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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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Zigarre in seinem breiten Mund wackelte beim Laufen von links nach rechts.
    Für das meiste Aufsehen sorgte Yikker. Der Wärter, der Marcus wie die Pest gehasst und ihm sein kurzes Leben im Lager so schmerzvoll wie möglich gemacht hatte, war in das lange schwarze Gewand eines katholischen Priesters gekleidet, bis hin zu einem Birett auf dem pockennarbigen Schädel. In der einen Hand hielt er, wie eine Bibel, Dancing Jax, in der anderen seine Automatikpistole. Dieses Outfit fand Lee besonders paradox und die Abscheu stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Wie ihr seht«, verkündete Jangler, der den Wächtern einen leicht unbehaglichen, fast schon peinlich berührten Blick zuwarf, »haben die Punchinellos sich für neue Kleidung entschieden. Aber lasst euch von ihren neuen Kostümen nicht verwirren. Sie sind noch immer die Hüter des Weißen Schlosses und ihr müsst ihnen nach wie vor gehorchen. Wer das nicht tut, wird bestraft.«
    »Bestraft …«, wiederholte Hauptmann Swazzle, stierte zu Jody und aschte auf den Boden.
     
    An diesem Tag dauerte der Weg zu den Minchetbüschen länger als sonst. Die drei Punchinellos hatten zu viel Spaß mit ihren neuen Outfits, um die jungen Gefangenen so schnell wie sonst voranzutreiben. Bezuel und Yikker stolzierten, als würden irgendwo Paparazzi lauern, und dabei fotografierten sie sich mit den Handys, die sie vor Monaten konfisziert hatten. Hauptmann Swazzle legte einen lässigen Bad-Guy-Gang an den Tag: Er zog die buckligen Geier-Schultern noch weiter hoch, zog ein finsteres Gesicht und funkelte die umliegende Landschaft böse an. Garrugaska wurde ungeduldig und mürrisch und ließ seinen Ärger an Spencer aus.
    Als die Arbeitsgruppen sich voneinander trennten und schließlich ihr jeweiliges Ziel erreichten, ließen die Wächter die Kinder zweimal so hart schuften, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Yikker hatte die Peitsche mitgebracht und ließ sie jedes Mal niederfahren, wenn einer der Arbeiter nachzulassen schien oder zu lange verschnaufte.
    Inzwischen hatte sich jeder an den Anblick der Insassen gewöhnt, die das Lager zum Arbeiten verließen. Die Bewohner der Gegend um den New Forest fuhren ebenso wie Touristen langsam an ihnen vorbei, um ihnen Beleidigungen entgegenzubrüllen oder alles Mögliche nach ihnen zu werfen. Manchmal hielt eins der Autos auch an und der zornige Fahrer bestach einen der Punchinellos mit Zigaretten oder Geld, damit er einem der Gefangenen auf die Pelle rücken konnte: um ihn zu bespucken, zu schlagen oder grob in eins der dornigen Minchetgestrüppe zu stoßen, während er ihn als die niedrigste Entartung der Schöpfung beschimpfte. Diese Leute verhielten sich irre und brutal, aber die Kinder konnten nichts dagegen tun.
    An diesem Tag war es wieder einmal so weit. Am Nachmittag parkte ein mintgrüner Beetle am Straßenrand und ein Mann Mitte vierzig stieg aus. Vor ungebremstem Hass gegen die Abtrünnigen war er ganz rot im Gesicht. Während er die Straße überquerte, ballte er die Fäuste, sodass seine Knöchel weiß anliefen.
    Bezuel stieß Yikker an, damit dieser hinüberging und nachschaute, was der Mann ihnen als Bestechung bot, bevor sie ihm den »Umgang« mit ihren Schützlingen erlaubten. Yikker kicherte gurgelnd, voller Vorfreude aufs Feilschen, und watschelte in seinem Priestergewand los.
    Bezuel machte sich in der Zwischenzeit still und leise davon; der Saum seines Chinchilla-Überwurfs schlurfte geräuschlos über das Gras. In diesem Teil des Waldes wuchsen die Minchetpflanzen besonders dicht. Sie erdrückten und überwucherten die Bäume und der Wächter hatte Mühe, sich einen Weg hindurchzubahnen. Bezuel hatte bemerkt, dass einer der älteren Gefangenen sich vom Rest abgesondert hatte und inzwischen außer Sichtweite war. Während Yikker anderweitig beschäftigt war, wollte der Punchinello diesen streunenden Insassen verfolgen. Schon lange hatte Bezuel auf eine solche Chance gewartet. Gierig und erwartungsvoll leckte sich der Wärter über die schwulstigen Lippen.
     
    Die kleineren Mädchen ernteten tief in den stacheligen Hohlräumen. Sie mussten auf dem Bauch durch Haufen von spitzen Dornen robben, um die größten Früchte zu finden, die nur im Schatten wuchsen. Jederzeit konnten sie dort drinnen auf ein Nest der Großen Gaagler stoßen, daher wanden sich die Kinder nur zaghaft und voller Furcht vorwärts. Überall hingen Schwärme von Schmeißfliegen, die die stinkenden Minchetblüten bestäubten und ihre Maden in dem

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