Dancing Jax - 01 - Auftakt
fuhr sie ihn an. »Euer Gerede ist nicht schicklich. «
»Und dennoch hat es ein rosiges Feuer in Euren Wangen entfacht! « Er lachte. »Hier in meinem Wald scheren wir uns nicht um Schicklichkeit. Die Hirsche brunften, die Tauben schnäbeln und gurren, die Hasen … Nun ja, Ihr wisst, was Hasen am besten beherrschen. « Wieder lachte er sie an. Diesmal war sein Grinsen noch breiter.
»Dann schätze ich mich glücklich, nicht in diesen Wäldern zu leben« , gab Jill zurück. »Nun sagt mir, Sir. Welche Geschäfte locken Euch in dieser Nacht von Heim und Herd fort?«
»Ich bin unterwegs, meine Brüder zu treffen« , erklärte er. »Wenn der Mond so weiß und rund wie heute ist, sammeln wir uns zum Jagen. «
»Welche Beute kann man in solch einer leeren Winternacht schon machen?«
Das Heulen war nun noch näher. Fest umschlang das Mädchen die Zügel, um das eigene Zittern zu unterdrücken.
»Es findet sich immer etwas, was man jagen kann. « Er funkelte sie mit seinen farblosen Augen an.
»Und Eure Brüder« , fuhr sie fort. »Sind auch sie Jäger?«
»Sie leben in den Wäldern« , gab er zur Antwort, während er dem Pferd mit seinen haarigen Händen den Hals streichelte.
»Ist es noch weit? Seid Ihr sicher, dass wir dem rechten Weg folgen? Hätten wir an der Abzweigung nicht nach links gemusst?«
»Nein, in der Tat« , sagte er. »Wir haben das Ende fast erreicht. «
»Hört Euch nur diese Scheusale an!«, keuchte sie. »Wir müssen uns eilen! Sie klingen, als hätten sie uns beinahe schon eingeholt. «
»Sie sind ausgehungert« , erklärte der Jäger, während er auf die gruseligen Rufe der Wölfe horchte. »Der Schweiß Eures Rosses hat die Luft getränkt. Sie verfolgen den Geruch. Sie wollen sich an dampfendem Fleisch gütlich tun – sie können es so deutlich riechen wie ich die Furcht, die Ihr verströmt, Mylady. «
»Haltet Eure Axt bereit!«, drängte die Herzdame. »Wir werden sie brauchen. Seht – da drüben! Zwischen den Bäumen! Da ist etwas – ein Wolf. Und da, ein zweiter! «
Die Wölfe waren schnell. Geschwind fegten sie durch den Wald und ihre bleichen Augen stierten das Mädchen voller Bosheit an.
»Eure Axt, Sir!«, wiederholte sie. »Sie umzingeln uns und kommen immer näher! «
Der Jäger wandte sich um und beobachtete, wie die Wölfe ihre Kreise enger zogen. Die Herzdame zog ihren Dolch und hielt ihn warnend vor sich.
»Hinfort mit euch!«, schrie sie mit so viel Entschlossenheit in der Stimme, wie sie zustande brachte.
Dann, zu ihrer Überraschung, fing der Mann an zu lachen. Es war ein warmer, freundlicher Klang und ungläubig starrte sie ihn an. Hatte er den Verstand verloren?
»Willkommen’.« , rief er. »Wie trefflich, meine Brüder. Seht, was ich uns eingefangen habe. Füllt eure knurrenden Mägen, indem ihr euch an dem Tier gütlich tut, aber überlasst mir das Mädchen, um meinen Hunger zu stillen, bevor ihr Blut getrunken werden soll. «
Die Wölfe pirschten sich aus den Bäumen heraus an. Lautes bedrohliches Knurren dröhnte tief aus ihren Kehlen. Der Jäger schüttelte den Kopf und warf seinen Mantel aus Häuten von sich. Gleich darauf folgten seine Kleider – und seine eigene Haut! Übrig blieb eine monströse Kreatur aus Fell, Krallen und Muskeln.
»Werwolf! « Das Mädchen kreischte.
Da setzten die Wölfe zum Sprung an und der fleischgewordene Albtraum stürzte sich auf die junge Frau. Sie zielte mit ihrem Dolch auf seinen Hals, warf ihn und trieb gleichzeitig ihr Pferd an. Das Ross galoppierte den vereisten Weg entlang und die Wölfe nahmen die Verfolgung auf.
Ein wütendes, durchdringendes gurgelndes Heulen ließ die schneebeladenen Bäume nun erzittern. Der Werwolf zog die Klinge aus seinem Hals und leckte sie ab. Dann setzte er seiner Beute mit gefletschten Zähnen nach.
Pferd und Reiterin flohen tiefer in den Wald hinein. Das Rudel und sein schrecklicher Anführer waren dicht hinter ihnen. Die Jagd hatte begonnen!
Die Herzdame konnte den Werwolf hinter sich brüllen hören. Das Pferd rannte so schnell, wie der gewundene Pfad es zuließ. Tief hängende Äste und umgestürzte Bäume zwangen es dazu, immer wieder abzubremsen. Das Ross machte weite Sätze und schlug Haken, doch die Jäger holten immer weiter auf. Scharfe Reißzähne schnappten nach dem Schweif. Das Pferd trat mit den Hinterhufen aus und der Angreifer flog gegen den nächsten Baum, wo sein Genick brach. Doch schon sprang ein zweiter Wolf an seine Stelle. Nun stürmte durch die Reihen
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