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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Hausaufgaben, aber das Geschrei und Geplärre machten Lernen zur absoluten Unmöglichkeit. Schließlich holte sie ihren MP3-Player aus der Schublade, um den Krach auszublenden, doch trotz der Musik hörte sie die beiden noch immer.
    Sandras Blick fiel auf das Buch, das sie am Nachmittag gekauft hatte. Sie nahm es in die Hand und betrachtete erneut die Zeichnungen darin. Stück für Stück wurde der Lärm im Haus leiser, bis schließlich eine tiefe Stille das Zimmer erfüllte. Draußen wurde das Licht des späten Nachmittags schwächer. Schließlich brannte nur noch die Leselampe, in deren Licht die gedruckten Seiten unter Sandras Fingern zu glühen schienen.
    Sandra schwirrte der Kopf. Als sie zu lesen begann, hatte sie das Gefühl, als würde etwas fortgespült, etwas Wichtiges sickerte aus ihr heraus, doch sie konnte ihre Augen nicht von Austerly Fellows’ Worten reißen. Hinter ihr erschien ein mächtiger Schatten, der sich auf ihre Schultern legte. Im nächsten Augenblick wippte Sandra Dixon in ihrem Stuhl vor und zurück.
     
    Die Herzdame zog sich den pflaumenblauen Umhang fester um die Schultern und die hermelinbesetzte Kapuze über den Kopf. Sie trieb ihr Pferd weiter an. Feine Wölkchen bildeten sich vor ihren Lippen, wenn sie ausatmete.
    Es war eine frostige Winternacht. Der Mond stand hoch am Himmel und über dem Reich lag eine dicke glitzernde Schneedecke. Das blasse Mädchen warf einen prüfenden Blick zurück über die Schulter auf die hohen, soliden Türme von Mooncaster. Die weißen Mauersteine funkelten wie gefrorene Milch und nur in einer Handvoll Fenstern brannte Laternenlicht. Wie wunderschön das Schloss vor dem dunklen, sternenübersäten Himmel wirkte. Sie war zuversichtlich, dass sie bald wieder dorthin zurückkehren würde, noch bevor man ihr Verschwinden bemerkte und bevor das Schlafmittel, das sie Mauger zu fressen gegeben hatte, seine Wirkung verlor. Sie hoffte, dass ihre Mutter, die Herzkönigin, es diesmal besonders geschickt und stark gebraut hatte. Zitternd schob sie alle Gedanken an das gefürchtete Monster beiseite. Heute Nacht musste sie reiten.
    Sie trieb ihr Pferd an und durchquerte das kleine Dorf Mooncot. Die Bauern waren allesamt in ihren Betten, doch noch immer stieg der angenehm duftende Rauch von Holzfeuer aus den Schloten der hübschen Häuschen. Der Teich im Herzen des Dorfes war zu einem beschlagenen Spiegel aus Eis geworden, auf dem das Licht des vollen Mondes wie weißes Feuer tanzte. Die Kohleaugen eines fröhlichen Schneemanns waren die einzigen Zeugen, die das vorüberreitende Mädchen sahen. Schon bald lag das Dorf hinter ihr und die winterliche Landschaft zog an ihr vorüber, sie kam an Wiesen vorbei, die wie weißes Linnen dalagen, an eingefrorenen Flüssen und frostüberzogenen Hecken, auf denen die Diamanten des Winters glitzerten.
    Das Gesicht der Herzdame fühlte sich ebenso kalt an wie das des Schneemanns, doch als sie in der Ferne die weiten Wälder von Hunter’s Chase erblickte, fingen ihre Wangen vor Aufregung an zu brennen.
    Die Straße verengte sich zu einem schmalen Weg, der wiederum zu einem schmalen Pfad wurde und sie über ein Feld führte, das an die äußeren Dickichte von Hunter’s Chase grenzte. Weit entfernt durchschnitt das einsame Heulen eines Wolfes die Nacht. Das Pferd stampfte wild schnaubend mit den Hufen und warf den Kopf hin und her.
    »Ruhig« , redete das Mädchen ihm gut zu. »Der hungrige Herr Wolf ist oben in den Bergen und weint den leeren Mondteller an. Er wird nicht herunterkommen, um uns zu behelligen. Sei tapferen Herzens. «
    Das Tier schüttelte noch einmal den Kopf.
    »Wir müssen in den Wald« , befahl sie.
    Mit zögernden Schritten tauchte das Pferd ins Dunkel der Bäume.
    Hunter’s Chase war eine wilde und bedrohliche Ecke des Königreichs. Viele Gefahren lauerten inmitten der Zweige. Im Hochsommer sorgten die Fülle an Blättern und das dichte Unterholz für ständiges Zwielicht und verborgene Pfade, doch in dieser harschen Kälte lag alles bar und entblößt.
    Die Herzdame bestaunte die glitzernden Eiszapfenvorhänge, die wie spitze Lanzen von den Ästen wuchsen, und die kristallenen Säulen, die vereinzelt sogar bis zum Boden reichten. Die umliegenden Bäume waren silbern und weiß, in allen Ecken und Mulden lagen Polster und Kissen aus Schnee. In der kalten, beißenden Luft vibrierte Magie.
    Wieder heulte ein Wolf näher diesmal. Dann stimmte ein weiterer einsamer Ruf mit ein. Das Pferd zitterte.
    »Fürchte dich

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