mich einfach in Ruhe!«
    »Ich habe nachgedacht«, sagte der Ismus. »Und ich hatte eine Eingebung – eine Offenbarung, wenn du so willst. Ich habe meine Meinung geändert und nun etwas anderes mit dir vor. Verstehst du – ich weiß nämlich, welche Rolle dir im Königreich meines Herrn zugedacht ist. Bisher hat sie noch kein anderer eingenommen und von jeder Figur kann es bei Hofe nur einen Urtyp, nur eine wahre Form geben, zu der alle übrigen Anhänger der Rolle aufblicken müssen. Und genau das wirst du sein, mein Junge. Gerade hast du dich als äußerst … geeignet erwiesen. Wenn dein Starrsinn und deine Bockigkeit erst einmal ausgeschaltet sind und du endlich das Heilige Werk anerkennst, dann komm zu mir. Bring mir, was nötig ist, um deine Schuld zu tilgen – du wirst wissen, was –, und wer weiß, womöglich bekommst du dann doch noch dein eigenes Exemplar von Dancing Jacks. «
    »Ich hab echt keine Ahnung, was Sie da labern.«
    »Noch nicht, aber das kommt noch – und so lange warte ich.«
    »Auf keinen Fall werde ich dieses Buch lesen!«, rief Paul.
    Der Ismus setzte ein unsympathisches, falsches Lächeln auf. Der Bus hielt an und er schlenderte hinüber – nur ein winziges Humpeln ließ auf den geschwollenen Fuß in seinem Samtschuh

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