Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
Tische holperten über den Boden, als die Steinfliesen unter ihnen zu zittern begannen, und auch der große Weidenkorb, in dem die Koboldjungen ein wildes Gelächter angestimmt hatten, wurde ordentlich durchgeschüttelt.
Auf einen Schlag war es vorbei. Das Feuer in den Kaminen knisterte wieder fröhlich und friedlich vor sich hin und alles in der Küche war so normal wie eh und je.
Schlotternd und verängstigt stolperte Columbine einige Schritte von der Hexe fort. »Schert Euch davon, gemeines Weib!«, schrie sie. »Geht, bevor ich nach der Punchinello-Wache rufe.«
Haxxentrot gackerte heiser. »Ich bin hier ohnehin fertig, meine hübsche Pastetenwirtin. Hier hast du das magische Geschenk, um das du Haxxentrot gebeten hast.« Sie hielt ihr die vom Alter gezeichnete Hand hin und reichte ihr das Tamburin. Columbine starrte es an.
»Das ist unmöglich!«, rief die Küchenmagd.
»Und doch siehst du es mit eigenen Augen«, erwiderte die Hexe. »Diesmal lügen sie nicht.«
In der Mitte des Trommelfells, wo sich vor wenigen Momenten nur ein einfaches Pergament befunden hatte, saß nun ein menschliches Ohr. Die beiden waren ohne sichtbare Naht miteinander verschmolzen. Auch war das Ohr nicht länger schwarz und verschrumpelt, sondern hatte dieselbe Farbe wie das gespannte Fell des Tamburins.
»Was habt Ihr getan?«, wisperte Columbine. »Und warum?«
»Sir Lucius Pandemian war der Letzte, der den durchdringenden Ruf von Deathknelly vernommen hat«, erklärte Haxxentrot. »Und ebenso wie der letzte Anblick eines Sterbenden in seinen Augen auch nach dem Tod gefangen bleibt, so wurde das Getöse der großen Glocke in diesem Ohr eingesperrt.«
Sie schüttelte das Tamburin prüfend und sah mehr als zufrieden mit ihrem Werk aus. »Für dich und mich klingt es nur wie ein harmloses Bimmeln. Aber wenn du diesen Schellenkranz anschlägst, sobald sich dieser Lüstling, der Jockey, an dich heranmachen will, dann wird die donnernde Stimme von Deathknelly erwachen und in seinem Kopf widerhallen, denn nur an ihn ist sie durch sein Blut nun gebunden. Ein leichtes Schütteln wird ihn wimmernd in die Flucht schlagen. Ein zweites wird ihm das Blut aus den Ohren strömen lassen, so ungezähmt wie das Brunnenwasser im Garten der Herzkönigin. Ein drittes Schütteln wird seinen dummen Schädel wie ein Hühnerei spalten, auf dass ihm das Eigelb seines Hirns verkocht. Nun, Kind, ist das nicht das wundervollste Entgelt für Pastete und Käse? Was sagst du? Hat man dir deine Gutmütigkeit, die du Granny Oakwright gegenüber gezeigt hast, nicht mehr als angebracht zurückgezahlt?«
Columbine nahm das Instrument staunend entgegen. Sie war zu verblüfft, um auch nur ein Wort herauszubringen.
Haxxentrot nickte stolz und rieb sich die knochigen Hände.
»Ihr habt mich gerettet!«, rief das Mädchen schließlich. »Nie wieder wird er mir zu nahe kommen und Hand an mich legen!« Sie war so froh, dass sie umhertollte und dabei das Tamburin schlug.
»Pass gut darauf auf und trage es bei dir, wohin du auch gehst«, schärfte ihr die Hexe ein. »Sieh zu, dass es immer in Reichweite ist, sonst wird es dir schlecht ergehen.«
Columbine versprach es. »Lasst mich Euch mit dem Korb helfen«, bot die Küchenmagd an.
Haxxentrot lehnte ab. »Genug der Hilfsbereitschaft! Sonst schulde ich dir noch ein zweites Geschenk, raffgieriges Mädchen! Glaubst du denn –« Sie verstummte und starrte in die Ecke am hinteren Ende der Küche, wo der Salzsack stand, dessen Inhalt sich über den Boden ergossen hatte.
»Oje, Meisterin Slab wird sich furchtbar aufregen!«, schluchzte Columbine, als sie den Schlamassel erblickte. »Salz ist so teuer! Ich muss es rasch aufkehren und in einen anderen Sack füllen, hoffentlich wird sie –«
Die Hexe packte sie am Arm. »Bleib hier, Kind!«, fuhr sie Columbine an. »Hast du keine Augen im Kopf? Wessen Spuren sind das dort?«
Erst jetzt bemerkte Columbine die Abdrücke im ausgeschütteten Salz. »Fußspuren«, nuschelte sie verdutzt.
»Ganz recht«, sagte Haxxentrot. »Und doch ist keiner von uns dort hinübergegangen.«
Die Küchenmagd wandte ihr ein erschrockenes Gesicht zu. »Aber woher kommen sie dann?«
»Es scheint, die Maus, die ich gehört habe, war gar keine. Jemand bespitzelt uns. Ein Eindringling, der sich vor unseren Blicken verbirgt.«
»Doch wer in Mooncaster ist dazu fähig? Ist das eine neue Missetat des Bösen Hirten? Ist er hier? Werden wir nun geschlachtet und gemeuchelt?«
»Das werden wir gleich
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