Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
staubigen Sandalen – sie sind wie ein Grippevirus. Nicht einmal in diesem Königreich waren wir dagegen immun: Ein Teil dieser lästigen Person ist hereingefleucht. Doch zum Glück ist ihre Anwesenheit hier ein Übel, das man kurieren kann. Dafür habe ich persönlich gesorgt – keine Eventualität wurde außer Acht gelassen.«
»Scheiße, Sie sind eine der größten Irren von allen!«, schnauzte Lee. »Sie wollen mir erzählen, dass dieser gemeingefährliche Psychomörder, der Schizo, der mich mit der Axt zerstückeln wollte, eigentlich Jesus Christus ist? Jetzt reicht es aber!«
Malinda legte den Kopf schief. »Aber natürlich. Wie sonst sollte jemand wie er im verstörenden Prisma von Mooncaster, dem persönlichen Spielplatz des Teufels, in Erscheinung treten?«
»Oh Mann, die tickt nicht mehr richtig«, mischte Maggie sich ein.
»Das Schöne daran ist«, fügte Malinda hinzu, »indem er in dieses Reich eingedrungen ist und die Rolle des Bösen Hirten angenommen hat, musste der Nazarener einwilligen … Nun, wie soll ich sagen? Er musste meine Geschäftsbedingungen akzeptieren. Das heißt also: Stirbt er hier, muss er auch in jeder anderen Welt sterben. Seine Macht und sein Einfluss werden verpuffen, vollkommen. Doch nur der Creeper kann das schaffen. Das also sollst du für mich tun. Das ist es, was du tun musst. «
Lee rang um Worte. »Sie wollen, dass ich Jesus kille? Ist das Ihr Ernst? Und Sie meinen, dass ich da auch nur für ’ne Sekunde drüber nachdenke?«
»Darum warte ich schon so lange darauf, dich kennenzulernen. Deshalb bist du so wichtig. Dieser mächtige Sieg kann nur durch deine Gabe errungen werden. So viel Schmerz und Unannehmlichkeiten hätten sich vermeiden lassen, wenn du dich schon früher zu erkennen gegeben hättest.«
Maggie hatte genug gehört. »Lasst uns abhauen«, sagte sie angewidert. Sie wollte die Tür öffnen, da wirbelte Malinda mit dem Zeigefinger in der Luft herum und das Schloss schnappte zu.
»Ihr könnt nicht gehen. Ich bin noch nicht fertig. Noch haben wir unser Geschäft nicht abgeschlossen.«
»Scheiß drauf!«, schnauzte Maggie. »Wir brauchen die blöde Tür nicht. Lee kann uns auch so zurück in unsere Welt bringen.«
»Ts, ts, nein, er kann nur zurückkehren, wenn er im Freien ist, sonst funktioniert es nicht. Nicht wahr, mein Bester?«
Lee schwieg. Er hatte ebenfalls genug. Was er gehört hatte, fand er mehr als abstoßend. Malinda würde sie nicht hier einsperren! Schnurstracks steuerte er auf das nächste Buntglasfenster zu und schlug es mit dem Einhornschädel ein.
Doch die gute Fee schnippte mit den Fingern und sofort knallten wie auf Kommando die hölzernen Läden zu. Sosehr Lee auch dagegendrückte und mit den Fäusten darauf einhieb, sie gaben kein bisschen nach.
»Ohne meine Erlaubnis kommt ihr nie hier heraus«, informierte Malinda ihn – ihre Stimme schien plötzlich verändert. Sie klang tiefer, grausamer, fast männlich. Auf ihrer Wange erschien ein Fleck aus schwarzem Schimmel. »Und ich werde euch sicherlich nicht ins Lager zurücklassen, damit ihr meinen ergebenen Lockpick ermordet. Seine Familie hat mir seit drei Generationen treu gedient, außerdem hat er solch famose Arbeit geleistet, um euch dort leiden zu lassen. Es war weit unterhaltsamer, als ich erwartet hätte. Eure kleinen Streitereien zu beobachten, das Geläster, die aufkeimenden Romanzen – höchst amüsant. Doch schließlich und endlich sind wir hier.«
Die Teenager drehten sich zu der Fee um. »Woher wissen Sie von dem Camp?«, wollte Maggie wissen.
»Woher wissen Sie überhaupt so viel über uns? Wer sind Sie?«
Malinda verdrehte die Augen. »Habt ihr Schwachköpfe das immer noch nicht begriffen?«
Langsam drehte sie sich auf ihrem Schemel einmal um die eigene Achse, wobei ihr Taftkleid laut raschelte. Als sie die drei Jugendlichen wieder anschaute, hatte sich ihr Gesicht vollständig verändert und die Kleider passten ihr nicht mehr. Der vom Alter gekrümmte Rücken streckte sich und die buckligen Schultern waren breit und kräftig. Aus den Ärmeln ragten sehnige Unterarme und die Beine waren wesentlich länger. Die Augen waren nicht länger blau, sondern ungeheuer dunkel, die Züge hager und das Zuckerwattehaar war nun glatt und schwarz. Ohne länger Halt zu haben, fielen die blutgetränkten Verbände zu Boden.
Die alte Frau war fort. An ihrer Stelle hockte in derselben Robe – der Ismus.
Auf seinem Gesicht erschien das typische durchtriebene Lächeln. »Schon
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