Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
Holzstachel wieder aufnahm.
Am anderen Ende des Dickichts summte Charm leise vor sich hin. Ohne es zu merken, hatte sie sich weit von den anderen entfernt. Sie überlegte, was sie für die Mädchen aus ihrer Hütte als Nächstes tun könnte – vielleicht ein neues Spiel oder etwas anderes Nettes. Ein Talentwettbewerb? Sie und Lee könnten die Jury spielen. Vielleicht könnten sie sogar für die anderen eine kleine Show einstudieren. Für so etwas zu proben, wäre bestimmt eine willkommene Abwechslung. Es könnte sogar eine Menge Spaß machen. Sie klopfte sich im Geist selbst auf die Schulter und summte dann weiter.
Auf den Zehenspitzen stehend, löste sie eine Frucht vom Stängel und legte sie zu den anderen in ihren Einkaufskorb. Als sie die schwitzende Frucht berührte, verzog sie wie immer angeekelt den Mund und wischte sich anschließend die Hände an ihrer superengen – und inzwischen auch superabgewetzten – Armani-Jeans ab.
»Nicht wegwischen«, schnarrte jemand mit kehliger Stimme.
Charm fuhr erschrocken herum – da stand Bezuel. Die dünnen Lippen hatte er zu einem fiesen, anzüglichen Grinsen verzogen, das die goldenen Kronen auf seinen gelben Zähnen zeigte.
»Du hast mich ja zu Tode erschreckt!«, hauchte sie und machte schnell den vorgeschriebenen Knicks. »Ich war gerade ganz woanders.«
»Nicht ganz woanders«, korrigierte der Punchinello sie. »Aber weit von anderen, ja.«
Charm schaute über seine Mütze hinweg und bemerkte erst jetzt, dass sie völlig allein waren. Bisher hatte sie immer gründlich darauf geachtet, dass das möglichst nicht passierte. Auf der Stelle war sie auf der Hut. »Dann geh ich mal besser zurück. Nicht, dass die noch glauben, ich hätte mich aus dem Staub gemacht oder verlaufen.«
Schnell wollte sie sich auf den Rückweg machen, aber der Punchinello packte sie an der Hand.
»Nein, nicht schon gehen!«, krähte er. »Bleib!«
»Ich muss die Minchets hier zum Laster bringen«, erklärte sie und versuchte, sich aus seinem Griff zu lösen. Doch der Wächter hielt sie fest.
»Bleib«, wiederholte er schwer atmend.
Charm wollte so schnell wie möglich weg, andererseits wollte sie ihm auch nicht zeigen, wie viel Angst sie hatte. »Aber nur ganz kurz.«
Bezuel hob ihre Hand und streichelte darüber. »Du nicht musst abwischen.«
»Doch, doch«, erwiderte sie mit einem aufgesetzten Lachen. »Das Zeug ist furchtbar klebrig und lockt die ganzen Fliegen an.«
»Nicht wischen«, wiederholte der Punchinello. Und noch bevor sie ihn davon abhalten konnte, steckte der abstoßende Kerl ihre Finger in den Mund und lutschte daran.
Charm hätte sich um ein Haar übergeben und versuchte, sich loszumachen, aber der Punchinello ließ sie nicht gehen. Sie spürte seine kalte dicke Zunge zwischen ihren Fingern, während seine Lippen wie zwei Schnecken über ihre Knöchel schlabberten. Hinter der verspiegelten Sonnenbrille verdrehte er genüsslich die Augen.
Endlich lockerte er grinsend seine Umklammerung. Charm zog die Hand weg und schob sie unter ihren anderen Arm.
»Ich geh jetzt«, stellte sie klar und in ihrer Stimme schwang eine Mischung aus Wut, Ekel und Furcht.
»Nicht gehen!«, befahlt der Wächter und verstellte ihr den Weg. »Bezuel will reden. Bezuel dich mag. Du hübsch.«
»Danke, aber ich –«
Der Punchinello hob die Sonnenbrille hoch. Die Absicht in seinen Augen war unmissverständlich. Charm wich langsam zurück.
»Du magst neues Gewand von Bezuel? Ist gut, ja? Bezuel gesehen in Fernseher. Bezuel viel gelernen aus Fernseher. Weiß, dass Pussys stehen auf Bling-Bling, Funkelsteine, wie Maden auf Minchet. Ihr Bitches mögt Glänzegold und Klunker, ja? Bezuel dich lässt Gold anfassen – du Bezuel lässt, dich anfassen.«
»Nicht mal mit ’ner Feuerzange, Kumpel, und dein Bling-Bling kannst du dir sonst wo hinschieben! Kein Interesse!«
Die mit Ringen behängten Finger grapschten nach ihr und Charm rannte kreischend davon. Doch der Wärter erwischte ihren pinken Bvlgari-Gürtel, riss sie zurück und drückte sie in die Büsche.
Charm schrie um Hilfe, aber der Punchinello zog seine Waffe und drückte sie gegen ihren Bauch.
»Du ganz ruhig!«, knurrte Bezuel. »Nicht schreien. Wenn andere Abtrünnlinge kommen und helfen wollen, dann ich schieße in Kopf, dann ich schieße dich. Du willst Blei oder Gold? Bezuel will dein Booty, Bezuel will haben – bevor du gehen.«
»Gehen?«, hakte Charm nach. »Wohin gehe ich denn?«
Der Wärter kicherte. »Du bald
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