Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
einfiel, war Always look on the bright Side of Life aus Das Leben des Brian. Maggie war nicht unbedingt Weltbeste im Pfeifen, aber sie gab ihr Möglichstes und hoffte, dass Jody sie hören konnte.
»Du!«, schrie der Wächter sie an. »Was du machst? Kein Pfeifen! Du geh und mach Würschtlchen!«
Maggie knickste gehorsam und schob sich durch die offene Tür. Von der Rückseite des Gebäudes her war noch immer Jodys einsames Stimmchen zu hören, das sich durch den merkwürdigen Song kämpfte. »If you … like Ukulele Lady, Ukulele Lady like a’you. If … if you like … to linger where it’s shady, Uku … Ukulele Lady linger too …«
Es war herzzerreißend: Der zweite Tag hatte eben erst begonnen und Jody halluzinierte bereits. Wie lange würde sie durchhalten?
Maggie ging in die Küche und fühlte sich furchtbar elend, weil sie nichts machen konnte. Der Punchinello Anchu erwartete sie bereits. Wenig später traf auch Esther ein.
Die beiden Mädchen bereiteten diesmal eine noch dickere Suppe zu, um auszugleichen, dass sie gestern gar nichts zu essen bekommen hatten. Allmählich verschrumpelten die Küchenabfälle und begannen, in der Maihitze zu schimmeln, weshalb sie einen großen Anteil wegwerfen mussten. Maggie bezweifelte, dass die Vorräte bis zum Ende der Woche reichen würden, doch sie fand, dass es klüger war, heute gut zu essen und sich morgen Gedanken darum zu machen.
Esther war heute ungewöhnlich still, aber Maggie hatte keine Zeit, nach dem Grund zu fragen. Während der letzten Tage hatte sie bemerkt, dass Esther immer die Fingerknöchel knacken ließ, wenn sie nervös oder angespannt war. Heute Morgen machte sie das ziemlich häufig.
Sobald Anchu den großen Würstchenteller zur Hütte der Punchinellos trug, machte sich Maggie rasch ans Werk, um den Geistesblitz umzusetzen, den sie letzte Nacht gehabt hatte. Sie nahm einige Handvoll Pastinakenschalen, röstete sie im Bratwurstfett, bis sie schön knusprig waren, und verteilte sie dann auf der Suppe.
»Na, ist das clever oder was?«, meinte sie stolz. »Ist mir letzte Nacht durch den Kopf geschossen. Das schmeckt sicher superlecker!«
Esther war zu abgelenkt, um irgendetwas zu erwidern. Solange ein Wächter in der Nähe war, passte sie immer auf, möglichst wenig zu sagen. Aber wenn sie unter sich waren, konnte Maggie sie eigentlich stets zum Lachen und zum Plaudern bringen: Esther war die Jüngste von drei Geschwistern und stammte aus einer sehr liebevollen Familie, in der sich alle sehr nahgestanden hatten. Maggie gefiel der Gedanke, dieses Gefängnis für Esther etwas erträglicher zu machen, indem sie sie nach Dingen fragte, die vertraut und tröstend waren – nach der guten alten Zeit vor dem Buch.
»Was ist denn heute mit dir los?«, fragte sie. »Geht’s dir nicht gut? Wart’s ab, nach der Suppe sieht die Welt schon wieder anders aus.«
Esther konnte sie kaum ansehen.
»Na schön«, sagte Maggie. »Hier steht ein Elefant und wedelt mit einem Leuchtschild herum, auf dem mein Name steht. Wenn du ein Problem mit mir hast, dann spuck’s aus.«
Die Dreizehnjährige ließ wieder einmal ihre Fingerknöchel knacken. »Es ist nur … was die anderen alle sagen.«
»Über mich?«
Esther nickte. »Sie sagen, dass du Jody bei dem alten Mann verpfiffen hast. Und dass du richtiges Essen von ihm bekommst, wenn es keiner merkt.«
Maggie lehnte sich gegen die Arbeitsplatte. »Denken die das im Ernst?« Das war ein Schlag ins Gesicht. »Wie kommen sie denn darauf? Ich würde nie … Und du bist doch den ganzen Tag lang bei mir. Wann bitte soll ich denn dieses Extraessen bekommen?«
Esther zuckte mit den Schultern. »Manchmal gehst du alleine weg.«
»Ja, um mich um Jodys Rücken zu kümmern! Ich glaub’s nicht, dass du diesen Mist schluckst!«
»Die anderen sagen, dass du ein Spitzel bist. Du stellst ja ständig alle möglichen Fragen.«
»Weil ich mich für andere interessiere! Verfluchte Scheiße, das mach ich nicht mit!« Aufgebracht rauschte Maggie in den Speisesaal, wo die anderen halb verhungert auf ihren Plätzen saßen und ungeduldig auf ihr Frühstück warteten.
Maggie sah jeden reihum an. Die wenigsten hielten ihrem Blick stand. Also stimmte es, man hatte über sie getratscht. Das traf sie sehr, aber das würde sie keinen wissen lassen.
»Ich habe was zu sagen. Und ihr werdet verdammt noch mal zuhören, wenn ihr heute Morgen was zu beißen haben wollt. Sonst kipp ich die ganze Scheißsuppe nämlich in den Gulli.«
Die
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