Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
Vom Netzwerk:
Bücherberge schließlich immer weiter aus.
    Auch Sandra Dixon war auf den Flohmarkt gekommen, um der erdrückenden Aufmerksamkeit ihrer Mutter zu entrinnen. Seit sie angegriffen worden war, hatte Mrs Dixon ihre Tochter nicht mehr aus den Augen gelassen. Sandra hatte ihre Freundin Debbie Gaskill angerufen, um sich zu beschweren, und sie hatten sich das ganze Wochenende über SMS geschickt, doch Mrs Dixon hatte sie dabei stets wie ein Schatten überwacht.
    Als Sandra erfahren hatte, dass zwei ihrer Peiniger während des Desasters von Felixstowe umgekommen waren, hatte sie sich merkwürdig taub gefühlt. Ihre Mutter hatte betont ihrer Enttäuschung Luft gemacht und mit verschränkten Armen gesagt: »Schade, dass es nicht alle drei erwischt hat!«
    Doch Feindseligkeit gehörte nicht zu Sandras Persönlichkeit. Sie hatte Debbie erklärt, wie komisch es sich anfühlte, noch immer die blauen Flecken zu haben, die sie diesen toten Mädchen verdankte. Es jagte ihr einen Heidenschrecken ein. Ihre Haut zeigte – in hässlichem Lila und Gelb – die letzten intensiven Eindrücke, die Ashleigh und Keeley in dieser Welt hinterlassen hatten. Wenn diese Flecken verblassten, was würde von ihren kurzen Leben übrig bleiben?
    Es grenzte an ein Wunder, dass Mrs Dixon Sandra erlaubt hatte, an diesem Sonntagnachmittag das Haus zu verlassen, doch auch die jüngeren Brüder des Mädchens verlangten nach Aufmerksamkeit, also hatte sie nachgegeben – unter der Bedingung, dass Sandra in spätestens drei Stunden wieder heimkommen würde.
    Die salzige Brise im Gesicht zu spüren, tat Sandra gut, während sie den Kieselstrand entlangspazierte, auch wenn sie den Schnitt in ihrer Lippe zum Brennen brachte. Volle zwanzig Minuten lang hatte Sandra den weiten Horizont betrachtet, ohne sich zu rühren. Dann ging sie weiter den einsamen Küstenpfad entlang, bis sie in der Ferne den Martello Tower sehen konnte und ihr einfiel, dass ja heute Flohmarkt war.
    Als sie auf den kleinen Campingbus mit dem Büchertisch davor stieß, blieb sie stehen und sah sich die alten Werke neugierig an.
    »Wie schön«, teilte sie begeistert der Frau mit, die vor dem Bus stand. »So alte Bücher wie die hier mag ich wirklich gerne. Ist es ein Roman oder geht es um mittelalterliche Geschichte? Die Illustrationen sind herrlich – sehr klare Linienführung. Die erinnern mich an die in den frühen Rupert-Bear-Comics. Von denen habe ich vier Sammelausgaben, alle noch von vor dem Zweiten Weltkrieg. Meine Oma hat sie mir geschenkt. Ich liebe sie!«
    Shiela betrachtete das spindeldürre Mädchen mit der geschwollenen Lippe und den Prellungen auf der Wange und es tat ihr leid. Sie war zu zerbrechlich für die Welt von Dancing Jacks. Es würde sie auf der Stelle überwältigen und zerstören.
    »Geh weiter«, flüsterte Shiela ihr drängend zu. »Das ist nichts für dich.«
    Sandra war sich nicht sicher, ob sie richtig gehört hatte. »Verzeihung?«
    Shiela warf einen ängstlichen Blick in den Bus, wo der Ismus und seine Leibwächter in ihrer Lektüre versunken waren.
    »Geh«, raunte sie dem Mädchen zu. »Um Himmels willen, mach schon!«
    »Ich will doch nur eins kaufen!« Sandra war völlig verwirrt. »Was haben Sie denn für ein Problem?«
    Shiela hatte Angst, dass die Männer sie hören könnten, also schüttelte sie nur den Kopf und nahm das Geld der Kleinen.
    »Aber lies es nicht!«, zischte sie ihr noch zu, während Sandra sich bereits abwandte. »Wirf es weg!«
    Sandra hielt die Frau für geistig verwirrt. Vielleicht gehörte der Stand zu einem Betreuungszentrum oder einer Klinik. Als sie einen Blick auf die geschwärzten Gesichter der beiden im Bus erhaschte, war sie überzeugt davon. Die zwei Männer darin wippten andauernd mit dem Oberkörper vor und zurück.
    Als sie sich verstohlen wieder abwandte, sah sie etwas, das jeden Gedanken an die seltsame Frau und den VW-Bus auf der Stelle verdrängte. Es war Viertel vor drei und Conor Westlake wartete noch immer darauf, dass Emma auftauchte. Er saß auf der Kaimauer, den Blick in Sandras Richtung gewandt. Sie hoffte, dass der Idiot sie nicht gesehen hatte, ging hinter einer Gruppe Menschen in Deckung und verschwand aus seiner Sichtweite. Das Buch fest umklammert drängte sie sich durchs Gewimmel, um sich auf den Heimweg zu machen.
    So verging der Nachmittag, Conor traf sich mit Emma und erstand dann ebenfalls ein Exemplar von Dancing Jacks. Die Bücherstapel wurden kleiner und kleiner. Der Ismus war hocherfreut.
    Um vier

Weitere Kostenlose Bücher