Dancing Jax - 01 - Auftakt
andere, grässlichere Geräusche waren zu hören. Freddie Mercury sang sich die Seele aus dem Leib, als das wahre Headbanging begann.
Von seinem Aussichtspunkt oben auf den Hügeln konnte Martin alles genau beobachten. Er zog Paul an sich und ließ nicht zu, dass er hinsah.
Schließlich krachte der Fiesta in ein parkendes Auto und blieb reglos stehen. Die Nacht war erfüllt von Schreien und der Mathelehrer fragte sich, was er nun tun sollte. Könnte er irgendwie helfen, wenn er dort hinunterging? Es waren bereits zwei Polizeiwagen vor Ort, eben sprangen die Beamten aus dem Auto, um Erste Hilfe zu leisten.
Conor Westlake hatte eine Frau aus dem Weg gezerrt, als der Fiesta in das andere Auto knallte. Ihm kam es so vor, als würde die ganze Welt sich in Zeitlupe bewegen, sodass er die schreckliche Szene in allen Einzelheiten und völliger Stille betrachten musste. Dann erblickte er das Gesicht von Emma Taylor hinter dem rußverschmierten Fenster und mit einem Schlag kamen der Lärm und das Geschrei zurück. Conor eilte vorwärts.
Er riss die Tür auf und wuchtete das Mädchen aus dem Wagen. Sie brach sofort auf dem Boden zusammen, während Kevin Stipe hinten aus dem Fiesta kletterte und versuchte, auch seinen Freunden herauszuhelfen.
Emma brüllte wie am Spieß.
»Helft ihnen gefälligst, habt ihr gehört!«, schrie Conor eine Gruppe von Jungs in Kapuzenpullis an, die dastanden und starrten. »Zieht den Fahrer raus!« Er legte Emma einen Arm um die Schulter, half ihr auf die Füße und führte sie von dem brennenden Auto fort.
Plötzlich gab es hinter ihnen einen gewaltigen Blitz und der Fiesta explodierte. Ein riesiger Feuerball erhob sich in den Nachthimmel. Blindlings rannten die Leute nach allen Seiten davon.
»Guter Gott«, hauchte Martin. Passierte das wirklich? Sicher musste es sich um eine grauenhafte Special-Effects-Szene aus einem Actionfilm handeln! Gleich würden verchromte Terminator-Skelette, die mit Laserkanonen um sich ballerten, durch diese Flammen treten, oder fliegende Untertassen über allem kreisen.
Aber nein, das hier geschah in der Realität. Es war das echte, wahre Leben – nicht nur eine Fantasie.
Nun wurde die Halbinsel von einer zweiten, schwereren Explosion erschüttert – der Tank des zweiten Autos war voll gewesen.
»Flash … und Mob … Stichflammen und ein wild gewordener Pöbel …«, flüsterte Martin mit brüchiger, angewiderter Stimme.
Die E-Mail hatte nicht gelogen. Ein Knaller, in der Tat. Und diese Nacht würde ganz bestimmt Schlagzeilen machen. Hätte Martin zu diesem Zeitpunkt schon zugelassen, an solche Dinge zu glauben, wäre ihm auch aufgefallen, wer die geheimnisvolle Berühmtheit gewesen war, die unerkannt zu dieser Stunde zwischen all den jungen Leuten umherlief und die Choreografie für die gesamte Show arrangierte.
Trotzdem war all das nur das Ablenkungsmanöver – das Hauptevent des Abends würde sich im Frachthafen abspielen.
Blitze zuckten über den schwarzen Himmel.
8
Und der Heilige Magus musste sich würdig erweisen, das Land zu regieren, während der Herr im Exil weilte, und so ließ er das Große Martyrium über sich ergehen, das keiner zuvor je erduldet hatte, abgesehen vom Prinzen der Dämmerung selbst.
Derart wurde ihr Pakt besiegelt und in großen Lettern auf eine Seite geschrieben, die niemals vernichtet werden konnte, noch konnte sie verloren gehen oder vom Jockey gestohlen werden, der großes Unheil mit einer solchen Tat hätte anrichten können. Da ernannte sich der Heilige Magus selbst zum Ismus und seine Herrschaft anstelle seines Meisters nahm ihren Anfang, ohne dass irgendeiner sie infrage stellte oder anfocht, und die neue Ordnung hielt Einzug.
Im Innern des Metallcontainers auf dem Lkw von Tesco Charlie ließ Jezza den Blick von einem seiner Jünger zum nächsten wandern. Dank der drei billigen LED-Campinglampen, die an den kalten Wellblechwänden hingen, war alles in ein geisterhaftes Licht getaucht. Alle hatten Jezzas Aufforderung gehorsam Folge geleistet.
Queenie und Manda, die Ab-und-an-Freundinnen, wie er sie nannte, amüsierten sich prima. Queenie hing für ihr Leben gern mit der Clique herum: Es gab ihr die Chance, sich jünger als Mitte vierzig zu fühlen – ebenso wie die rabenschwarze Haartönung, die sie sich auf den Kopf geklatscht hatte, und ihr Bikergirl-Outfit. Als der Aufbau des Lkw wackelte, wirbelte sie im Kreis herum, fuhr sich mit den Händen durchs unnatürlich schwarze Haar und führte einen
Weitere Kostenlose Bücher