Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
Geburtstag. Bald zu alt für Camp. Nicht gut. Musst gehen.«
Das traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. »Mein Geburtstag?«, murmelte sie. »Haben wir schon Juli? Oh mein Gott. Wo … wo schicken sie mich denn hin?«
Bezuel zuckte mit den Schultern. »Mir egal. Ich will schmecken, bevor du bist weg.«
Charm wandte zitternd den Kopf ab, während der Punchinello ihr T-Shirt mit der Pistole anhob und die bleiche Zunge aus dem Mund schob. Sie schloss fest die Augen, während Bezuel nach dem umgefallenen Einkaufskorb griff, um eine der gesammelten Früchte herauszunehmen und sie über Charms nackte Haut zu schmieren.
Plötzlich sprang ein dunkler Schatten aus den dornigen Zweigen hinter Charm, stürzte sich auf die Minchetfrucht in der Hand des Wärters und rammte die Zähne hinein. Bezuel schrie vor Schreck und Schmerz auf. Er schüttelte seinen Arm und wollte den Großen Gaagler abwerfen, aber der wickelte seine spindeldürren Beine um Bezuels Faust und knabberte gierig drauflos.
Während Bezuel kreischend umherhüpfte, rannte Charm weg. Ohne sich umzuschauen, wetzte sie durch den Wald zur Straße und zu den anderen.
Als sie dort ankam, fuhr der Beetle gerade fort. Yikker soff eine Flasche Merlot, die der Fahrer ihm gegeben hatte, und Alasdair rappelte sich eben wieder vom Boden auf. Auf seiner Schulter prangte der Abdruck eines Stiefels. Die anderen Kids standen um ihn herum, die Mädchen aus Charms Hütte halfen ihm hoch und er murmelte ihnen ein Danke zu, während er dem Punchinello im Priestergewand böse Blicke zuwarf.
Drei Schüsse waren zu hören. Yikker setzte die Flasche ab und starrte Charm fragend an.
»Spinnenmonster«, erklärte sie und versuchte, sich das Grauen, dem sie eben entkommen war, nicht anmerken zu lassen.
Yikkers Hakennase schnüffelte prüfend, und als Bezuel mit einer blutenden Hand zwischen den Bäumen hervorstürmte, brach er in schadenfrohes Gelächter aus.
Bezuel schnappte sich den Merlot und schüttete ihn hinunter. Obwohl er wieder die verspiegelte Brille trug, konnte Charm regelrecht spüren, wie der Punchinello sie lüstern anstierte.
Den restlichen Nachmittag hatte sie damit zu tun, den Annäherungsversuchen des Wärters aus dem Weg zu gehen, und sie sorgte dafür, dass sie keinesfalls mit ihm alleine war. Trotzdem war es ein ganz anderer Gedanke, der in ihrem Kopf herumkreiste, seit Bezuel vorhin diese Bombe hatte platzen lassen. Charm wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Lee und Maggie jetzt bei ihr wären. Was sollte sie nur machen? Sie wollte nicht aus dem Lager fort. Ihre Mädchen merkten, dass etwas nicht stimmte, aber Charm wollte sie nicht traurig machen und schwindelte ihnen vor, dass sie Kopfweh hatte. Doch tief drin fühlte sie sich furchtbar verzweifelt und sie hatte Angst.
Irgendwie überstand Charm ihre Schicht und den langen Rückweg. Nach der Abendsuppe bat sie Maggie, Lee und Spencer unauffällig ins Freie. Die Gräber und Marcus’ Gedenkstein waren ihr Lieblingsplatz geworden, um sich zu treffen und zu reden. Für gewöhnlich respektierten es die anderen Kids, wenn man sich dorthin zurückzog, um über ernste oder persönliche Angelegenheiten zu plaudern – oder wenn man einfach ein bisschen Zeit für sich allein brauchte. Charm führte ihre Freunde dorthin und setzte sich.
»Also«, fragte Lee, »verrätst du uns endlich, was dir über die Leber gelaufen ist?«
Charm hatte beschlossen, niemandem zu verraten, was Bezuel heute versucht hatte. Sie befürchtete, dass Lee es ihm irgendwie heimzahlen wollen und es dabei schaffen würde, erschossen zu werden. Sie würde mit Bezuel auf ihre Art fertigwerden. Bisher hatte sie es ja auch hingekriegt, von jetzt an musste sie nur umso wachsamer sein. Immerhin würde sie mit den widerlichen Avancen des Scheusals nicht mehr lange leben müssen.
»Ich hab bald Geburtstag«, fing sie an.
»Oh, Süße«, meinte Maggie. »Ich würd dir ’ne Kerze in die Suppe stecken, wenn ich eine hätte – und wenn die Suppe dick genug wäre.«
Lee sah sie entgeistert an. »Hölle, nein! Wann?«
Charm schlug die Augen nieder. »Am Siebten. Keine Ahnung, welchen wir heute haben, aber dieser Bez meinte, dass es nicht mehr lange dauert.«
Lees Miene wurde finster. Er hatte sich auch nicht gemerkt, welches Datum sie hatten, und seine Uhr zeigte keins an. Er sah zu Spencer, doch der schüttelte nur entschuldigend den Kopf. Lee blickte sich im Lager um. Ein paar Mädchen spielten mitten auf dem Rasen ein Abschlagspiel, andere
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