Dancing Jax - 01 - Auftakt
ungute Spannung in der Luft. Aufregung und Vorfreude waren verpufft und stattdessen machte sich das Gefühl breit, betrogen worden zu sein. Die Menschen wurden zusehends wütend.
Conor drehte sich um und warf sich ins Getümmel hinter ihm. Das hier war ein absoluter Reinfall, eine Verarsche – irgendjemand hatte sich einen wirklich miesen Scherz erlaubt. Keine weitere Minute würde er von seinem kostbaren Freitagabend mehr opfern. Er bahnte sich einen Weg, und zwar nicht gerade zaghaft, trat auf Zehen und kickte gegen Knöchel. Jemand schnauzte ihm etwas ins Ohr, dann fühlte er einen Schlag im Rücken. Die Prügelei ging los.
Eine Welle der Gewalt erfasste die Menge und Panik breitete sich aus.
Ashleigh wurde gegen Keeley geworfen, als ein Kerl in sie krachte, der von einer Kopfnuss gefällt worden war. Das Mädchen versetzte ihm einen Tritt, rammte ihm dann den Ellbogen ins überraschte Gesicht und brach ihm die Nase.
»Ich hau ab!«, schrie Keeley über den Krawall hinweg. Sie angelte in ihrer Handtasche nach ihrem Parfüm und hielt es dann schützend vor sich, wie ein Vampirjäger eine Flasche Weihwasser. Sie spritzte es jedem in die Augen, der ihr zu nahe kam oder dessen Visage ihr nicht passte. Es hagelte Faustschläge und Flaschen.
Während Martin und Paul auf der Straße zurückliefen, hörten sie hinter sich panische Schreie und Rufe, und als sie sich umdrehten, erblickten sie den wilden Mob, zu dem der Menschenauflauf geworden war.
»Scheiße!«, stieß Martin hervor, als der Aufruhr sich in Richtung Straße ausbreitete und eine Flasche durch die Luft segelte, um auf dem Asphalt zu weißem Staub zu explodieren. »Wir müssen hier schleunigst weg!« Er packte Pauls Hand und sie sprinteten ins Naturschutzgebiet und hinüber zu den Dünen.
Chaos und Aggression wüteten hinter ihnen. Inmitten dieses siedenden Pöbels konnte Martin Kinder weinen hören, doch die Eltern und älteren Geschwister, die mit ihnen gekommen waren, schafften es, sie aus der Schlägerei herauszubugsieren, und flüchteten nun ebenfalls zu dem dunklen Sandstrand.
Einem Haken, der seinen Kopf hätte treffen sollen, wich Conor Westlake geschickt aus, aber als ihm jemand von hinten gegen den Oberschenkel trat, wirbelte er herum, um sich zu revanchieren. Auch die Gangs waren heute Nacht hier. Conor hatte sie gesehen, wie sie mit tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen angekommen waren, Flaschen mit hellem Inhalt in den Händen. Er erkämpfte sich einen Weg aus dem erstickenden Innersten dieses brodelnden Menschenmeeres, zerrte an Jacken und schlug Hände beiseite, die nach seinem Gesicht grapschten.
Ashleigh und Keeley waren mitten im schlimmsten Gedrängel eingesperrt. Ashleigh hatte einen Schuh verloren. Die Parfümflasche hatte man Keeley längst aus der Hand geschlagen und jemand hatte ihr die Tasche von der Schulter gerissen. Es war völlig unmöglich, sich zu bewegen, es sei denn, man wurde von der Masse mitgerissen. Plötzlich fühlte Ashleigh etwas Schweres, Nasses auf dem Kopf. Zuerst dachte sie, es würde regnen, doch dann vernahm sie schmetterndes Gelächter und eine zweite Flasche wurde über ihr ausgegossen. Die beiden Mädchen sahen sich auf einmal einer Gang gegenüber, die sie einkreiste und literweise Salatöl auf sie abfeuerte.
Ashleigh kreischte auf und prompt strömte ihr das Zeug in den offenen Mund. Sie würgte, dann holte sie aus und rammte dem Typen vor ihr die Fingernägel in die Haut. Als sie eine Lücke entdeckte, pflügte sie sofort hindurch und zog Keeley hinter sich her, während sie mit dem Brechreiz rang.
Ein Dutzend Plastikflaschen wurde ihnen hinterhergeschleudert, die noch im Flug ihren Inhalt über die beiden Mädchen ergossen. Immer mehr Leute rutschten auf dem glitschigen Untergrund aus und als ein paar andere Idioten das mitbekamen, warfen sie ihre Flaschen ebenfalls.
Danny Marlow fuhr mit Bleifuß, sodass der Fiesta tiefe Schotterspuren hinterließ, als er in die View Point Road einbog.
»Fahr langsamer!«, keifte Emma. »Ich will in einem Stück ankommen.«
»Ich bin für die Geschwindigkeit geboren, Baby!«, prahlte Danny, drehte das Radio auf und schaltete in den vierten Gang.
»Hab ich schon gehört.« Emma warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
Bohemian Rhapsody von Queen schallte aus den Boxen und Kevin streckte seinen Arm aus, um es auf volle Lautstärke zu stellen. »Und jetzt alle wie bei Wayne’s World!«, rief er und legte – an einer viel zu frühen Stelle – mit dem
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